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2018 | Book

Kollektivität und Macht im Internet

Soziale Bewegungen – Open Source Communities – Internetkonzerne

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About this book

Das Buch geht den Fragen nach, wie sich die vielfältigen neuartigen Formen von Kollektivität in der Internetgesellschaft voneinander unterscheiden und typisieren lassen und welche Rolle die technischen Infrastrukturen des Netzes für deren Entstehung bzw. Verstetigung spielen. Es wird diskutiert, auf welche Weise sich die Mobilisierung und Organisierung sozialer Bewegungen durch Social Media verändert, wie Arbeits- und Entscheidungsprozesse in Open-Source-Communities strukturiert sind und über welche ökonomische und regelsetzende Macht die großen Internetkonzerne als wesentliche Gatekeeper und Kuratoren der Kommunikation im Netz heute verfügen.

Table of Contents

Frontmatter
Kollektivität und Macht im Internet
Eine Einführung
Zusammenfassung
Das Internet ist zu einer wesentlichen infrastrukturellen Grundlage sozialen Handelns und Verhaltens geworden und eröffnet kollektiven Formationen der unterschiedlichsten Art neue Artikulations- und Aktivitätsmöglichkeiten. Dazu gehören Massenphänomene wie beispielsweise feedbackgebende Kunden auf Shopping-Portalen wie Amazon, Nutzerkollektive von Social-Networking-Diensten wie Facebook, Instagram, WhatsApp oder Snapchat, Publikations- und Rezeptionsnetzwerke auf YouTube, massenhaftes Filesharing, spontan auftretende Empörungswellen im Social Web (‚Shitstorms‘) oder um Hashtags gruppierte Diskussionszusammenhänge auf Twitter. Dazu zählen aber auch organisierter auftretende Interessen- und Produktionsgemeinschaften im Kontext der Open-Source-Softwareentwicklung oder der Erarbeitung freier Inhalte (z. B. Wikipedia) sowie soziale Bewegungen, die zur Mobilisierung und Koordinierung gesellschaftlichen Protests seit einiger Zeit auch auf das Internet bzw. Social Media zurückgreifen.
Ulrich Dolata, Jan-Felix Schrape
Kollektives Handeln im Internet
Eine akteurtheoretische Fundierung
Zusammenfassung
Dieser Aufsatz geht den beiden Fragen nach, wie sich die sehr unterschiedlich ausgerichtetenFormen von Kollektivität im Online-Kontext – Swarms, Crowds, Social Networks, Communities, Movements – akteur- bzw. handlungstheoretisch voneinander abgrenzen lassen und welchen Einfluss die technologischen Infrastrukturen, in denen sie sich bewegen, auf ihre Entstehung, Strukturierung und Aktivität haben. Dazu wird zunächst zwischen zwei wesentlichen Varianten kollektiver Formationen unterschieden, die als nicht-organisierte Kollektive und als strategiefähige kollektive Akteure charakterisiert werden. Daran anknüpfend wird herausgearbeitet, was das Neue ist, das kollektive Formationen im Internet auszeichnet: Es besteht in einer so zuvor nicht gekannten Verschränkung nach wie vor unverzichtbarer sozialer Koordinations- und Institutionalisierungsprozesse mit den technischen Infrastrukturen, die das Netz bietet. Klassische soziale Entstehungs- und Organisierungsmuster kollektiven Verhaltens bzw. Handelns mischen sich im Online-Kontext systematisch mit eigenständigen technischen Strukturierungsleistungen.
Ulrich Dolata, Jan-Felix Schrape
Soziale Bewegungen: Die soziotechnische Konstitution kollektiven Handelns
Zusammenfassung
Seit einigen Jahren wird die wissenschaftliche Beobachtung und Analyse sozialer Bewegungen neu formatiert und ausgerichtet. Das ist vor allem anderen dem Internet und Social-Media-Plattformen geschuldet, die zu einem integralen Bestandteil der Entstehung, Organisierung und Mobilisierung von Protest geworden sind. In diesem Aufsatz wird herausgearbeitet, welche Rolle diese neuen technischen Infrastrukturen für die Entfaltung und Stabilisierung von politischem Protest und sozialen Bewegungen spielen. Im Zentrum der Argumentation stehen zwei Themen: Zum einen eine präzisere Bestimmung der technischen Grundlagen kollektiven Verhaltens und Handelns, die das Internet nicht nur als ermöglichende, sondern zugleich als regelsetzende und handlungsstrukturierende Infrastruktur mit großer Eingriffstiefe ausweist. Zum anderen die Auslotung des neuartigen Verhältnisses technischer und sozialer Konstitutionsbedingungen von kollektivem Protest und sozialen Bewegungen in Zeiten digitaler Medien, das als technisch erweiterte Sozialität auf den Begriff gebracht wird.
Ulrich Dolata
Open-Source-Communities: Die soziotechnische Verstetigung kollektiver Invention
Zusammenfassung
Dieser Aufsatz gibt einen systematisierenden Überblick über Open-Source-Communities und ihre sozioökonomischen Kontexte. Zunächst erfolgt eine Rekonstruktion der Ausdifferenzierung quelloffener Softwareprojekte. Daran anknüpfend werden vier idealtypische Varianten derzeitiger Open-Source-Projekte voneinander abgegrenzt – von korporativ geführten Kollaborationsprojekten und elitezentrierten Gemeinschaften über heterarchisch angelegte Infrastrukturvorhaben bis hin zu egalitär ausgerichteten Gruppen. Anschließend wird aus technik- und organisationssoziologischer Sicht begründet, weshalb quelloffene Softwareprojekte ihre Formatierung als Gegenentwurf zur kommerziellen Produktion inzwischen verloren haben, aber im Unterschied zu früheren Spielarten der kollektiven Invention – also der gemeinschaftlichen Forschung und Entwicklung – über die Initialphase von Innovationsprozessen hinaus überlebensfähig geblieben sind. Quelloffene Lizenzen haben im Verbund mit den koordinationserleichternden Eigenschaften des Internets den soziotechnischen Rahmen für eine auf Dauer gestellte Form kollektiver Invention aufgespannt, die zunächst in subversiven Nischen Anwendung fand und danach von der Softwareindustrie adaptiert wurde. Heute sind Open-Source-Projekte zu einem festen Baustein der Innovationsstrategien aller etablierten Anbieter geworden.
Jan-Felix Schrape
Internetkonzerne: Konzentration, Konkurrenz und Macht
Zusammenfassung
In diesem Aufsatz werden die Konzentrationsprozesse auf den wesentlichen Internetmärkten sowie die Expansions- und Innovationsstrategien der fünf führenden Konzerne Google, Facebook, Apple, Amazon und Microsoft analysiert. Die Befunde, die der Text vorstellt, sind von einer Dezentralisierung der Markt- und Demokratisierung der Innovationsprozesse im Web ebenso weit entfernt wie von Vorstellungen einer vornehmlich offenen und kollaborativ betriebenen Technik- und Produktentwicklung. Die fünf un- tersuchten Konzerne prägen nicht nur wesentliche Angebote und Märkte des Internets. Sie regeln als Betreiber der zentralen Infrastrukturen auch die Zugänge zum Netz, strukturieren die Kommunikationsmöglichkeiten der Nutzer und sind wesentliche Treiber der Innovation. Nicht Dezentralisierung, Demokratisierung und Kooperation, sondern Konzentration, Kontrolle und Macht sind die Schlüsselkategorien, mit denen sich die wesentlichen Entwicklungstendenzen des (kommerziellen) Internets angemessen erfassen lassen.
Ulrich Dolata
Backmatter
Metadata
Title
Kollektivität und Macht im Internet
Editors
Ulrich Dolata
Jan-Felix Schrape
Copyright Year
2018
Electronic ISBN
978-3-658-17910-6
Print ISBN
978-3-658-17909-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-17910-6