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2000 | Book

Hochhäuser in Deutschland

Zukunft oder Ruin der Städte?

Editor: Prof. Dr. Soziologin Marianne Rodenstein

Publisher: Vieweg+Teubner Verlag

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About this book

In fast allen deutschen Großstädten flammt in der Öffentlichkeit immer wieder die kontrovers
geführte Diskussion um den Bau von Hochhäusern auf. Die Befürworter verweisen dabei auf die Förderung des Stadtimages mit Hochhäusern als Symbolen der wirtschaftlichen Dynamik. Die Gegner sehen durch den Hochhausbau den europäischen Stadtmaßstab gesprengt und zerstört. Die Autoren
dieses Bandes aus Planungspraxis und Wissenschaft zeigen, dass jede Stadt ihren eigenen Umgang mit dem Problem der potentiellen Hochhausinvestoren entwickelt hat. Erstmals werden hier die Bürohochhauspläne deutscher Großstädte vergleichend analysiert, die unterschiedlichen Planungskulturen offengelegt und die sich daraus ergebenden Perspektiven erörtert.

Table of Contents

Frontmatter

Hochhäuser in deutschen Städten — Zukunft für die einen, Ruin für die anderen?

Hochhäuser in deutschen Städten — Zukunft für die einen, Ruin für die anderen?
Zusammenfassung
Werden neben Frankfurt am Main auch andere deutsche Großstädte nach amerikanischem oder asiatischem Vorbild in die Höhe wachsen und ihr europäisches Gesicht verlieren, das noch überwiegend von Kirch- und Fernsehtürmen über einem Häusermeer geprägt ist? Droht das viel beschworene Ende der „europäischen Stadt, das viele mit dem Funktionsverlust der Innenstädte und der Ausbreitung von Bürohochhäusern auf Innenstadtstandorten kommen sehen? Und welche Konsequenzen hätte dies für das heute allgemein akzeptierte Ziel einer die natürlichen Ressourcen schonenden Stadtentwicklung mit einer lebendigen, vielfältigen Stadtmitte?
Marianne Rodenstein

Die Hochhausstadt

Von der „Hochhausseuche“ zur „Skyline als Markenzeichen“ — die steile Karriere der Hochhäuser in Frankfurt am Main
Zusammenfassung
In Frankfurt entstanden die ersten Hochhäuser nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 noch zwischen Trümmern. Der Dezernent für Hochbau und Stadtplanung, Moritz Wolf, sprach damals von einer „Hochhausseuche“. Im Gegensatz zu allen anderen deutschen Städten hat sich in Frankfurt die Hochhausentwicklung in immer neue Höhen bis heute fortgesetzt, so dass der Planungsdezernent, Martin Wentz, 1999 die „Skyline als Markenzeichen“ Frankfurts apostrophieren konnte. In den dazwischen liegenden fünfzig Jahren war die Entwicklung des Hochhausbaus jedoch nicht kontinuierlich verlaufen, vielmehr hat es vier deutlich erkennbare Abschnitte im Hochhausbau mit jeweils neuer Höhenstaffelung gegeben. Auch der stadtpolitische und ökonomische Hintergrund, vor dem die Bürohochhäuser entstanden, wechselte. Konstant blieb hingegen die Planungspolitik, die sich in den vergangenen fünfzig Jahren immer für Hochhäuser und für die Konzentration von Büroarbeitsplätzen in der Frankfurter Innenstadt entschied.
Marianne Rodenstein
Aspekte der Bodenverwertung am Finanzplatz Frankfurt am Main
Zusammenfassung
In sozialwissenschaftlichen und wirtschaftsgeographischen Veröffentlichungen ist mehrfach der Trend der Veränderung der Rolle des Bodens im kapitalistischen Verwertungsprozess während der letzten 20 Jahre beschrieben worden, der mit dem Wandel der Eigentümerstruktur des Bodens zu tun hat.
Stefan Böhm-Ott
Maßstabssprünge der Planung — Städtische Planungshoheit und Investoreninteressen zwischen 1990 und 2000
Zusammenfassung
Die Jahre 1989 bis 1999 stellten eine Periode der Hochhausentwicklung in Frankfurt am Main dar, die deutlich von vorangegangenen Phasen abgegrenzt werden kann, wie der Beitrag von Marianne Rodenstein in diesem Band beschreibt. Wichtige Kennzeichen der Periode waren die Konzentration der Hochhausentwicklung auf wenige Cluster, die städtebauliche Integration der Hochhäuser, ein weitreichender Konsens bezüglich der Hochhausentwicklung und die Beschleunigung des Entwicklungstempos. Diese Phase wurde mit dem Jahr 1999 nicht abgeschlossen. Viele Zeichen deuten auf eine Fortsetzung in der Zukunft hin, auch wenn nach der Auflösung der Zusammenarbeit zwischen CDU und SPD im März 2000 und der Ablösung des seit 1989 amtierenden Planungsdezernenten Dr. Martin Wentz (SPD) durch den CDU-Politiker Edwin Schwarz mehrheitlich gefasste Beschlüsse neu überdacht werden.
Dieter von Lüpke
Ökologische Aspekte von Hochhäusern
Zusammenfassung
Jedes Bauwerk greift auf unterschiedliche Art und Weise in den Naturhaushalt ein. Hochhäuser unterscheiden sich hierbei sowohl in der Art als auch in der Intensität des Eingriffs von „Nicht-Hochhäusern“. Die Auswirkungen von Hochhäusern auf die Umwelt werden zumeist bei der Aufstellung von Bebauungsplänen oder im Rahmen eines Baugenehmigungsverfahrens nach den methodischen und fachlichen Maßgaben des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) ermittelt. Der Schwerpunkt der hierzu durchgeführten Untersuchungen liegt deshalb auf der Analyse und Bewertung von Eingriffen, die unmittelbar auf das Hochhausprojekt zurückgeführt werden können, wie beispielsweise die Veränderung des städtischen Windfeldes oder die Beeinflussung des unterirdischen Wasserkreislaufes. Dies ist insofern nachvollziehbar, weil die Blickrichtung kommunaler Planungsträger in erster Linie auf die lokalen Verhältnisse fixiert ist. Die Konzentration auf die Verhältnisse vor Ort birgt jedoch die Gefahr, dass die durch den Bau und den Betrieb von Gebäuden an anderer Stelle des Naturraumes ausgelöste Beanspruchung natürlicher Ressourcen ausgeblendet wird. Beispielhaft sei hier auf den Abbau von Bodenschätzen zur Herstellung von Baumaterialien hingewiesen, durch den es zu massiven Eingriffen nicht nur in den regionale Naturhaushalt kommen kann.
Uwe Wahl

Zwischen Hochhausfieber und -ernüchterung

Simulation von Prosperität — Hochhausprojekte in Berlin
Zusammenfassung
Berlin zeigt — wie alle anderen deutschen Großstädte auch — eine Sondergeschichte hinsichtlich der Hochhausfrage. Nach dem Zweiten Weltkrieg fehlte ein entsprechender wirtschaftlicher Druck in West- wie OstBerlin. Doch gerade die Sondersituation der gespaltenen Stadt begünstigte das politisch gewollte Hochhaus, das Hochhaus als Mittel des kalten Städtebaukrieges. Mangels Nutzungsalternativen waren viele realisierte Hochhäuser in Ost wie West Wohnhochhäuser, die zwar privatwirtschaftlich nicht rentabel, aber politisch im Rahmen des sozialen bzw. staatlichen Wohnungsbaus bezahlt wurden und demonstrativen Zielen dienten. Nach dem Fall der Mauer schienen sich diese Verhältnisse grundsätzlich zu ändern. Doch es stellte sich bald heraus, dass auch nach 1989 die Planung von Hochhäusern vor allem politisch gewollt war. Damit offenbarte sich eine weitere historische Besonderheit der Berliner Hochhausfrage: Hochhäuser wurden in erster Linie von einer Fraktion der Architektenschaft und der politischen Führung Berlins lanciert, weniger von privaten Verwertungsinteressen. Während in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts insbesondere einige Architekten Protagonisten der Hochhausdiskussion waren, verschob sich die Initiative nach der Spaltung der Stadt auf die Landespolitik.
Harald Bodenschatz
Zwischen planerischem Willen und Investorenwünschen Hochhausentwicklung in Düsseldorf seit 1945
Zusammenfassung
1945 waren in der Innenstadt Düsseldorfs 85 % der Gebäude zerstört. In welcher Form sollte die Stadt neu entstehen? Was waren in Düsseldorf die aus der Vergangenheit überkommenen prägenden Kräfte, die den Neuanfang nach 1945 beeinflussten?
Kurt Schmidt
Bleibt der Dom der Kölner Hochhauskomplex par excellence?
Zusammenfassung
Die Ansicht des linksrheinischen Kölns, wie sie sich über Jahrhunderte entwickelt hat und bis heute weltweit geschätzt wird, stand im 20. Jahrhundert mehrfach unmittelbar davor, durch hohe und massive Häuser gravierend verändert zu werden. Die Vorschläge in den zwanziger Jahren stammten überwiegend von konservativen Kräften wie den Architekten Paul Bonatz und Wilhelm Kreis. Einer der Befürworter von Hochhäusern war der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer, der 1920 den Hamburger Stadtbaumeister Fritz Schumacher für drei Jahre nach Köln geholt hatte. Von Schumacher stammten die ersten Entwürfe für die Herausarbeitung eines mächtigen linksrheinischen Brückenkopfes. In Zusammenhang mit dem grossen Wettbewerb für diesen Bereich im Jahre 1925, zu dem 412 Beiträge eingingen, wurde die geplante Veränderung der Kölner Stadtsilhouette in der Presse zur „nationalen Frage“1 aufgewertet.
Barbara Precht von Taboritzki
Prototyp und Sonderfall Über Hochhäuser in Leipzig
Zusammenfassung
In Leipzig wurden im zwanzigsten Jahrhundert nur wenige Hochhäuser an markanten Punkten der Stadt gebaut. Darunter findet sich kein einziges Bürohochhaus, das der Skyline von Frankfurt/Main entlehnt sein könnte, obwohl beide Städte wegen ihrer Bedeutung und parallelen Entwicklung als Messe-, Banken- oder Verlagsstadt immer wieder verglichen und nach der deutschen Teilung zeitweise sogar als alternative deutsche Hauptstädte diskutiert wurden.
Iris Reuther

Kirchen und Klima halten Hochhäuser in Schach

München: Hochhausdebatten im Banne der Kirchtürme
Zusammenfassung
Führt man sich in Gedanken die Stadtsilhouette Münchens vor Augen, so wird sich zu allererst das Bild einer mäßig bewegten Stadtlandschaft von Gebäuden mittlerer Höhe einstellen, überragt von zahlreichen Kirchtürmen — ein durchaus traditionelles Stadtbild, in dem, wie man sagen könnte, die Kirche noch im Dorf geblieben ist
Lutz Hoffmann
Stuttgart: Kessel, Klima, kleine Türme — vom Einzelfall zur Hochhauspolitik
Zusammenfassung
Die Topographie des Stadtraumes prägt alle Debatten um Standorte und Dimension von Hochhäusern in Stuttgart. Die dichte Masse der Stadt lagert in einem amorphen Talkessel, an dessen aufsteigenden Wänden sich durchgrünte Wohnlagen mit Blick auf die gegenüberliegenden Hänge hochstaffeln. Über diesen Horizont, den Kesselrand, wuchs die Stadt, teils um eingemeindete Ortskerne, hinaus. Innerhalb der Verwaltungsgrenzen leben ca. 550.000 Einwohner, das Ballungsgebiet umfasst ca. 2,5 Millionen.
Wolf Reuter
Hochhäuser in Hamburg — (noch) kein Thema? Geschichte, Gegenwart und Zukunft eines ambivalenten Verhältnisses
Zusammenfassung
Hochhäuser spielen im stadtentwicklungspolitischen Diskurs in Hamburg (noch) keine Rolle. Für die Innenstadt1 gilt das Primat, dass die Hauptkirchen die Stadtsilhouette prägen und nicht bzw. nur ausnahmsweise von Hochhäusern überragt werden sollen. Hamburg hat sich damit ein Stück Unverwechselbarkeit des Stadtbildes erhalten und versucht sich als „Grüne Metropole“ zu profilieren: „Die städtebauliche, landschaftliche und architektonische Identität wird zunehmend zu einem hochrangigen Standortfaktor.“2 Die Leitorientierung für die Stadtsilhouette liest sich dabei wie folgt: „Hamburg ist keine Stadt der Hochhäuser geworden, vielmehr hat die moderate Höhenentwicklung im Zusammenhang mit dem Erhalten von „Nischen“ für ungeplante und spontane Nutzungen entscheidenden Anteil daran, daß Hamburg oft als eine der schönsten Städte Europas bezeichnet wird. (...) Dieses einprägsame Identitätsmerkmal soll nicht durch massierte Hochhäuser verstellt werden. Dies gilt insbesondere auch für den nördlichen Hafenrand, ein weiteres Stadtbild-Charakteristikum. Hochhäuser sind in Hamburg nur ausgeprägt dezentral verträglich.“3
Dirk Schubert

Eine Typologie der Architektur von Hochhäusern

La Tour sans Fin oder Basis—Schaft—Kapitell Versuch einer Typologie des Hochhauses
Zusammenfassung
Häuptling wird, wer die anderen um Haupteslänge überragt. Der Triumph allerdings ist nicht dauerhaft. Rekorde werden gebrochen, Rangfolgen umgeworfen. Fast jährlich müsste die Liste der hundert höchsten Wolkenkratzer neu geschrieben werden: ein Sisyphus-Unterfangen. Da weder geografische noch chronologische Reihenfolgen brauchbar erscheinen, erweist Höhenentwicklung sich als schlüssigste, aber auch schlichteste Möglichkeit des systematischen Ordnens. Bebauungsvorschriften, konstruktive Neuerungen oder Veränderungen der Büro- und Kommunikationsstrukturen wären vielleicht im einzelnen aufschlussreichere Ansätze, eine Überschau zu entwickeln. Im Ganzen aber ergäben sich verwirrende Widersprüche oder erneute Unordnungen. Das irrationale Verlangen, den auffälligsten, den weltgrössten oder wenigstens europahöchsten Wolkenkratzer sein eigen zu nennen, wischt jene halbsachlichen Argumente beiseite, mit denen die Hochhausschwemme nur notdürftig zu erklären wäre. Aus Raumnot wird kein Hochhaus gebaut. Prestigedenken, verborgenes Begehren und vage Bilder in den Köpfen bestimmen die Bauvorhaben offenbar ebenso gravierend wie funktionale oder betriebswirtschaftliche Vorgaben.
Ulf Jonak

Resümee

Die gesellschaftliche Konstruktion der Hochhäuser
Zusammenfassung
Das Resultat der Beiträge über den Hochhausbau in ausgewählten Städten ist eindeutig. Alle hier untersuchten Städte lehnen den Hochhausbau nicht grundsätzlich ab; sie unterscheiden sich aber darin, welche Gruppen in der Stadt sich jeweils für Hochhäuser stark machen, ob Investoren vorhanden sind oder nicht und ob die politisch-planerische Seite den Hochhausbau gegenüber den Investoren nach städtebaulichen Gesichtspunkten, z.B. hinsichtlich des Standortes innerhalb der Stadt und der Höhe des Gebäudes, steuern kann.
Marianne Rodenstein
Backmatter
Metadata
Title
Hochhäuser in Deutschland
Editor
Prof. Dr. Soziologin Marianne Rodenstein
Copyright Year
2000
Publisher
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-99951-1
Print ISBN
978-3-8348-1636-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-99951-1