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10-05-2017 | Karosserie | Nachricht | Article

Karosserie-Vielfalt fordert die Entwickler

Author: Thomas Siebel

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Wie erfüllen Karosseriebauer die Anforderungen unterschiedlichster Fahrer und Nutzungsszenarien? Die zwei Extreme der Karosserieentwicklung zeigen sich in der Gegenüberstellung des neuen Transporters von Volkswagen und der Rolls-Royce-Modelle.

Die gute Nachricht für alle Nutzfahrzeugentwickler ist: Es wird auch künftig großen Bedarf an Transportfahrzeugen geben. Der Internethandel wächst und damit auch das Transportaufkommen, das laut aktueller Studien weiterhin Großteils per Lkw und Transporter abgewickelt wird. Wie schwierig es jedoch ist, einen Transporter zu entwickeln, der den Anforderungen möglichst aller Kunden entspricht, erklärte Professor Harald Ludanek, Mitglied des Markenvorstands Nutzfahrzeuge bei Volkswagen, während der 15. Karosseriebautage in Hamburg am Beispiel des neuen Crafter. Allein mit wartungs- und verbrauchsarmen Transportern gäben sich die Kunden nicht mehr zufrieden, so seine Analyse. In Zeiten aufkommender Innenstadtverbote müssten Hersteller auch verstärkt emissionsarme und zudem vernetzte Fahrzeuge liefern. 

Ein Grundfahrzeug und viele Varianten

Die Aufgabe der Karosseriebauer ist es, diese Anforderungen zu berücksichtigen und zudem noch jedem Kunden einen auf seine Transportbedürfnisse zugeschnittenen Transporter anzubieten. Zufrieden gestellt werden müssen dabei ebenso Kunden mit täglichen Fahrstrecken von über 600 Kilometer und solche, die innerstädtisch um die 50 Kilometer zurücklegten und dabei noch 100 Mal ein- und ausstiegen. Das Grundfahrzeug muss nach Ansicht von Ludanek dabei eine Variantenvielfalt vom Pritschenfahrzeug mit Einzelkabine bis hin zum Kombi mit mehreren Sitzreihen abdecken. Zudem muss das gleiche Fahrzeugkonzept neben dem verbrennungsmotorischen Antrieb auch Raum für Batterie eines E-Antriebs bieten, die für den emissionsfreien Betrieb in der Innenstadt benötigt wird. Gelöst haben die Ingenieure diese Anforderung unter anderem mit einem für alle Varianten gleichen Vorderwagen, einem in Fahrzeuglänge und Einstiegshöhe flexiblen Baukastensystem und einem technikfreien Hinterwagen, der von Aufbauherstellern in der Regel zu Spezialfahrzeugen wie Kranken- oder Montagewagen veredelt wird. 

Leichtbau nicht nur hinsichtlich Emissionen wichtig

Dem Karosserieleichtbau kommt laut Ludanek neben der Einsparung von Kraftstoff und Emissionen noch eine weitere Bedeutung zu: Der Transporter soll auch mit elektrischem Antrieb von Fahrern mit der gängigen Führerscheinklasse B gefahren werden können – keine einfache Aufgabe, wenn neben der Zuladung von Transportgütern die tonnenschwere Batterie das Fahrzeug zusätzlich belastet. Ludanek weist jedoch auch darauf hin, dass Karosserieleichtbau beim Crafter vor allem bedeute, hochfeste Stählen und Aluminium in Multimaterialbauweise zu vereinen. Faserverstärkte Kunststoffe seien bei den hohen Stückzahlen des Crafters schlichtweg zu teuer. Potenzial für Gewichtseinsparungen macht Ludanek jedoch für das Fahrwerk aus. Erste Ansätze, etwa Blattfedern aus GFK anstelle von Stahl zu fertigen, seien hier bereits ein erster Schritt.  

Luxusautos wirtschaftlich produziert

Ein völlig anderer Anforderungskatalog liegt Marcus Koschyk vor. Im Dienste von BMW leitet er das Produktlinienmanagement für Rolls-Royce. Mit dem Anspruch, die Spitze des Luxussegments zu bedienen, richtet er sich an eine sehr kleine, aber dennoch heterogene Kundengruppe, die von konservativen Aristokraten über Ölmilliardäre und exzentrische Größen der Popkultur bis hin zu technikaffinen Self-made-Millionären besteht. Die Herausforderung bestehe laut Koschyk darin, ein authentisches, extrem außergewöhnlich ausgestattetes Auto zu erschaffen, das sich trotz kleiner Stückzahlen wirtschaftlich produzieren lässt. Der Schlüssel dazu liege in der Nutzung des BMW-Baukastens als Backbone und der frühzeitigen Einbeziehung der Zulieferer, erklärt Koschyk. Während die Karosserie speziell für die Rolls-Royce-Modelle entwickelt werde, bediene man sich bei Antriebs- und Fahrwerkskomponenten am BMW-Baukasten. Auch das Interieur basiere in Teilen auf dem Komponenten der Großserie. Jedoch erhielten Zulieferer schon früh die Anforderung, speziell für das Rolls-Royce-Design vorgesehene Varianten, etwa im Bereich des Cockpits, in die Entwicklung einzuplanen. Dies sei mit relativ geringen Kosten verbunden und erlaube dem Unternehmen aber, einer kleinen Kundengruppe exklusive Designs anzubieten. 

Die 15. ATZ-Fachtagung Karosseriebautage fand mit über 190 Teilnehmern am 3. und 4. Mai in Hamburg statt.

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