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31-08-2016 | Gewässer | Kommentar | Article

Ökologische Durchgängigkeit: Zügig und großzügig

Author: Dipl.-Ing. Detlef Sönnichsen

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Vor drei, vier Generationen herrschte in unseren Flüssen reges Leben. Detlef Sönnichsen ruft dazu auf alle Anstrengungen zu unternehmen, um diesen Reichtum wieder zu erlangen.

"Am wichtigsten als Fischwasser ist die Eder, die ... für den Frankfurter Fischmarkt die am besten bezahlte Ware liefert" schrieb 1901 der Geheime Baurath H. Keller in einer wichtigen Abhandlung über die Weser. Er fügte eine Tabelle bei, die zwischen 1863 und 1900 jährliche Lachsfangraten von rund 2.000 bis 5.000 Stück ausweist, im Spitzenjahr 1894 waren es 10.000 Stück. Im Wald- und Forstmuseum Heidelbeck bei Lemgo findet man einen Schriftsatz über die Lachszüge in kleinere Nebengewässer. "Exemplare von 1,20 m Länge und 30 Pfund gingen dem damaligen Fangmeister der Niedernmühleins Netz". Es werden landauf, landab viele solcher Zeugnisse zu finden sein. Sie lassen erahnen, was in unseren Flüssen vor nicht mehr als drei, vier Generationen noch für ein Leben herrschte und sie führen bildhaft vor Augen, was wir also verloren haben!

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In den Vorbemerkungen zum Handbuch Querbauwerke (2005) oder in dem DWA-Merkblatt M 509 (2014) werden theoretisch die Bedeutung der Wanderungen dargelegt, aber sie geben keinerlei Hinweis auf diesen radikalen Verlust! Und wenn man sich den in seiner ganzen Wucht vor Augen führt, und das bewirken gerade diese Schilderungen, kann man alle Beteiligten (Politiker, Ingenieure, Biologen, Naturschützer, Mühlenbetreiber und Verwaltungsbeamte) nur dazu ermuntern, gemeinsam alle, wirklich alle Anstrengungen darein zu legen, etwas von diesem Reichtum wieder zu erlangen. In einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung haben wir in zwei Generationen mit Milliardenaufwand eine wichtige Voraussetzung geschaffen: Saubere Flüsse. Damit verglichen ist die Herstellung der Durchgängigkeit ein Geringes!

Durchgängigkeit der Flüsse hat ein besonderes Gewicht

EG-WRRL bedeutet Herstellung der Durchgängigkeit, Verbesserung der Strukturgüte und Minderung der Einträge. Meines Erachtens hat die Durchgängigkeit ein besonderes Gewicht. Mindere Strukturgüte oder hohe Nährstoffeinträge sind in Abstufungen ungünstig. Aber an einem Wehr gibt es für den Qualitätsaspekt Durchgängigkeit praktisch nur die Werte des Binärcodes: 0 oder 1, geht oder geht nicht. Also ist ein Kümmern hier von besonderer Bedeutung, in Menge und Geschwindigkeit. Es wäre sehr vorteilhaft, wenn gerade die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung mit ihren bundesweit verstreuten Anlagen in beidem allen ein Vorbild ist.

Auf Dauerhaftigkeit achten

Wer länger im Geschäft ist, dem kann es so vorkommen als ob sich die Herausgaben neuer Regeln der Technik überschlagen. Sie werden den Anforderungen immer gerechter, detaillierter, induzieren immer bessere Anlagen (wenn man sich auch mehr Verständlichkeit und Einfachheit wünscht). Doch, so detailliert die Vorgaben sind, so werden auch die Diskussionen unter den Beteiligten im Planungsprozess geführt. Man feilscht um Zentimeter, um Liter und um Bauteile, um der Kundschaft (Fische, Makrozoobenthos) gerecht zu werden. So können komplizierte Bauwerke entstehen, bei denen sich die Frage nach der Wirksamkeit stellt, bei denen sich aber vor allem die Frage nach der Dauerhaftigkeit stellt. Besonders wenn bewegliche Teile eingesetzt werden oder wenn durch filigrane Abmessungen die Anlagen ständige Aufmerksamkeit erfordern. Kann man sich das volkswirtschaftlich leisten und ist die notwendige Unterhaltung immer gegeben? Ist zu viel des Guten nicht am Ende kontraproduktiv, weil nach anfänglicher Euphorie die Anlagen verfallen und so wirkungslos werden?

Hier wie in der schönen Kunst kann Einfachheit einen hohen Wert haben. Sie sollte gepaart mit Großzügigkeit für die Aufgabe Durchgängigkeit das Maß der Beteiligten sein.

Der gleichlautende Kommentar ist in Heft 07-08/2016 der Fachzeitschrift WasserWirtschaft erschienen.

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