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2000 | Book

Kommunikationsintendierte Risikopolitik von Unternehmen

Author: Alexander C. Müller-Vivil

Publisher: Deutscher Universitätsverlag

Book Series : Versicherung und Risikoforschung

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Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Im Oktober 1997 kippt die gerade vorgestellte A-Klasse von Mercedes-Benz bei einem Test in Stockholm um. Mercedes-Benz erste Reaktion auf diesen Unfall ist, die vorgebrachten Behauptungen zu dementieren und gegen den schwedischen Autotester Robert COLLIN rechtliche Schritte zu erwägen, der mehrmals in den Medien behauptete, daß die A-Klasse ein großes Sicherheitsproblem habe. Doch COLLIN wie auch seine journalistischen Kollegen lassen sich nicht durch die Drohungen von Mercedes-Benz einschüchtern, sondern berichten immer intensiver und umfangreicher über das Sicherheitsproblem der A-Klasse. Angesichts des stetig wachsenden Drucks sieht sich Mercedes-Benz gezwungen, seine Verweigerungshaltung aufzugeben und die in den Medien gestellten Forderungen zur Risikominimierung umzusetzen. Unter dem Titel „Wir haben dazugelernt“ kündigt Mercedes-Benz an, die A-Klasse künftig mit einem elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) auszustatten und die Fahrwerksabstimmung zu überarbeiten. Die Kosten, die Mercedes-Benz durch diese Auseinandersetzung entstanden sind, werden auf 300 Millionen DM geschätzt.
Alexander C. Müller-Vivil
2. Begriffstheoretische Überlegungen
Zusammenfassung
Im Folgenden werden drei zentrale Begriffe dieser Arbeit diskutiert. Dies ist notwendig, weil sie in der Literatur und in der Umgangssprache unterschiedlich konnotiert sind. Die begriffstheoretischen Überlegungen dienen deshalb dazu den Gebrauch und die Bedeutung — zumindest für diese Arbeit — festzulegen und dadurch eine klare Ausgangsbasis für die weiteren Erörterungen zu schaffen. Die Begriffe werden nicht einfach definiert, indem man im Sprachgebrauch übliche Synonymiebeziehungen aufzeigt, sondern es wird versucht, diese Begriffe zu explizieren.7 Der Sinn der Explikation ist es, das Definiendum durch Verfeinerung oder Ergänzung seiner Bedeutung zu verbessern.
Alexander C. Müller-Vivil
3. Unternehmen und Gesellschaft
Zusammenfassung
Unternehmen sind in zunehmendem Maße verwickelt in Konflikte mit einer kritischen und aktiven Öffentlichkeit. Die Auseinandersetzungen um die A-Klasse, Brent Spar oder die Störfallserie in Griesheim sind Beispiele solcher Konflikte. Diese Art von Konflikten entzündet sich nicht mehr an sozialen Ungerechtigkeiten, sondern thematisiert die Risiken, die durch die Produktion oder den Gebrauch von Produkten entstehen. So wurde im Fall der A-Klasse das Sicherheitsrisiko problematisiert, bei Brent Spar das durch eine Versenkung entstehende Umweltrisiko und bei der Griesheimer Störfallserie das Gesundheitsrisiko für die Anwohner. Diese Konflikte sind das Ergebnis einer veränderten gesellschaftlichen Umwelt der Unternehmen. Will man diese Auseinandersetzungen begreifen, ist eine genaue Bestimmung der Entwicklung, die dazu geführt hat, unerläßlich.
Alexander C. Müller-Vivil
4. Betriebswirtschaftliches Risikomanagement
Zusammenfassung
Unternehmen sind einer Vielzahl von externen und internen Einflüssen ausgesetzt. Diese Veränderungen sind nur in begrenztem Maße zu steuern. Den Vorgang der bewußten Gestaltung der Unternehmensentwicklung bezeichnet man im allgemeinen als Führung. Die Unternehmensführung basiert auf Entscheidungen und ist folglich ein zielorientierter Prozeß. Die einzelnen Ziele, die den Führungsentscheidungen zugrunde liegen, sind Richtlinien oder Orientierungsgrößen für nachgelagerte Entscheidungen und verkörpern deshalb für die Zukunft angestrebte Soll- oder Planwerte; diese werden im Zielsystem des Unternehmens zusammengefaßt.196 Die zukünftigen Ergebnisse dieser Führungsentscheidungen im Sinne von Zielerfüllung sind prinzipiell unsicher, weil der Prozeß der Unternehmensführung mit einer Vielzahl von Störpotentialen verbunden ist. Aufgrund dieser Unsicherheit über das Erreichen der gesteckten (geplanten) Ziele befindet sich das Unternehmen in einer Risikosituation bzw. Risikolage.
Alexander C. Müller-Vivil
5. Der Prozeß der gesellschaftlichen Wahrnehmung unternehmerischer Risiken
Zusammenfassung
Durch die ständig wachsende Sensibilisierung des sozio-politischen Umfeldes gegenüber Risiken entstehen für die Unternehmen neue Unsicherheiten. Diese Unsicherheiten werden verursacht durch die möglichen Reaktionen der sozialen Akteure, die durch die Ablehnung der möglichen oder faktischen Konsequenzen auf ihren individuellen Lebensweg ausgelöst werden. Sie stellen derivative Risiken dar, weil sie nur mittelbar aus den unternehmerischen Entscheidungen resultieren. Die Reaktionen sozialer Akteure sind die Folge der individuellen und/oder kollektiven Wahrnehmung und Urteilsbildung über die Akzeptanz unternehmerischer Risiken.
Alexander C. Müller-Vivil
6. Bausteine einer kommunikationsintendierten Risikopolitik zur Handhabung von derivativen Risiken
Zusammenfassung
Kommunikationsintendierte Risikopolitik ist die planmäßige Veränderung der Risikosituation des Unternehmens entweder über eine Veränderung der Ziele oder durch eine Reduktion des Informationsdefizits. Für diese Aufgabe stehen dem Risikomanagement unterschiedliche Maßnahmen zur Verfügung, die unter die Kategorien Risikovermeidung, Risikominderung, Risikozerlegung, Risikoüberwälzung und Risikoreservebildung subsumiert werden können. Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen moderner Gesellschaften steht das betriebliche Risikomanagement vor dem Problem einer wachsenden Sensibilisierung des sozio-politischen Umfelds gegenüber unternehmerischen Risiken. Aus der Sensibilisierung des sozio-politischen Umfelds gegenüber unternehmerischen Risiken entstehen für das Unternehmen neue Risiken, weil sich die sozialen Akteure zu Gruppen und Netzwerken zusammenschließen und gegen die unternehmerischen Risiken protestieren. Diese Aktionen, die eine unmittelbare Reaktion auf den Prozeß der gesellschaftlichen Wahrnehmung sind, stellen für das Unternehmen derivative Risiken dar. Die Proteste der sozialen Akteure sind in immer stärkerem Maße Risiken für die erfolgreiche Umsetzung der unternehmerischen Ziele, weil sie jederzeit und jedes Unternehmen betreffen können.
Alexander C. Müller-Vivil
7. Schlußbemerkung
Zusammenfassung
Das Ziel der Arbeit war es, die in modernen Industriegesellschaften auftretenden Konflikte wegen unternehmerischer Risiken zu analysieren und geeignete Strategien aufzuzeigen, um die mit diesen Konflikten verbundenen Risiken bewältigen zu können.
Alexander C. Müller-Vivil
Backmatter
Metadata
Title
Kommunikationsintendierte Risikopolitik von Unternehmen
Author
Alexander C. Müller-Vivil
Copyright Year
2000
Publisher
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-85236-6
Print ISBN
978-3-8244-9043-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-85236-6