Nach dem Platzen der Intemet-Blase scheinen sich Untemehmen und Analysten außerordentlich ungem mit Themenfeldem zu beschäftigen, welche sich außerhalb der klassischen finanziellen und materiellen Wertewelt bewegen.
In den vorangegangenen Kapiteln wurde die Frage untersucht, wie die Rahmenbedingungen für Intangible Assets in der extemen und intemen Rechnungslegung anzusehen sind. Wie sich herausgestellt hat, ist eine einheitliche Behandlung in der extemen und intemen Rechnungslegung auch eher dort zu erwarten, wo die intemationalen Rechnungslegungsvorschriften nach IFRS und US-GAAP Anwendung finden.
In den vorangegangenen Kapiteln ging es um Begriffsklärung, Bilanzierungs- und Bewertungspraxis einschließlich einer empirischen Analyse der Behandlung der immateriellen Vermögensgegenstände in der Bilanz der DAX 30-Untemehmen. Die wesentliche Erkenntnis dieser Kapitel war, dass es nicht ausreicht, die Komponenten der Intangible Values einzeln zu analysieren. Es hat sich gezeigt, dass die verschiedenen Komponenten nicht nur unterschiedliche Bedeutung haben, sondem auch in den komplexen Zusammenwirkungsbeziehungen zueinander stehen sowie sich ständig gegenseitig beeinflussen. Dies macht es außerordentlich schwierig, jedes Einzelteil gesondert zu bewerten. Die Behauptung, dass man jede einzelne Komponente der Intangible Values gesondert managen kann, ohne die Synergien zu berücksichtigen, ist sowohl aus der theoretischen als auch aus der praktischen Sicht falsch und in der Praxis aus den o. g. Gründen nicht realisierbar.
Im vorherigen Kapitel wurde bereits am Beispiel des F&E-Prozesses deutlich, dass das Human Capital das Fundament des Intangible Value-Hauses und somit einen wesentlichen Teil der Untemehmenssubstanz darstellt. „Human Capital ist der entscheidende Erfolgsfaktor für die Unternehmen. Weder die materiellen noch die finanziellen Ressourcen schaffen per se Werte. Das tun allein die Mitarbeiter auf allen Stufen des Unternehmens. Sie allein entscheiden darüber, ob die Ressourcen ertragsbringend eingesetzt oder vergeudet werden, ob die Werte geschaffen oder vernichtet werden. Das macht die Mitarbeiter zum eigentlichen Kapital oder Vermögen der Unternehmen.“ Somit ist die strategische Rolle des Human Capital für das Untemehmen unbestritten belegt. Vergleicht man das Thema F&E-Management mit dem Themenkomplex Human Capital Management (HCM), so erreicht man eine deutlich schwierigere Stufe, da nun aus der Vielzahl von Faktoren die Reduktion auf einen wesentlichen Faktor, das Human Capital erfolgt.
Diesen Satz hatte ich selbst in der Einleitung zu diesem Buch geschrieben und aus diesem Gmnd war es auch so wichtig, die bestehenden Konzepte im extemen Rechnungswesen und der intemen Bewertung und Berichterstattung so ausgiebig zu analysieren und zu bewerten. Die wichtigste Erkenntnis aus dieser Analyse war die Frage, wamm die Untemehmen diese Verfahren in einem so geringen Umfang einsetzen. Zunächst lag die Vermutung nahe, dass es keinen extemen Dmck gibt, dem immateriellen Vermögen eine große Bedeutung zu beizumessen.