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08-07-2019 | Investmentbanking | Nachricht | Article

Harte Maßnahmen sollen Deutscher Bank den Wandel bringen

Author: Angelika Breinich-Schilly

3:30 min reading time

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Nun sind sie amtlich, die strategischen Umbaupläne der Deutschen Bank. Vorstandschef Christian Sewing will sein Haus mit der Trennung vom Aktienhandel und dem konsequenten Umbau interner Strukturen profitabler machen. 

Ein wichtiger Teil der strategischen Neuausrichtung der Deutschen Bank besteht im Rückzug aus dem Aktienhandel. Allerdings soll das Geschäft mit Aktienemissionen erhalten bleiben. Auch beim Handel mit Zinsprodukten will das Institut Anpassungen vornehmen und so den "Abbau des Portfolios an nichtstrategischen Aktiva beschleunigen", heißt es in einer aktuellen Mitteilung. Die geplanten Maßnahmen werden die risikogewichteten Aktiva um rund 40 Prozent reduzieren.

Umbau bringt "harte Einschnitte"

"Mir ist sehr bewusst, dass dieser Umbau harte Einschnitte mit sich bringt", schrieb der Vorstandsvorsitzende in einer Nachricht an die Mitarbeiter seines Hauses. Er bedauere diesen Schritt, dennoch habe die Bank keine andere Wahl, "als diese Transformation konsequent anzugehen", so Sewing.

Über eine neue Abbaueinheit, eine Capital Release Unit, sollen die Bilanzpositionen abgewickelt werden, die aus den aufgegebenen oder verkleinerten Geschäftsfeldern stammen. Die Bank will sich künftig auf das Geschäft mit Unternehmens- und Privatkunden und das Asset Management konzentrieren. "Vor fast 150 Jahren sind wir als Bank gestartet, die deutsche und europäische Unternehmen weltweit begleitet, ein globales Netzwerk bereitstellt und ausländische Unternehmen und Investoren nach Europa bringt. Genau das ist auch der Auftrag an unsere Unternehmensbank", postulierte Sewing. Dabei sei die Firmenkundensparte auf Mittelständler, Familienunternehmen und multinationale Konzerne ausgerichtet. Die verkleinerte Investmentbank fokussiere sich vor allem auf das Geschäft mit Krediten, Anleihen und Währungen sowie die strategische Beratung. Auch solle das Firmen- und Privatkundengeschäft streng getrennt agieren. 

Infrastruktur und Vorstand werden umgebaut

Um den Umbau konsequent durchzusetzen, muss laut Sewing die Infrastruktur der Deutschen Bank "grundlegend neu ausgerichtet werden". Das soll sein Haus effizienter und innovativer machen. Helfen soll etwa Bernd Leukert als neuer Vorstand für Digitalisierung, Daten und Innovation. Der ehemalige Produktentwicklungsleiter von SAP wird die Cloud- und Plattformökonomie der Bank vorantreiben. Und Frank Kuhnke kümmert sich fortan als Chief Operating Officer verstärkt um Strukturen und Prozesse. Immerhin will Sewing bis 2022 die Kosten um rund sechs Milliarden auf 17 Milliarden Euro senken. Um trotz des rigiden Sparprogramms die Qualität des Kontrollsystems zu gewährleisten, werden die Bereiche Risikomanagement und Compliance sowie die Abteilung gegen Finanzkriminalität unter der Leitung von Stuart Lewis gebündelt.

Der Vorstand der Deutschen Bank besteht künftig neben Christian Sewing und seinem Stellvertreter Karl von Rohr nur noch aus den zentralen Funktionen sowie den großen Regionen. "Dazu gehören Christiana Riley, die künftig das Amerikageschäft verantworten wird, sowie Stefan Simon als Verantwortlicher für Recht und die Beziehungen zu den Aufsichtsbehörden. Beide sollen ebenso wie Bernd Leukert in den Vorstand einziehen, sobald die regulatorischen Voraussetzungen erfüllt sind", erläutert der Vorstandschef. "Mit dieser neuen Struktur entbinden wir die operativen Leiter der Geschäftsbereiche ganz bewusst von den Vorstandsaufgaben", so Sewing. Diese sollen sich künftig vor allem auf das Geschäft mit den Kunden konzentrieren.

Sylvie Matherat, zuständig für Regulierung, Garth Ritchie, Chef der Investmentbank, und Frank Strauß, Privatkundenvorstand, werden ihre Posten dagegen räumen. Matherat und Ritchie waren bei der Aktionärsversammlung im Mai nur von 61 Prozent der Anteilseigner entlastet worden.

Viele Mitarbeiter in London und New York betroffen

"Richtig ist aber auch: All das erfordert unangenehme Entscheidungen. Dazu gehört insbesondere der damit verbundene umfangreiche Stellenabbau", erklärte der Vorstandschef gegenüber den Mitarbeitern. Und den bekommen vor allem die Mitarbeiter in den Investmentbanking-Zentralen in London und New York zu spüren. Bereits im Juni hatten Medien berichtet, dass die Umbaupläne vermutlich rund 20.000 Arbeitsplätze weltweit kosten werden. Für London dürfte es die größte Entlassungswelle seit Gründung des Standorts im Jahr 1873 sein, berichtet die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt". Im Zuge dessen kündigte Sewing auch einen Wandel in der Unternehmenskultur an: "Eine Kultur, die die Bank und ihre Kunden immer über die Interessen des einzelnen stellt."

 

 

 

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