Im starken Wettbewerb mit Konkurrenten um Marktanteile, Kunden und Profite, sind Unternehmen gefordert, immer schneller neue Produkte mit hoher Qualität auf den Markt zu bringen. Wie die Blue-Ocean-Strategie dabei helfen kann, erklären Thomas Barsch und Thomas Heupel.
Springer Professional: Was genau ist die Blue-Ocean-Strategie und woher kommt der Begriff?
Thomas Barsch: Der Schieberegler 'Wettbewerb' wird permanent weiter hochgedreht. Der Markt fordert von Unternehmen immer schneller neue Produkte von hoher Qualität zu niedrigen Preisen. Dies ist eine Entwicklung, die sich scheinbar nicht verkehren lässt und die von den Unternehmen als 'Red Ocean' wahrgenommen wird.
Thomas Heupel: Wie kann jedoch diesem Druck ausgewichen werden und echte Wertschöpfung gelingen? Die etablierten Strategie- und Managementansätze bieten nicht immer eine ausreichende Antwort auf diese Herausforderung. Eine Alternative ist von W. Chan Kim und Renée Mauborgne entwickelt worden. Die Professorin und der Professor der INSEAD haben ein neues Methoden-Set erarbeitet und 2005 unter der Marke Blue Ocean Strategy® veröffentlicht. Mit diesem Konzept sollen "Nichtkunden zu Kunden gemacht werden" und neue wettbewerbsfreie Marktfelder erschlossen werden.
Welche Vorteile bietet der Blue-Ocean-Ansatz in der innovativen Produktentwicklung im Vergleich zu anderen Methoden?
Thomas Heupel: In den von uns aufgezeigten Beispielen gelingt es Unternehmen, die größten Kostentreiber zu eliminieren und durch neue und deutlich wahrnehmbare Leistungsmerkmale auch neue Kundengruppen anzusprechen. Gerade in Zeiten disruptiver Geschäftsmodellentwicklungen kann durch Einsatz der Blue-Ocean-Strategie der Mehrwert eines neuen Geschäftskonzepts sehr gut evaluiert werden.
Thomas Barsch: Die großen Vorteile sind ein systematisches Vorgehen und das ausgereifte Methoden-Set.
Was sind Erfolgsfaktoren, wenn Unternehmen diese Methode anwenden?
Thomas Barsch: Die Unternehmen, die diese Methoden anwenden und umsetzen erschaffen sich ihren eigenen Markt ohne Konkurrenz, sprich: einen 'blauen Ozean', und brechen so aus dem angestammten, reifen Markt, dem 'roten Ozean' aus. Der damit generierte, zeitliche Wettbewerbsvorsprung beträgt dann circa drei bis vier Jahre.
Im Buch wird die Frage aufgeworfen, ob man den Blue-Ocean-Ansatz auf das gesamte Unternehmen übertragen kann. Wie verhält es sich damit?
Thomas Barsch: Wir sind der Meinung, dass es sich um einen ganzheitlichen Denkansatz handelt. Im vorgeschalteten Theoriediskurs wird auch die Passung für mittelständische Unternehmen betrachtet. Dass dies bei Unternehmen aus verschiedenen Branchen und vor allem auch verschiedener Größen gelingen kann, konnten wir zeigen.
Thomas Heupel: Es gelang uns, das prozedurale Vorgehen an ausgewählten Beispielen zu erklären. Durch die angehängte Toolbox wird das Konzept noch leichter anwendbar und kann daher für Fallstudien und die Aufarbeitung von Geschäftsmodellen sehr gut herangezogen werden.