Zusammenfassung
Kapitel 3 lenkt den Blick aus theoretischer Perspektive auf Informalität als Dimension eines Modells der ‚fachpolitischen‘ EU-Interessenvertretung. Dieses setzt sich aus drei Komponenten zusammen und dient dazu, Interessenvertretung auf EU-Ebene im Untersuchungskontext zu fundieren und zu erklären. Das Modell überträgt zum einen die zentralen Konstrukte der Praxistheorie von Bourdieu auf den Untersuchungsgegenstand: Die EU-Interessenvertretung kann in der Verbindung von Makro- und Mikroebene als soziales Feld und eigene berufliche Realität mit speziellen Funktionsweisen, Mechanismen, Praktiken und spezifischen Kapitalien konzeptionalisiert werden. Auf der Mesoebene liefert der Advocacay Coalitions Framework (ACF) als politikwissenschaftlicher Theorienrahmen zum anderen eine geschärfte Perspektive für die bei der Interessenvertretung auf EU-Ebene typische Koordination und Kooperation von gleichgesinnten politischen Akteuren in Advocacy-Koalitionen. Das theoretische Modell wird auf der Mikroebene komplettiert durch Goffmans Interaktionsordnung, welche die face-to-face Interaktion als zentrales Element der Interessenvertretung abbilden kann. Insbesondere das Bühnenmodell der Interaktionsordnung greift dabei Informalität als Raum für soziale Interaktion auf.