Statt des Einsatzes spezieller Messfahrzeuge, die mit verschiedenen Kamerasystemen und mobilen Laserscannern ausgestattet den Zustand von Infrastrukturbauten untersuchen, setzt Professor Dr. Ing. Paul Havinga von der Pervasive Systems Research Group der Universität Twente auf die Nutzung von Smartphones und eine entsprechende App, die Daten zur Straßenqualität sammelt. Die Idee basiert dabei auf zwei vorangegangen Projekten, "Genesi" und "Condition Based Monitoring"-Projekten. In beiden Fällen wurden drahtlose Sensoren in Verkehrsprojekte integriert, um Risiken einzudämmen und Rückschlüsse auf den aktuellen Zustand der Bauwerke zu ermöglichen.
Zu dem Einsatz von Smartphones erklärt Havinga: "Diese Informationen sind zwar vergleichsweise grob. Wenn man aber beispielsweise Berufspendler beauftragt, ihre tägliche Strecke von zu Hause zur Arbeit und zurück per Smartphone zu kontrollieren, erhält man sehr genaue und vor allem aktuelle Daten über den Zustand der Fahrbahn." Beispielsweise lasse sich so die Entstehung von Spurrillen dokumentieren.
Gerade für Deutschland prognostiziert er für solche Methoden eine großes Potenzial. Mit den herkömmlichen Methoden könne nur ein Bruchteil des Straßennetzes regelmäßig überprüft werden. Die Messung per Smartphone sei somit eine ideale Ergänzung. Initiieren könnten derartige Projekte wie das seine zum einen die staatlichen Behörden, zum anderen könne man auf das Engagement Freiwilliger setzen.
Auch für die Überwachung der Schienenqualität einsetzbar
Auch in der Überwachung der Schienenqualität per Smartphone sieht Havinga Vorteile – dies bearbeitet er in einem weiteren Forschungsprojekt. Schaffner, Lok- und Zugführer seien seiner Auffassung nach ohnehin jeden Tag auf allen Strecken im Einsatz. Wenn sie dabei mit dem Smartphone in der Tasche unterwegs entsprechende Daten sammeln würden, erhalte man ausgezeichnetes Material, ist er überzeugt. Um das "Anlagemonitoring des Fahrwegs" geht es auch detailliert im Springer-Fachbuch "Handbuch Eisenbahninfrastruktur".
Beide Projekte seien schon weit fortgeschritten, heißt es vonseiten der Forschungsgruppe – man sei der Marktreife schon sehr nahe. Allerdings müssten noch Fragen der Auswertung geklärt werden. Doch schließlich lasse sich die Instandhaltung von Brücken und Bahngleisen, Tunneln und Trassen künftig wesentlich effektiver und kostengünstiger planen.
Denn immerhin, so heißt es im Kapitel "Verkehrsinfrastruktur, Bundesverkehrswegeplan" des Springer-Fachbuchs "Projektmanagement von Verkehrsinfrastrukturprojekten": "Der Großteil der Investitionen des Bundes sind Erhaltungsmaßnahmen (im Jahr 2012 etwa 5,4 Mrd. €). In den Neu- und Ausbau sind im Jahr 2012 etwa 3,7 Milliarden Euro geflossen."