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24-09-2020 | Innovationsmanagement | Schwerpunkt | Article

Viele Führungskräfte halten ihre Firmen für rückständig

Author: Annette Speck

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Die Hälfte der Führungskräfte in Deutschland attestiert ihren Unternehmen bei der Digitalisierung Nachholbedarf. 60 Prozent zweifeln zudem an der Innovationskompetenz ihrer Firma. Wo es hapert und was zu tun ist.

Viele Unternehmen hierzulande sind offenbar alles andere als innovationsaffin. Gerade in den für den Wirtschaftsstandort Deutschland bedeutsamen, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) fehle es häufig an einer ausgeprägten Innovationskultur – in der breiten Belegschaft ebenso wie auf der Führungsebene. So lautet jedenfalls das Fazit einer neuen Teilauswertung des Führungskräfte-Radars 2019 der Bertelsmann-Stiftung. "Deutsche Führungskräfte und Innovation: Mehr Zweifel als Optimismus" haben die Studienautoren die Ergebnisse der Befragung von 1.000 Führungskräften betitelt, denn die Befunde sind ernüchternd.

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Zwar sagen 60 Prozent der Befragten, die Digitalisierung sei in ihrer Firma ein wichtiges strategisches Thema, doch gleichzeitig meinen 47 Prozent, dass ihre Unternehmen bei Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz, Big Data oder Blockchain im Rückstand seien. Einen wesentlichen Grund dafür sehen die Führungskräfte in mangelhaften politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: 45 Prozent glauben nicht, dass diese geeignet sind, Innovationen in Deutschland zu fördern.

Besonders jüngere Führungskräfte sehen Aufholbedarf

Die Führungskräftebefragung belegt dabei auch Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Generationen. So empfinden die jungen Führungskräfte der Generation Y den Aufholbedarf Deutschlands im Bereich Innovation stärker als diejenigen der sogenannten Generation X und erst recht als die Babyboomer.

Unternehmen müssen mehr in Weiterbildung investieren

Den Studienautoren zufolge bestätigt die aktuelle Auswertung außerdem Ergebnisse aus weiteren Erhebungen der Bertelsmann-Stiftung. Demnach investieren deutsche Unternehmen zuwenig in Wissenskapital. Gemeint ist damit insbesondere die Kompetenz der Mitarbeitenden, neue, digitale Prozesse steuern zu können. Im internationalen Vergleich treibe die Wirtschaft hierzulande die Weiterbildung ihrer Beschäftigten viel zu zaghaft voran. So hinke Deutschland seinem erklärten Anspruch, zu den technologisch führenden Volkswirtschaften zu gehören, weit hinterher.

Problematisch ist dabei laut Springer-Autor Klaus Radermacher nicht nur, dass auch Unternehmensentscheider häufig grundlegende digitale Technologien und Entwicklungen nicht ausreichend verstehen, um sie in der Strategieentwicklung angemessen zu berücksichtigen. Unabdingbar sei zudem, dass die passenden Methoden zur Strategieentwicklung und -weiterentwicklung beherrscht und konsequent angewendet würden, schreibt er in dem Buchkapitel "Digital Excellence: Innovation plus Management-Kompetenz". (Seite 197/198) Auch das Topmanagement muss also in stetige Lernprozesse eingebunden sein.

Organisationales Lernen fördert Innovationsfähigkeit

Dabei dürfte jedem Unternehmen klar sein, dass in der heutigen dynamischen Welt nur diejenigen erfolgreich agieren, die sich kontinuierlich weiterentwickeln und auf sich ändernde Realitäten einstellen. Hierfür ist es nötig, das Wissen über sich selbst wie über die Außenwelt ständig zu erneuern und ein "organisationales Lernen" zu etablieren. "Das zentrale Problem beim Lernen von Unternehmen besteht darin, sinnvolle Lernprozesse der Mitarbeiter zu initiieren und zu steuern, damit das ganze Unternehmen langfristig lernfähig und lernbereit ist", erklären die Springer-Autoren Rolf Franken und Swetlana Franken. (Seite 197)

Wichtig sei, das organisationale Lernen als proaktives Handeln zu verstehen und nicht als bloße Reaktion auf bereits erkennbare Trends. Zudem müssen sich die Lernprozesse über Menschen, Strukturen und Prozesse im Unternehmen erstrecken, wobei die individuelle Lernebene der Einzelpersonen die entscheidende Basis ist. Grundsätzlich wird zwischen vier Formen des organisationalen Lernens unterschieden: Lernen aus Erfahrung, vermitteltes Lernen, Lernen durch Inkorporation neuer Wissensbestände sowie die Eigengenerierung neuen Wissens. (Seite 216)

Für die Verankerung des Lernens sind spezielle Unternehmensstrukturen in Form von Organisationseinheiten und Zielsystemen notwendig. Lernprozesse benötigen klare Beschreibungen (inklusive einzelner Schritte) und Steuerung durch Planung und Kontrolle. Darüber hinaus sollte eine optimale Kombination aus interaktiven und digitalen Elementen gefunden werden." Rolf Franken und Swetlana Franken, Seite 216

KMU brauchen mehr Innovationskultur

Darüber hinaus wartet die Bertelsmann-Stiftung in ihrer Auswertung noch mit einem anderen bedenklichen Befund auf: Nur 25 Prozent der deutschen Unternehmen verfügen über die nötige Innovationskompetenz, -organisation und -kultur, um ihre Wettbewerbsposition langfristig zu sichern. Vor allem bei den KMU, in denen hierzulande 58 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten arbeiten, bestehe dringender Handlungsbedarf. Sie müssten gezielt ihre Innovationsfähigkeit fördern und in die digitale Transformation investieren.

Mangelnder Optimismus bremst Motivation

Den Führungskräften kommt dabei hohe Bedeutung zu, da sie an Schnittstellen zwischen Forschung, Entwicklung und Anwendung agieren und dort entscheidende Impulse für Innovationen in ihren Unternehmen setzen können. Um andere von der Sinnhaftigkeit von Innovationen zu überzeugen, sollten sie allerdings selbst daran glauben und Neuerungen positiv begegnen. Die Ergebnisse des Führungskräfte-Radars liefern dafür jedoch kaum Belege, so die Studienautoren. Insofern sei es fraglich, ob Führungskräfte in Deutschland Innovationsprojekte tatsächlich voll motiviert angehen.

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