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18-03-2014 | Journalismus | Schwerpunkt | Article

Wenn Roboter Journalisten ersetzen

Author: Andrea Amerland

2:30 min reading time

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Für Redakteure eine Horrorvorstellung, für Controller lohnenswerte Vision: Roboterjournalismus ersetzt insbesondere in den USA immer mehr die schreibende menschliche Zunft. Schöne neue Redaktionswelt?

"Die Roboter-Journalisten kommen“, lautet die lapidare Überschrift  zu einer Ankündigung des diesjährigen European Newspaper Congress. Immerhin der Untertitel klingt etwas beruhigender. "Wie automatisierte Hilfstruppen klassische Redaktionen unterstützen“, lautet  der erklärende  Zusatz. Wie ein Blick in das Programm zeigt, handelt es sich in der Tat um Tools, die Redakteure bei der Recherche oder der Erstellung animierter Grafiken unterstützen. Tools von der gleichen Machart wie Ushahidi, dass sich als digitales Unternehmen auf das Sammeln und Visualisieren von Informationen spezialisiert hat. Und doch: Die Bedrohung des eigenen Arbeitsplatzes ist für alle Journalisten spürbar, wenn sie von Software lesen, die Teile ihrer Arbeit übernimmt.

Können Roboter gute Geschichten erzählen?

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Noch liefern Dienstleister wie Narrative Science vorwiegend faktenorientierte Textbausteine wie Wetterinformationen oder Gewinnerwartungen von Unternehmen automatisiert an Redaktionen. Dabei lassen sich Standardformulierungen wie "enttäuschte Erwartungen“ oder "der Sommer zeigt sich von seiner besten Seite“ durch den Textgenerator leicht Zahlen und Wetterprognosen zuordnen. Das US-amerikanische Website-Netzwerk Statsheet publiziert hingegen tausende Artikel rund um das Thema Basketball. Algorithmen erstellen die Texte, indem auch hier Spielergebnisse mit sportjournalistischen Phrasen kombiniert werden.

Zwei Seiten einer Medaille: Datenjournalismus und Text Spinning

Die nächste Stufe der Computierisierung des Journalismus ist erreicht. Während der Datenjournalismus noch als Zukunftsmodell bejubelt wurde, geht das so genannte Text Spinning eher als Gespenst um. Insbesondere die SEO-Szene lässt es herumgeistern. Warum also noch gut ausgebildete, aber kostenintensive Journalisten beschäftigen, wenn es auch eine gute Software tut? "Journalisten sind immer noch da und sie werden weiterhin benötigt, als Benutzer von Ushahidi oder als Partner von Wikileaks, aber sie sind nicht mehr die einzigen, die für den Journalismus verantwortlich sind", meint Springer-Autor Nicolas Kayser-Bril in dem Buchkapitel "Wie Computer den Journalismus verändern".

Und Kayser-Bril ist sich sicher: "Hinter ihrer scheinbaren Objektivität sind Zahlen hinterlistiger als Worte. Journalisten müssen Daten überprüfen und analysieren, bevor nützliche Informationen bereitgestellt werden können. Falsche Daten sind in den schönsten, modernsten, interaktivsten HTML5-Infografiken immer noch schlechter Journalismus." (Seite 137)

Doch nicht nur das Sichten, Bewerten und Gewichten von Informationen und Quellen macht Redakteure notwendig. Ein anderer wichtiger Faktor ist die Kreativität, die aus einem lesbaren und sprachlich-korrekten Text einen brillianten, atmosphärisch dichten oder humoristischen Artikel macht, der Leser begeistert und der häufig im Web geteilt wird.

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