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22-11-2018 | Kohle | Schwerpunkt | Article

Der Weg vom Braunkohlerevier zur Energiewenderegion

Author: Julia Ehl

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Deutsche Kohlereviere können durch eine gezielte Transformation weiter eine wichtige Rolle in der Energiewirtschaft spielen. Eine Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums zeigt Perspektiven.


"Das gesamte Braunkohlenvorkommen in Deutschland beträgt etwa 77 Mrd. Tonnen. Davon lagern rund 55 Mrd. Tonnen im Rheinischen Revier, womit es die größte zusammenhängende europäische Braunkohlenlagerstätte ist. Die Lagerstätte des Lausitzer Reviers beinhaltet ca. 12 Mrd. Tonnen und die Lagerstätten des Mitteldeutschen und Helmstädter Reviers zusammen rund 10 Mrd. Tonnen. Davon lagern in den bereits erschlossenen und genehmigten Abbaufeldern ca. 3,7 Mrd. Tonnen im Rheinland, 2 Mrd. Tonnen in der Lausitz und 0,6 Mrd. Tonnen in Mitteldeutschland. Mit diesen Mengen kann das heutige Förderniveau ca. 35 bis 40 Jahre aufrechterhalten werden.", beziffern die Springer Spektrum-Autoren Frank Wisotzky, Nils Cremer und Stephan Lenk im Buchkapitel Auswirkungen des deutschen Braunkohlenbergbaus auf den Chemismus des Grundwassers – Überblick über die Reviere den deutschen Vorrat an Braunkohle.

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Auswirkungen des deutschen Braunkohlenbergbaus auf den Chemismus des Grundwassers – Überblick über die Reviere

Die deutsche Braunkohle wird in drei Regionen abgebaut, die sich hinsichtlich ihrer heutigen wirtschaftlichen Bedeutung deutlich voneinander unterscheiden: das Rheinische Revier, das Mitteldeutsche und Helmstedter Revier sowie das Lausitzer Revier.


Der geplante Kohleausstieg wird zu einem Strukturwandel in den in Bezug auf ihre wirtschaftliche Bedeutung sehr unterschiedlichen Braunkohlerevieren führen. Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) beauftragte Studie "Erneuerbare Energien - Vorhaben in den Tagebauregionen" zeigt die Potenziale der Reviere auf und gibt Handlungsempfehlungen. Die Experten der beteiligten Forschungs- und Beratungsinstitute des am 26. Oktober 2018 veröffentlichten Projektberichts sind sich einig: Eine gezielte Transformation vom Braunkohlerevier zu einer Region mit verstärkter Nutzung der Erneuerbaren Energien wird neue Perspektiven für Beschäftigung und Wertschöpfung im Rheinischen, Mitteldeutschen, Lausitzer und Helmstedter Revier schaffen.

Potenziale erneuerbarer Energien stärker nutzen

Besondere Chancen sehen die Experten durch den verstärkten Ausbau von Solar- und Windstrom. So kann die Netzkapazität genutzt werden, die durch die Braunkohleverstromung vorhanden ist. Zusätzlich soll die Power-to-X-Technologie gezielt in den Tagebauregionen angesiedelt werden. Die Umwandlung von Strom in Gas und Wärme wird im zukünftigen Energiesystem eine wichtige Rolle spielen, betonte Martine Richwien, die vom Beratungsinstitut IFOK die Leitung der Studie innehatte.

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) hat im Projekt den Umfang an Arbeitsplätzen und die Wertschöpfung durch die Nutzung von Wind- und Solarenergie berechnet. Bernd Hirschl vom IÖW kritisierte im Rahmen der Vorstellung der Studie, dass in der Debatte um den Strukturwandel bisher die Potenziale der Energiewende zu wenig gesehen werden. Voraussetzung für die Transformation zu einer Energiewenderegion ist allerdings, dass sowohl die Akteure vor Ort als auch die jeweiligen Bundesländer und der Bund an einem Strang ziehen, betont Hirschl.

Spezifische Untersuchung der Reviere

Innerhalb der Studie wurde das Lausitzer Revier in einer Fallstudie separat betrachtet. Die Untersuchungen ergaben, dass im Revier durch einen ambitionierten Ausbau von Windenergie- und Photovoltaikanlagen rund 1.000 Vollzeit-Arbeitsplätze geschaffen werden. Effekte auf den Arbeitsmarkt, die durch die Produktion der Anlagen entstehen, wurden dabei noch nicht berücksichtigt. Auch die Entstehung weiterer Arbeitsplätze aus den Bereichen Strom-, Wärme- und Verkehrswende sind bei der Berechnung nicht eingeflossen.

Für das Mitteldeutsche Revier ist das Potenzial für den Zubau von Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen geringer als in der Lausitz. Innerhalb der Studie werden die regionalökonomischen Effekte bis 2030 auf weniger als die Hälfte im Vergleich zum Lausitzer Revier beziffert. Allerdings weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass derzeit eine Berechnung der Effekte für das Mitteldeutsche sowie das Rheinische Revier analog zum Lausitzer Revier wegen fehlender Daten nicht möglich sei. Jedoch sind die Grundzusammenhänge und die sich daraus ableitenden Zusammenhänge, die aus der Betrachtung der Lausitz erfolgten, auch auf die anderen Reviere anwendbar, heißt es in der Studie.

Jochen Dehio und Thorsten Schmidt setzen sich in im Fachartikel Gesamt- und regionalwirtschaftliche Bedeutung des Braunkohlesektors und Perspektiven für die deutschen Braunkohleregionen mit dem aktuellen Stand der Vorbereitungen der deutschen Braunkohleregionen auf den bevorstehenden Kohleaussieg auseinander. Sie zeigen auf, warum die Entwicklungsperspektiven des Lausitzer Reviers sich derzeit eher ungünstig darstellen.

Mitwirkende Forschungs- und Beratungsinstitute
IFOK GmbH (Leitung der Studie); Deutsche WindGuard GmbH; Solarpraxis Engineering GmbH; Prognos AG; Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH (gemeinnützig); Becker Büttner Held PartGmbB
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