Die Region Oberfranken-Ostbayern ist traditionell ein Hotspot der Glasindustrie. Forscher der Universität Bayreuth und der Technischen Hochschule Deggendorf wollen nun den Pulsschlag der Innovation bei Herstellung und Weiterentwicklung des Werkstoffs Glas erhöhen.
An der Universität Bayreuth ging Anfang März dieses Jahres die Glas-Technologie-Allianz Oberfranken-Ostbayern (Glas-TAOO) an den Start, ein gemeinsames Projekt mit der Technischen Hochschule Deggendorf. Das Vorhaben wird von Monika Willert-Porada, Lehrstuhlinhaberin für Werkstoffverarbeitung an der Uni Bayreuth, koordiniert und in den kommenden vier Jahren aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit insgesamt 2,66 Millionen Euro gefördert. Im neuen Verbund wird gemeinsam mit Industriepartnern in Oberfranken und Ostbayern an Innovationen gearbeitet, die entlang der gesamten Prozesskette der Glasproduktion angesiedelt sind. Beteiligt sind Rohstoffproduzenten, Glashersteller, Anlagenbauer und Halbzeug-Produzenten ebenso wie Hersteller und Anwender von Endprodukten aus Glas.
Einen Schwerpunkt innerhalb der Glas-TAOO bilden Technologien der Glasproduktion, die flexibler und zugleich verlässlicher gestaltet werden sollen. Zu derartigen Optimierungen können beispielsweise elektrothermische Heizverfahren und mechatronische Verarbeitungsmaschinen beitragen, aber auch eine stärkere Automatisierung sowie neuartige Methoden der laufenden Prozessüberwachung und -steuerung vor Ort.
Effizienter Ressourceneinsatz
Ein weiterer Schwerpunkt ist der effiziente Einsatz von Ressourcen. Hier geht es insbesondere um einen möglichst sparsamen Material- und Energieverbrauch in der Glasproduktion. Dabei sollen Wertstoffe zurückgewonnen und umweltverträgliche Materialkreisläufe entwickelt werden. Aus der Zusammenarbeit der Forscher mit innovativen Unternehmen sollen schließlich auch neue Funktionsmaterialien hervorgehen. Dazu zählen beispielsweise umweltfreundliche Dämmstoffe für Gebäude. Entsprechend sind auch Industriepartner aus diesem Bereich eingebunden, beispielsweise Franken Maxit.
Traditioneller Werkstoff mit großer Zukunft
„Seit einigen Jahren sind weltweit neue und spannende Entwicklungen auf dem Gebiet der Glastechnologie zu beobachten“, kommentiert Monika Willert-Porada. „Man kann daher durchaus von einer Renaissance des Werkstoffs Glas sprechen. In einer wachsenden Zahl von Hightech-Anwendungen übernehmen neuartige Gläser und Polymer-Glasverbunde spezielle Funktionen, für die sich andere Materialien nicht in gleicher Weise eignen.“ Und auch die Springer-Autoren Helmut A. Schaeffer und Roland Langfeld halten in „Werkstoff Glas“ fest, dass der traditionelle Werkstoff eine große Zukunft vor sich hat, „sei es als Glasfolie, aufwickelbar auf einer Rolle wie eine Kunststofffolie, als extrem hochfestes Glas oder in unzähligen Anwendungen, die unser Leben sicherer, moderner und angenehmer gestalten.“ (Seite 171)