Zusammenfassung
Die Umsetzung der EU‐Richtlinien zur Liberalisierung der Energiemärkte im Jahre 1998 gilt als Startschuss für die Entwicklung des Großhandels für den Strom‐ und Gasmarkt.
Grundsätzlich unterscheidet man auf Großhandelsebene zwischen dem außerbörslichen Handel (englisch over‐the‐counter oder kurz OTC) und dem Handel an den europäischen Energiebörsen. Eine Besonderheit bei der Betrachtung des Energiehandels ist die Abgrenzung der Handelsformen, da sich parallel zu dem im OTC‐Markt eingesetzten kontinuierlichen Handel das Auktionsverfahren als eine weitere Handelsform im börslichen Handel etabliert hat.
Die im Großhandelsmarkt gehandelten Produkte werden zur strukturierten Beschaffung als auch aus spekulativen Interessen eingesetzt. Neben den klassischen Forward‐ und Future‐Kontrakten mit unterschiedlichen Laufzeiten und der generellen Unterscheidung zwischen Termin‐ und Spotkontrakten können auch aus der Finanzwelt übernommene Finanzinstrumente wie z. B. Swaps, Optionen oder Wetterderivate gehandelt werden.
Die grundverschiedenen Eigenschaften der Commodities Gas und Strom beeinflussen die Konzeption der Handelsprodukte. Besonders aus der Speicherbarkeit des Produktes Gas entwickelte der Markt eigene Standard‐ und strukturierte Produkte. In Gegensatz dazu etablierte sich aus der Nichtspeicherbarkeit von Strom, neben den klassischen Handelsprodukten im Termin‐ und Spotmarkt, in der kürzeren Vergangenheit ein Markt mit feiner Granularität bezüglich des Lieferzeitraumes, der einen Handel einzelner Stunden und Viertelstunden ermöglicht. Diese kurzfristigen Handelsprodukte werden verstärkt eingesetzt um Abweichungen innerhalb der individuellen Energiebilanz der Marktteilnehmer auszugleichen. Besonders die Prognoseungenauigkeiten bei Windkraftanlagen, machen den Einsatz dieser Handelsprodukte unvermeidbar. Zusätzlich werden von europäischen Energiebörsen im Rahmen einer Erweiterung des Produktportfolios auch Viertelstunden Auktionen, vergleichbar mit den Mechanismen auf stündlicher Basis, angeboten.
Abschließend werden die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Großhandelspreise aufgezeigt. Die preistreibenden Einflussfaktoren lassen sich abgrenzen für die Commodities Gas und Strom. Da Deutschland einen großen Anteil seines Gasbedarfs nicht durch eigene Produktion decken kann, resultieren Preisschwankungen hauptsächlich aus Veränderungen entlang der Produktions‐ und Transportkette des importieren Gas und bei Veränderungen von Nachfrage Strukturen.
Demgegenüber bilden im Strombereich, die auf der Angebotsseite wesentlichen fossilen Brennstoffe und deren Preisentwicklung wichtige Einflussfaktoren. Die aktuellen Erzeugungskapazitäten, deren Verfügbarkeit und zukünftige Struktur der Merit-Order spielen in Bezug auf die Preisentwicklung eine wichtige Rolle. Weiterhin beobachten wir ähnlich wie im Gasmarkt auch im Strommarkt bei unplanmäßigen starken Veränderungen des Nachfrage Verhaltens und der Angebotsmenge eine hohe Preissensibilität.