Unternehmen, die nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) bilanzieren, sind für Geschäftsjahre ab dem 1. Januar 2019 verpflichtet, den Rechnungslegungsstandard IFRS 16 anzuwenden. Geregelt wird hierin die Leasingbilanzierung nach den IFRS. Eine Umfrage der Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) unter Immobilienmanagern großer deutscher Unternehmen zeigt, dass 38 Prozent der Befragten von der Bilanzrichtlinie stark betroffen und weitere 19 Prozent immerhin mäßig betroffen sind. Der neue Standard bereitet derzeit vielen Konzernen Kopfzerbrechen. Was macht ihn in der Umsetzung so aufwendig?
Leasingverhältnisse, die bisher bilanzunwirksam waren, sind künftig in die Bilanzierung miteinzubeziehen. Das bringt Auswirkungen im Abschluss mit sich, wie beispielsweise einem möglichen steigenden Verschuldungsgrad, da Leasinggebühren dann als Verbindlichkeiten ausgewiesen werden müssen. Wie sich diese Veränderungen auf externe Adressaten des Abschlusses auswirken werden, gerade beispielsweise bei der Bonitätsprüfung von Ratingagenturen, verunsichert bereits viele Unternehmen. Die Springer-Autoren Rolf Uwe Fülbier und Christina Scharf empfehlen deshalb in ihrem Buchkapitel "Die Leasingbilanzreform als Herausforderung für die Unternehmensführung" (Seite 153): "Die Kernadressaten sind proaktiv anzusprechen und mit den veränderten Abbildungswirkungen der Leasingbilanzreform vertraut zu machen."
Unternehmensinterne Umstellungsprozesse sind erforderlich
Die Autoren erläutern verschiedene Konsequenzen in der Unternehmenssteuerung. Sie machen auf mögliche steigende Kapitalkosten, Änderungen bei der Vergütungsebene und generell die Auswirkungen auf Kennzahlen, Vertragscontrolling, Compliance und weitere Unternehmensbereichen aufmerksam.
In der PwC-Umfrage wird ein weiterer interessanter Folgeaspekt dargestellt: Viele Unternehmen stehen zunächst vor der Herausforderung, dass erforderliche Daten erst einmal beschafft werden müssen, beispielsweise zur Mietdauer und -höhe. Interne Umstellungsprozesse sind deshalb unumgänglich. David Rouven Möcker, Senior Manager für Corporate Real Estate bei PwC und Mitautor der Studie, beschreibt, dass der neue Standard Unternehmen kurzfristig belasten wird. Mittelfristig sieht er in dieser Reform jedoch einen möglichen Katalysator für die überfällige Digitalisierung des Corporate Real Estate Managements (CREM).
CREM kann vom neuen Standard profitieren
Hohe Potenziale versprechen sich 81 Prozent der Befragten von der Digitalisierung des CREM. Doch die Hälfte der befragten CREM-Verantwortlichen sehen den digitalen Reifegrad der eigenen Abteilung lediglich als ausreichend oder gar ungenügend an. Es gibt also noch Handlungsbedarf. Auf Dauer könnte der Zwang zu internen Prozessumstellungen durch den neuen Rechnungslegungsstandard für Unternehmen den Anlass bieten, Chancen durch eine Reduktion der Schnittstellen oder die Automatisierung wahrzunehmen und das eigene Datenmanagement zu optimieren.