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2022 | OriginalPaper | Chapter

Globale Lieferketten nachhaltig gestalten: Wie eine intelligente Mischung von freiwilligen und verbindlichen Maßnahmen zum Erfolg führen kann

Author : Anosha Wahidi

Published in: CSR und Nachhaltigkeitsstandards

Publisher: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Die Lösung menschenrechtlicher und ökologischer Herausforderungen in globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten bedürfen der Anstrengungen aller: Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Gewerkschaften gleichermaßen. Denn alle tragen Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung in einer zunehmend globalisierten Welt. Wenn es um die unternehmerische Verantwortung geht, so wird diese gegenwärtig größtenteils freiwillig wahrgenommen. Unternehmen engagieren sich in Foren und Initiativen gemeinsam mit anderen Unternehmen sowie anderen Akteur*innen aus Politik, Zivilgesellschaft und Gewerkschaften für eine nachhaltige und transparente Gestaltung ihrer Wertschöpfungs- und Lieferketten. Sie nutzen freiwillige Standards, um ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen und ihren Kund*innen Orientierung beim Einkauf zu geben. Unternehmerische Nachhaltigkeit bedeutet dabei, dass die Unternehmensstrategie langfristig ausgerichtet ist und soziale, ökologische und ökonomische Anforderungen integriert. Dabei sind grundlegende Unternehmenswerte und eine unternehmerische Nachhaltigkeitsvision, die von der Unternehmensleitung gelebt wird, von entscheidender Bedeutung. Die letzten Jahre haben jedoch deutlich gezeigt, dass das freiwillige Engagement von Unternehmen alleine unwillkürlich an seine Grenzen stößt. Dies ist immer dann der Fall, wenn große Teile der Wirtschaft sich der Beteiligung an freiwilligen Initiativen – bewusst oder unbewusst – entziehen. Um jedoch global erfolgreich nachhaltige Strukturen zu schaffen, ist es von entscheidender Bedeutung, gleiche Wettbewerbsbedingungen und einen klaren Rechtsrahmen für alle zu schaffen. So wie die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sich 17 Nachhaltigkeitsziele bis 2030 gesetzt haben, die in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung festgehalten sind, bedarf es eines verbindlichen Rechtsrahmens für Unternehmen, um ihren Sorgfaltspflichten in der Wertschöpfungs- und Lieferkette nachzukommen. Mit der Verabschiedung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) in 2021 hat Deutschland einen wichtigen Beitrag für einen verbindlichen Rechtsrahmen für Unternehmen geleistet. Neben den vielen freiwilligen Unterstützungsmaßnahmen, die die Bundesregierung in den vergangenen Jahren unterstützt und finanziert hat, komplettiert sie damit die von den VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte geforderte intelligente Mischung aus freiwilligen und verbindlichen sowie nationalen und internationalen Maßnahmen (sog. Smart Mix) zur Förderung von verantwortungsvollem Unternehmenshandeln und zum Schutz der Menschenrechte weltweit. Zu den freiwilligen Maßnahmen zählen neben der Weiterentwicklung von freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards auch die Förderung von Multi-Akteurs-Partnerschaften, die nachhaltige Ausgestaltung der öffentlichen Beschaffung und die Umsetzung von Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Auch in der EU und ihren Mitgliedstaaten geht der Trend zur Regulierung unternehmerischer Sorgfaltspflichten in Ergänzung zu freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz gilt dabei als das derzeit ambitionierteste Gesetz weltweit, weil es sektorübergreifend Sorgfaltspflichten definiert und sie mit einem starken behördlichen Sanktionsmechanismus unterlegt. Als größte Volkswirtschaft innerhalb der EU trägt die Bundesrepublik Deutschland nicht nur eine große Verantwortung, sondern setzt damit auch ein starkes Signal und bietet einen wichtigen Beitrag zur Beförderung der ordnungspolitischen Regulierungsdebatte auf EU-Ebene. Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungs- und Lieferketten, so die Schlussfolgerung, wird für Unternehmen zu einer zentralen Zukunftsfrage – auch im Hinblick auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Die Sicherung der eigenen Wertschöpfungs- und Lieferketten in Krisenzeiten wie der COVID-19-Pandemie oder dem jüngsten russischen Angriffskrieg in der Ukraine, die frühzeitige Vorbereitung auf regulatorische Entwicklungen und steigende Erwartungen von Verbraucher*innen, Investoren und anderen Stakeholdern machen eine stärkere Ausrichtung auf Nachhaltigkeit notwendig. Nachhaltiges Wirtschaften sollte von Unternehmen mehr als eine Chance begriffen werden, die zu Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung führen kann und nicht nur als ein reines Risikomanagement zur Minimierung von rechtlichen Risiken und potentiellen Reputationsschäden. Auf dem Weg zu nachhaltigeren Wertschöpfungs- und Lieferketten bedarf es dabei der Zusammenarbeit von Unternehmen, Staat und Zivilgesellschaft.

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Title
Globale Lieferketten nachhaltig gestalten: Wie eine intelligente Mischung von freiwilligen und verbindlichen Maßnahmen zum Erfolg führen kann
Author
Anosha Wahidi
Copyright Year
2022
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-64913-8_25