Mikroapartments gelten als großer Trend im Bereich des urbanen Wohnens und verzeichnen laut einer aktuellen Cushman & Wakefield-Marktstudie einen enormen Aufschwung. Die Zielgruppe für die Kleinstwohnungen ist breit gefächert.
Die Analysen für die Marktstudie "Mikroapartments – ein neuer Stern am Immobilienmarkt" haben ergeben, dass Mikroapartments vor allem in den vom Wohnungsmangel betroffenen Großstädten stark im Kommen sind. Allerdings ist der Mangel an Wohnraum nicht der einzige Grund für die zunehmende Nachfrage. Unterstützt wird der Trend auch durch das sich wandelnde Idealbild von modernem Wohnen. So sind Studierende zwar noch eine der Hauptzielgruppen in der Assetklasse, längst aber nicht mehr die alleinige. Auch junge Berufstätige und Berufspendler werden von der Wohnform angesprochen. "Um den Wohnansprüchen der sogenannten Digital Natives gerecht zu werden, passen Anbieter von Mikroapartments ihr Angebot fortlaufend an. So existieren bereits Betreiber, die den Gedanken an Community und Nachhaltigkeit in den Fokus rücken", sagt Andreas Polter, Head of Residential Portfolio Investment bei Cushman & Wakefield. Das Angebot reiche dabei von Nachhaltigkeitsprojekten über Event-Veranstaltungen bis hin zu Gemeinschaftsräumen und -küchen, die das Zusammenkommen von Mietern fördern.
"Die Digitalisierung wirkt sich auf die Makro- und die Individualebene aus", heißt es entsprechend auch im Kapitel "Das Individuum im Cyberspace" des Springer-Fachbuchs "Third Places – reale Inseln in der virtuellen Welt". Demnach verändern sich die individuellen Lebensumstände und die politischen Handlungsfelder, wobei es vielerlei Wechselwirkungen zwischen den beiden Ebenen gebe. Dazu gehört laut der Autorin Antje Flade auch das Mikroapartment – eine kleine Wohnung, möbliert oder teilmöbliert in Firmennähe in der City reiche als Zweitwohnsitz aus. "Die Zeit am Wochenende verbringt man im eigentlichen geräumigeren Zuhause. Dieser 'Erstwohnsitz' kann im ländlichen Raum sein, in dem die Immobilienpreise und Mieten erheblich niedriger sind als in der Stadt, in der man arbeitet", schreibt sie weiter. Und da der Begriff Mikroapartment mit Enge verbunden werden könnte, werde aus ihm "Smartment". "Geplant und gebaut werden 'Smartments business' in den großen Städten und 'Smartments student' in Universitätsstädten. Es sind hochfunktionale Kleinstwohnungen, die für einen vorübergehenden Aufenthalt ausreichen. Die Bezeichnung Smartment weckt eher Assoziationen an anheimelnde Behaglichkeit als an Beengtheit", führt Flade weiter aus.
Das Transaktionsvolumen steigerte sich von 2017 auf 2018 um 85 Prozent
Auch für die Cushman & Wakefield-Studie wurde das klassische Mikroapartment definiert: Die Größe der Apartments liegt zwischen 20 und 35 Quadratmetern inklusive Badezimmer und Küchenzeile, sie sind gut an den Nahverkehr angebunden und sie befinden sich überwiegend in Metropolen oder Universitätsstädten. Typischerweise werde eine All-in-Miete erhoben, heißt es weiter, über die sämtliche Betriebskosten, Strom, Möblierung, WLAN und teilweise auch Bettwäsche abdeckt werden.
Vor allem in den Städten Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main sowie deren Peripherie seien in jüngster Vergangenheit Mikroapartments realisiert worden. Dabei erfuhr die Immobilienklasse von 2017 auf 2018 eine 85-prozentige Steigerung. 2018 betrug das Transaktionsvolumen für Mikroapartments 1,5 Milliarden Euro, 2017 noch 810 Millionen Euro. Damit ist Deutschland nach Großbritannien der zweitgrößte Markt in Europa hinsichtlich der Investitionen. Prognosen, dass 2035 etwa 44 Prozent der Haushalte Singlehaushalte sein werden, könnten die Wohnform auch zukünftig immer attraktiver werden lassen – ebenso die immer älter werdende Gesellschaft. "Wenn bei Neubauprojekten bereits vor Planungsbeginn Themen wie Barrierefreiheit berücksichtigt werden, steht einer späteren unkomplizierten Umnutzung für andere Nutzergruppen nichts im Wege", erklärt Simon Jeschioro, Head of Investment Advisory bei dem Immobilienberatungsunternehmen.