Skip to main content
Top

2010 | Book

Gesellschaftliche Entwicklungen im Spiegel der empirischen Sozialforschung

Editors: Prof. Dr. Frank Faulbaum, Prof. Dr. Christof Wolf

Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Book Series : Schriftenreihe der ASI - Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute

insite
SEARCH

About this book

Im vorliegenden Band zeichnen namhafte Fachvertreter zentrale Entwicklungslinien ausgewählter Gebiete der empirischen Sozial- und Politikforschung in den letzten Jahrzehnten nach. Dargestellt werden die soziale Entwicklung (soziale Ungleichheit, Familie im Wandel, demographische Entwicklung), der Wandel von Einstellungen und Werten, Entwicklungen im Bereich der Politikforschung sowie verschiedener Teilbereiche der Methodenforschung (Datenanalyse, Datengrundlagen, Umfrageforschung).

Table of Contents

Frontmatter

Einleitende Bemerkungen

Einleitende Bemerkungen
Zusammenfassung
Im Jahr 2009 beging die Bundesrepublik Deutschland das 60jährige Jubiläum des Grundgesetzes. Auf die gleiche Zeitspanne blickte in jenem Jahr auch die Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) zurück. Dies war für die ASI Anlass genug, auf ihrer Jahrestagung einen Blick auf bestimmte Aspekte der gesellschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland und für die Sektion „Methoden der empirischen Sozialforschung“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Anlass, einen Blick auf die Entwicklung der empirischen Forschungsmethoden in den vergangenen 60 Jahren zu werfen und mit einem Blick auf zukünftigen Entwicklungen zu verbinden. Im vorliegenden ersten Band der ASI-Schriftenreihe sind die ausgearbeiteten Beiträge einer gemeinsamen Tagung von ASI und Methodensektion zusammengestellt. Mit der Veröffentlichung der Beiträge geht zugleich die Erwartung einher, eine Orientierungshilfe für Lehrende und Studierende im Bereich der empirischen Sozialforschung zur Verfügung zu stellen, zumal die Mehrzahl der Beiträge Perspektiven für die Zukunft abzuleiten versucht.
Frank Faulbaum, Christof Wolf

Zur sozialen und demographischen Entwicklung

Ungleiche Verteilungen und ungleiche Chancen
Zur Entwicklung sozialer Ungleichheiten in der Bundesrepublik
Zusammenfassung
Sechzig Jahre Ungleichheitsentwicklung nachzeichnen zu wollen ist in diesem begrenzten Rahmen ein fast unmögliches Unterfangen. Es erfordert von vorneherein Einschränkungen im Gegenstandbereich. Zum ersten blende ich die Entwicklungen in der DDR vor dem Beitritt 1990 aus. Zum zweiten konzentriere ich mich im Hinblick auf die betrachteten Ungleichheitsdimensionen auf diejenigen Dimensionen, für die ich, erstens, mit guten Gründen eine konstant hohe Bedeutung für die Ungleichheitsstruktur insgesamt annehmen kann, und die, zweitens, geeignet sind, Einflüsse wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels auf die Ungleichheitsstruktur widerzuspiegeln. Dies gilt wohl unbestritten einerseits für Geld in Form von Einkommen und Vermögen und andererseits für Erwerbsbeteiligung und die berufliche Positionierung. Trotz einiger Abgesänge auf die Arbeitsgesellschaft bereits vor einigen Jahrzehnten (Gorz 1983) und trotz des vielbeschworenen „Fahrstuhleffekts“ (Beck 1986) der gesamtgesellschaftlichen Wohlstandsentwicklung bilden beide Bereiche wohl unbestritten immer noch den Kern der Ungleichheitsstruktur und der Voraussetzungen für gesellschaftliche Teilhabe auch in anderen Lebensbereichen. Allerdings muss bei einer Betrachtung längerfristiger Entwicklungen bedacht werden, dass sich die Bedeutung einzelner Ungleichheitsdimensionen ändern kann. Bei den Einkommen gilt es die Relation zwischen Individuellem Arbeitseinkommen und dem Äquivalenzeinkommen zu beachten, bei beruflichen Positionen im Zusammenhang mit der Destandardisierung von Beschäftigung neben den üblichen Gratifikationen auch die Entwicklung von damit verknüpften Anforderungen und Belastungen Schließlich soll, als wesentliche Vorbedingung für den Zugang zu Geld und Beruf, als weitere zentrale Ungleichheitsdimension der Zugang zu (höherer) Bildung betrachtet werden. Die Betrachtung dieser Ungleichheiten über die historische Zeit orientiert sich an drei Fragen:
1.
Wie entwickelt sich das Gesamtvolumen dessen, was verteilt werden kann?
 
2.
Wie ungleich ist es insgesamt verteilt?
 
3.
Wie ungleich sind die Chancen des Zugangs dazu zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen verteilt, nämlich zwischen höheren und niedrigeren Bildungs- und Statusgruppen, Männern und Frauen, verschiedenen Altersgruppen und Lebensformen sowie Migranten und Deutschen?
 
Martin Diewald
Die Familie im Wandel
Zusammenfassung
Skizzierung der Ausgangslage aufgrund der empirischen Forschungsbefunde und Auflistung der aktuellen Deutungsmuster über den abgelaufenen familialen Wandel.
Rosemarie Nave-Herz

Zum Wandel von Einstellungen und Werte

Kulturumbruch und Wiedervereinigung
Wertwandel in Deutschland in den letzten 60 Jahren
Zusammenfassung
Solange sozialwissenschaftliche Institute, wie sie in der ASI zusammengeschlossen sind‚ Bevölkerungen befragt haben, solange haben sie nicht nur Wahlabsichten und Konsumwünsche, sondern auch Werte erfragt. Anders als Wahlabsichten oder Konsumwünsche aber richten sich Werte nicht auf jedermann bekannte Objekte der sozialen Welt, sondern sind Vorstellungen im Kopfe des einzelnen Menschen. Die Sozialforschung erfragt beides von jedem und zählt die Ergebnisse für alle zusammen. Dass ein Drittel der Bevölkerung nach Selbstverwirklichung strebt, klingt dann ebenso eindeutig wie, dass ein Drittel im letzten Jahr nach Mallorca gefahren ist. Aber während die Fahrten nach Mallorca sich problemlos addieren lassen, weiß niemand genau, ob man nicht Äpfel und Birnen zusammenzählt, wenn man die Antworten auf eine Frage nach der Selbstbestimmung addiert. Heißt die Selbstbestimmung des einen sich durchzusetzen und die des anderen sich einbringen, die eines dritten etwas zu leisten und eines vierten etwas zu erleben? Ein Wert kann vieles bedeuten, und fast alle Vorstellungen eines Menschen kann man als Wert bezeichnen. Will eine Untersuchung von Werten nicht in Beliebigkeit stecken bleiben, so sollte sie damit beginnen, ihre Auswahl von Werten zu begründen.
Heiner Meulemann
Einstellungen und Befindlichkeiten im Wandel
Zusammenfassung
Vor 60 Jahren, als die Arbeitsgemeinschaft der Sozialwissenschaftlichen Institute gegründet wurde, stand Deutschland noch ganz unter dem Eindruck des Krieges und der Kriegsfolgen. Zwei Drittel der Männer hatten den Krieg als Soldat miterlebt. Die Mehrheit der gesamten Bevölkerung hatte durch den Krieg Angehörige oder Freunde verloren. Eine Befragung unter-30-jähriger Männer vom Beginn der 50er Jahre ist ein Dokument traumatischer Erfahrungen, wie sie sich die heute Unter-30-Jährigen kaum vorstellen können. 51 Prozent der unter-30-jährigen Männer berichteten damals, dass Menschen, die ihnen viel bedeuteten, im Krieg gefallen waren oder vermisst wurden. 57 Prozent hatten während des Krieges oder in den ersten Jahren nach dem Krieg stark unter Hunger gelitten; 41 Prozent hatten schwere Luftangriffe erlebt; gut jeder Dritte berichtete, dass der Vater oder Brüder lange in Gefangenschaft waren.
Renate Köcher

Entwicklungen im Bereich der Politik

Medien und Politik im Spiegel von 60 Jahren empirischer Forschung
Zusammenfassung
Die Entwicklung des Verhältnisses von Politik und Medien kann man anhand von drei Indikatoren betrachten. Der erste Indikator sind die rechtlichen Rahmenbedingungen der Politik und der Medien. Sie haben sich im Laufe der Jahrzehnte zugunsten der Medien verschoben, was die Handlungsmöglichkeiten der Politik verringert und die Handlungsmöglichkeiten der Medien vergrößert hat (vgl. Kepplinger 2009c). Dieser Aspekt soll hier, weil er einen besonderen Zugang verlangt, nicht erörtert werden. Der zweite Indikator ist die Darstellung der Politik in der aktuellen Berichterstattung der Medien. Dieser Aspekt wird exemplarisch anhand von langfristig angelegten Inhaltsanalysen behandelt. Der dritte Indikator ist das Verhältnis zwischen Politikern und Journalisten. Dieser Aspekt wird anhand einer Reihe von Umfragen unter Politikern und Journalisten diskutiert. Den Hintergrund bildet ein kurzer Blick auf die realen Probleme des Landes und die Tätigkeit des Deutschen Bundestages. Er liefert ohne Anspruch auf eine eingehende oder gar abschließende Beurteilung einige Basisinformationen zur Einschätzung der Gegenstände der Politikberichterstattung der untersuchten Medien.
Hans Mathias Kepplinger
Die deutsche Wahlforschung und die German Longitudinal Election Study (GLES)
Zusammenfassung
Politische Wahlen sind die zentrale Institution der repräsentativen Demokratie. Sie sind diejenige Form politischer Mitwirkung der Bürger, die am breitesten genutzt wird (Steinbrecher 2009), und haben die Funktion zu gewährleisten, dass sich die Herrschaftsträger gegenüber den Bürgern für ihr Handeln verantworten müssen und politisch zur Rechenschaft gezogen werden können (Katz 1997). Die Analyse des Wählerverhaltens gibt Aufschluss, inwieweit diese normativen Aspirationen im realen politischen Prozess der Demokratie tatsächlich erreicht werden. Das an den Zielen der Beschreibung und theoriegeleiteten Erklärung orientierte Studium des Verhaltens der Stimmbürger und seiner Hintergründe (für Überblicke siehe Falter/Schoen 2005; Arzheimer/Evans 2008) ist infolgedessen ein Forschungsfeld von essenzieller Bedeutung für jegliche empirisch wie normativ ausgerichtete sozialwissenschaftliche Demokratieforschung. Die empirische Wahlforschung liefert wesentliche Erkenntnisse über die Legitimation des demokratischen politischen Systems, seine Funktionsmechanismen und Leistungen sowie letztlich seine Qualität. Das nicht zuletzt mangelnder Unterstützung durch die Bürger geschuldete Scheitern der ersten deutschen Demokratie im Jahr 1933 unterstreicht die Wichtigkeit eines angemessenen Verständnisses der vielfältigen Facetten des wahlpolitischen Prozesses und ihres Zusammenwirkens.
Rüdiger Schmitt-Beck, Hans Rattinger, Sigrid Roßteutscher, Bernhard Weßels

Bestandsaufnahme der methodisch-statistischen Forschung

60 Jahre Empirische Sozialforschung in vergleichender Perspektive
Zusammenfassung
“Traditionally, German sociology and political science have been primarily theoretical, speculative, or historical, rather than empirical and quantitative. Change in research orientation is in itself an important problem for social sciences. In the case of German social science, there was much resistance to change because emphasis on measurement was frequently considered an American idea, while the development of all-inclusive philosophical systems was associated with the supremacy of German social science” (Katona 1953/54, 471).
Christian Fleck
Sechzig Jahre Datenanalyse Ein selektiver Rückblick aus verschiedenen Perspektiven
Zusammenfassung
In diesem Beitrag will ich versuchen, sechzig Jahre Datenanalyse in Deutschland Revue passieren zu lassen. Mit Datenanalyse meine ich die Vielzahl statistischer und anderer Verfahren, mit denen Sozialwissenschaftler theoretische und praktische Forschungsfragen mit Hilfe empirischer Daten beantworten. Tabelle 1 zeigt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – eine kleine Auswahl unterschiedlicher Verfahren der Datenanalyse. Im Folgenden will ich mir die Frage stellen, ob es eine Geschichte gibt, mit der sich die Entwicklung und der Einsatz dieser Verfahren in der Forschungspraxis in den letzten sechzig Jahren nacherzählen lässt. Im Prinzip ist das eine wissenssoziologische Frage nach den Verlaufsformen und Durchsetzungsbedingungen wissenschaftlicher Innovationen. Eine entsprechende Theorie der Diffusion von Innovationen wurde von Everitt Rogers (1964) vorgelegt. Danach müsste man die Art der jeweiligen datenanalytischen Innovationen analysieren, die unterschiedlichen Kommunikationskanäle benennen, die zur Verbreitung dieser Innovationen zur Verfügung standen und schließlich die Sozialsysteme charakterisieren, in denen diese Innovationen sich verbreitet haben, um daraus Schlussfolgerungen über den Erfolg und die Durchsetzungsgeschwindigkeit der einzelnen Innovationen abzuleiten.
Hans-Jürgen Andreß
Herausforderungen der Umfrageforschung
Zusammenfassung
Im vorliegenden Beitrag wird zunächst ein zentrales Defizit der Qualitätsbestimmung in der Umfrageforschung dargestellt, nämlich die Tatsache, dass Datenqualität in vielen Fällen nur an einigen wenigen – nicht immer geeigneten – Indikatoren festgemacht wird und nicht am umfassenden Maß des Mean Square Error. Daran anschließend wird aufgezeigt, auf welche Weise aktuelle Entwicklungen in der Umfrageforschung die Datenqualität herausfordern und dass deren Auswirkungen auf die Qualität von Schätzern nur dann umfassend bewertet werden können, wenn eine am Total Survey Error orientierte Betrachtung vorgenommen wird.
Marek Fuchs
Backmatter
Metadata
Title
Gesellschaftliche Entwicklungen im Spiegel der empirischen Sozialforschung
Editors
Prof. Dr. Frank Faulbaum
Prof. Dr. Christof Wolf
Copyright Year
2010
Publisher
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-92590-5
Print ISBN
978-3-531-17525-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-92590-5

Premium Partner