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04-02-2016 | Gesundheitsmanagement | Interview | Article

"So macht Arbeit mehr Spaß"

Authors: Arzu Ugur, Andrea Amerland

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Interviewee:
Dominik Dallwitz-Wegner

Dominik Dallwitz-Wegner ist Diplom-Soziologe und Experte für die Themen Glück und Zufriedenheit. 

Die Wirtschaft befindet sich in einem Umbruch – Unternehmen auch. Denn die psychische Gesundheit von Mitarbeitern entwickelt sich vom Tabu- zum Erfolgsthema, so Springer-Autor Dominik Dallwitz-Wegner.

Springer Professional: Sie fordern in Ihrem Buch eine "positive Evolution der Wirtschaft". Was meinen Sie damit und wie sieht diese konkret für Unternehmen aus?

Dominik Dallwitz-Wegner: Aus meiner Sicht befinden wir uns gerade in einem Umbruchprozess. Die Wirtschaftswelt verändert sich und Unternehmen müssen sich entsprechend anpassen, wenn Sie Schritt halten möchten. Es ist wie in einem evolutionären Prozess, in dem sich Lebensformen an ihre Umwelt anpassen, um zu überleben. Aus vielerlei Gründen ist Wachstum und Bestandsschutz in Zukunft nur noch zu erreichen, wenn wir die Ressource Mensch ernst nehmen. Immer mehr Manager interessieren sich für werteorientiertes Handeln, junge Talente suchen sich ihren zukünftigen Arbeitsplatz auch danach aus, ob er vom Leitbild her passt, immer mehr Arbeitnehmer fordern ein, unter psychisch gesunden Bedingungen zu arbeiten. Auch gesellschaftlich und rechtlich entwickelt sich einiges, was zum Beispiel die psychische Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsschutzgesetzes zeigt. Unternehmen müssen die psychische Gesundheit und somit das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter ernst nehmen. Die Forschung zeigt, dass sich das vielfältig lohnt. Konkret heißt das für Unternehmen, dass sie Messinstrumente einführen müssen, um die psychische Gesundheit der Mitarbeiter zu erfassen, Gefahren vermeiden und Instrumente zur Verfügung haben, die psychische Gesundheit zu erhalten. Solche Instrumente sind zum Beispiel klare Arbeitszeit- und Pausenregelung, Zielorientierung, positive Kommunikationskultur, sozialkompetente Führung, Team Building oder ein bestimmtes Maß an Selbstbestimmung in den Arbeitsprozessen.

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Wie können Führungskräfte handeln, um Unternehmen positiver zu gestalten?

Führungskräfte können auf unterschiedlichen Ebenen agieren. Sie können die Weiterbildung der Arbeitnehmer im Bereich Selbstfürsorge fördern, teamfördernde Maßnahmen einführen oder strukturelle Bedingungen für eine positive Unternehmenskultur schaffen. Allerdings sollten sie auch selbst als Vorbild agieren, also sich selbst in den gleichen Bereichen schulen, wie Sozialkompetenz oder werteorientierem Handeln. Auf der einen Seite wird dadurch die Tätigkeit einer Führungskraft aufwändiger, da sie auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingeht, eine Vision aufbaut, der man gerne folgt oder beratend zur Seite steht, statt nur Anweisungen zu geben. Auf der anderen Seite entlastet das die Führungskräfte durch mehr Selbstfürsorge für sich selbst, eigenverantwortliches Handeln der Mitarbeiter und dem Gefühl, die Ziele gemeinsam zu erreichen. Insgesamt führt das zu einer positiven Bilanz, aus der Führungskräfte und Mitarbeiter ihren Nutzen ziehen und langfristig leistungsfähig bleiben. So macht Arbeit mehr Spaß. 

Sie unterstreichen die Metapher des Reiters und des Elefanten, um die Stärkung emotionaler und sozialer Kompetenz bewusst zu machen. Wie ist das zu verstehen?

Kennen Sie die Sprüche "Seien Sie doch mal vernünftig!“ oder "Muss ich denn alles zweimal sagen?“. Wann haben solche Sprüche denn wirkliche etwas bewirkt? Die Forschung belegt, dass ein Großteil unseres Verhaltens keine bewusst rationalen sondern unbewusste Ursachen haben. Und das eben nicht nur im Privatleben, sondern auch im beruflichen Alltag. Diese Ursachen drücken sich emotional und sozial aus. Immer, wenn Sie mit Menschen zu tun haben, in Teams Ziele erreichen möchten, ist Ihre Sozialkompetenz gefragt. Und dafür steht die Metapher des Reiters als Bewusstsein und des Elefanten als Unterbewusstsein. Mit diesem Bild kann deutlich gemacht werden, warum und wie wir agieren sollten, um eine positive Evolution der Unternehmenskultur zu fördern. Im Buch stelle ich Maßnahmen vor, die Reiter und Elefanten zusammenbringen. Die Kombination aus Rationalität, Emotion und Sozialkompetenz ist aus meiner Sicht der beste Weg für modernes und langanhaltend leistungsfähiges Arbeiten.

Was können Unternehmer tun, um die Rationalität des Reiters und die emotionale Seite des Elefanten zu kombinieren?

Sie können ein Kompetenzteam aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens zusammenstellen – gegebenenfalls durch externe Experten unterstützt. Dieses Team überprüft die bisherigen Erfolge von Weiterbildung, fördernden Unternehmensstrukturen oder betrieblichem Gesundheitsmanagement. Gemeinsam sollten Messinstrumente gefunden, eingeführt und mit bestehenden Kerndaten des Unternehmens kombiniert werden. Aufgrund dieser Messungen kann das Team Bereiche identifizieren, die besonders förderungsfähig erscheinen. Mit Weiterbildung und strukturellen Änderungen verbessert man diese Bereiche. Der Erfolg wird anschließend durch weitere Messungen geprüft und so fort. Hat sich dieses Konzept bewährt, unterstützt es nicht nur die psychische Gefährdungsbeurteilung, stärkt die Leistungsfähigkeit und –bereitschaft der Mitarbeiter, entlastet die Führungskräfte, sondern kann auch für ein positiveres Image des Unternehmens nach außen wirken. Rationale Prozesse und Wirtschaftsinteressen werden so kombiniert mit emotionalem und sozial verträglichem Umgang miteinander. Ein Gewinn für alle Beteiligte.

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