Bei dem von Schweizer Forschern im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms "Ressource Holz" entwickelten Baustoff handelt es sich um einen tragfähigen Beton, der zu einem großen Teil aus Holz besteht – in manchen Mischungen hat das Holz einen Volumenanteil von über 50 Prozent.
Neu ist dabei vor allem die erlangte Tragfähigkeit, denn zementgebundene Holzprodukte gibt es bereits seit über 100 Jahren. Beispielsweise heißt es im 2001 erschienen Fachartikel "Optimale Parameter der Wärmebehandlung von zementgebundenen Holzspanplatten" der Springer-Fachzeitschrift "European Journal of Wood and Wood Products", dass zementgebundene Holzspanplatten Baustoffe sind, die gleichzeitig sowohl die Vorteile von Holz als auch von Zement haben.
Guter Brandschutz und gute Wärmeisolierung
Der Hauptunterschied zum klassischen Beton besteht laut den Schweizer Wissenschaftlern vor allem darin, dass der Kies- und Sandanteil durch feingeschliffenes Holz ersetzt wird. Dies bringt einige Vorteile mit sich: Aufgrund des hohen Holzanteils weisen die neuartigen Baustoffe einen guten Brandschutz auf und tragen zur Wärmeisolierung bei. Und: "Sie wiegen höchstens die Hälfte von normalem Beton – die leichtesten schwimmen sogar!", erklärt Daia Zwicky, Leiter des Instituts für Bau- und Umwelttechnologien der Hochschule für Technik und Architektur Fribourg.
Da die neuen zementgebundenen Holzbaustoffe stark auf erneuerbaren Ressourcen basieren, können sie nach dem Abbruch in der Wärme- und Stromgewinnung wiederverwendet werden. Der Holzanteil könne dann in der Kehrichtverbrennung herausgebrannt werden, während im Alltagsgebrauch dennoch alle Brandschutznormen eingehalten werden.
Auch in Decken- und Wandelementen einsetzbar
Zwicky und sein Team haben die Baustoffe bereits Belastungstests im Maßstab 1:1 unterzogen. Dabei zeigte sich, dass der neuartige Holzbeton auch in Decken- und Wandelementen einsetzbar ist und eine tragende Funktion in der Konstruktion übernehmen kann. Das Verfahren eignet sich somit für Fertigbauelemente.
Nun wollen die Forscher noch herausfinden, welche Zusammensetzung des Holz-Leichtbetons für welchen Einsatzzweck optimal ist und wie er effizient hergestellt werden kann. Zwicky geht daher davon aus, dass noch einige Jahre vergehen werden, bis die ersten Gebäude gebaut werden, in denen Holz-Leichtbeton eine buchstäblich tragende Rolle spielt. Klar ist für ihn jedoch, dass der Baustoff der Bauindustrie neue Möglichkeiten bieten wird.