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04-06-2024 | Gewässerschutz | Im Fokus | Article

Wäschewaschen setzt Oligomere frei – mit unklaren Folgen für Mensch und Natur

Author: Frank Urbansky

2:30 min reading time

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Wasserunlösliche Oligomere entstehen beim Waschen von Textilien und werden freigesetzt. Das haben Forscher herausgefunden. Die Wirkung auf die Umwelt ist jedoch noch unklar.

Beim Waschen synthetischer Textilien werden nicht nur Mikro- und Nanoplastik freigesetzt, sondern auch wasserunlösliche Oligomere, also Moleküle, die aus mehreren strukturell gleichen oder ähnlichen Einheiten aufgebaut sind. Das haben Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) herausgefunden.

Diese Oligomere sind kleinere Molekülansammlungen, die nicht aus Plastik bestehen, deren Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt aber noch unerforscht sind.

Die bis zu fünf Millimeter großen Mikroplastikpartikel werden von Kunststoffprodukten etc. freigesetzt, einige liegen sogar im Nanobereich und können potenziell in den menschlichen Körper gelangen. Die Toxizität dieser Nanopartikel ist weitgehend unbekannt.

In Zusammenarbeit mit chinesischen Kollegen untersuchte das Empa-Team um Bernd Nowack Nanopartikel in Textilien. Frühere Studien zeigten bereits, dass Polyester beim Waschen Mikro- und Nanoplastik freisetzt. Die aktuelle Untersuchung ergab, dass ein signifikanter Anteil der vermeintlichen Nanoplastikpartikel tatsächlich Oligomere sind. Die Studienergebnisse wurden in "Nature Water" veröffentlicht.

Zwölf Polyesterstoffe analysiert

Das Forschungsteam analysierte zwölf verschiedene Polyesterstoffe. Die Menge der beim Waschen freigesetzten Partikel ist von der Textilbeschaffenheit und der Schnittmethode unabhängig und nimmt mit wiederholtem Waschen ab. Denkbar wäre, dass die Oligomerpartikel bei der Herstellung des Textils entstehen oder sich durch chemische Prozesse bei der Lagerung von den Fasern abspalten. Hierzu sind weitere Studien notwendig.

Auch der Mechanismus der Freisetzung ist noch nicht geklärt – weder für Nanoplastik noch für die Oligomerpartikel.

Um Nanoplastik von Oligomerklumpen zu unterscheiden, nutzten die Forscher ein Ethanolbad. Plastikstückchen, egal wie klein, lösen sich darin nicht auf, Ansammlungen von Oligomeren dagegen schon. Der Befund: In Abhängigkeit vom Ausgangsmaterial ließen sich zwischen 30 und 90 % der beim Waschen freigesetzten Nanopartikel in Ethanol auflösen. "Dadurch konnten wir zeigen, dass nicht alles, was im ersten Moment nach Nanoplastik aussieht, auch Nanoplastik ist", sagt Nowack.

Ob die Freisetzung von "nanopartikulären" Oligomeren beim Waschen von Textilien negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat, ist noch nicht klar. "Bei anderen Kunststoffen haben Studien bereits gezeigt, dass nanopartikuläre Oligomere toxischer sind als Nanoplastik", merkt Nowack an. "Das ist ein Hinweis, dass man das genauer untersuchen sollte."

Untersuchungen zu Alternativ-Textilien folgen

Nowack und sein Team widmen sich jedoch vorerst wieder größeren Partikeln: In einem nächsten Projekt wollen sie untersuchen, welche Fasern beim Waschen von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen freigesetzt werden und ob diese die Umwelt und die Gesundheit belasten könnten.

"Halbsynthetische Textilien wie Viskose oder Lyocell werden als Ersatz für Polyester angepriesen", sagt Nowack. "Aber wir wissen noch gar nicht, ob sie wirklich besser sind, wenn es um die Freisetzung von Fasern geht."

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