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2018 | Book

Konflikte um die Energiewende

Vom Diskurs zur Praxis

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About this book

Die deutsche Energiewende hat sich verstärkt seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011 zu einem zentralen gesellschaftlichen Konfliktfeld entwickelt. Ausgehend von einer diskurstheoretischen Grundperspektive in Anschluss an Ernesto Laclau und Chantal Mouffe werden ausführlich Aushandlungsprozesse um den Stromnetz- und den Windkraftausbau beleuchtet. Daran anknüpfend wird eine ,landschaftsforschungsbezogene‘ Konzeptionalisierung vorgenommen und mit Hilfe konflikttheoretischer Einordnungen nach Chantal Mouffe und Ralf Dahrendorf der Schritt in Richtung Praxis unternommen, um Empfehlungen zur Konfliktregelung abzuleiten.
Der InhaltDiskursforschung meets ,Landschaft‘, ,Konflikte‘ und Anwendungsbezug • Poststrukturalistisch-diskurstheoretischer Zugang in Anschluss an Ernesto Laclau und Chantal Mouffe • ,Räume‘ aus diskurstheoretischer Perspektive und die Ableitung einer ,diskurstheoretischen Landschaftsforschung‘ • Konflikttheoretischer und konfliktpraktischer Zugang mit Bezug auf Chantal Mouffe und Ralf Dahrendorf • Konflikte im Zuge der Energiewende: Stromnetz- und Windkraftausbau im Fokus • Konfliktpraktische Einordnung: Von der Theorie zum Anwendungsbezug
Der AutorDr. Florian Weber ist Akademischer Rat in der Arbeitsgruppe Stadt- und Regionalentwicklung (Forschungsbereich Geographie) der Eberhard Karls Universität Tübingen.

Table of Contents

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung: Vom ‚Diskurs‘ über ‚Landschaft‘ zu ‚Konflikten‘ in der ‚Praxis‘ – Konzeptionalisierungen und Optionen
Zusammenfassung
Kontingenz gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse, Auseinandersetzungen um Veränderungen von ‚Landschaft‘ im Zuge der ‚Energiewende‘ und Herausforderungen eines anwendungsbezogenen Umgangs mit entsprechenden Konflikten – diese unterschiedlichen, in den Einstiegszitaten angerissenen Aspekte stecken das ‚Terrain‘ ab, das in den Fokus meiner Überlegungen rückt. Noch einmal komprimierter bilden die Schlagworte Diskurs, Landschaft, Konflikte und Praxis den roten Faden dieser Arbeit – sie stehen programmatisch sowohl für theoretisch-konzeptionelle als auch anwendungsbezogene Perspektiven und gleichzeitig für Herausforderungen.
Florian Weber
Kapitel 2. Diskurstheoretische Grundlagen in Anschluss an Ernesto Laclau und Chantal Mouffe
Zusammenfassung
Nachfolgend werden Grundlagen der Diskurstheorie sowie spezifische Hintergründe und Annahmen, allgemein und konkretisiert in Bezug auf den zentral in dieser Arbeit verfolgten poststrukturalistischen Zugang in Anschluss an Ernesto Laclau und Chantal Mouffe dargestellt. Das Ziel dieses Kapitels besteht in einem einführenden Überblick, der als Basis zum Verständnis bisheriger Herausforderungen für die Überführung in anwendungsbezogene Fragestellungen ‚in der Praxis‘ fungiert und gleichzeitig Potenziale der eingenommenen Perspektive verdeutlicht.
Florian Weber
Kapitel 3. Diskurs – Raum – Landschaft: ‚Räume‘ aus diskurstheoretischer Perspektive und die Ableitung einer ‚diskurstheoretischen Landschaftsforschung‘
Zusammenfassung
Die Diskurstheorie in Anschluss nach Laclau und Mouffe ermöglicht, wie im vorangegangenen Kapitel verdeutlicht, analytische Sensibilität für die temporäre Verankerung spezifischer Bedeutungen und gleichzeitig für Wandlungsprozesse zu erzielen. So wurde ein zentraler ‚Ausgangspunkt‘ geschaffen, um Aushandlungsprozesse um die Energiewende zu beleuchten. Von zentraler Relevanz zeigt sich hierbei, dass Konflikte konkret verortbare Bezüge aufweisen – wir es damit mit ‚raumbezogenen Konflikten‘ (vgl. auch Kühne 2018a; Kühne und Meyer 2015; Kühne und Weber 2017b) zu tun haben: Divergierende Meinungen ergeben sich nicht (nur) allgemein, sondern besonders ausgeprägt auf regionaler und lokaler Ebene – vor dem Hintergrund potenziell ‚vor Ort‘ zu errichtender Windkraftanlagen oder verlaufender Stromtrassen.
Florian Weber
Kapitel 4. Diskurs – Praxis – Konflikt: Konzeptionelle Reflexionen zu Anschlussfähigkeiten und Optionen
Zusammenfassung
In den beiden voranstehenden Kapiteln wurde ausgehend von der Diskurstheorie in Anschluss an Ernesto Laclau und Chantal Mouffe ein theoretisch-konzeptioneller Analyserahmen im Hinblick auf aktuelle Konflikte entwickelt, bei denen das sprachliche Zeichen und das Konstrukt ‚Landschaft‘ hohe Relevanz erlangt. Was damit aber noch nicht erreicht wurde, betrifft den Versuch einer Überwindung der eingangs skizzierten Theorie-Praxis-Kluft. Als dezidiert anti-essenzialistischer Ansatz konzipiert (Laclau und Mouffe 2015 [engl. Orig. 1985]), betonen Diskursforscher(innen) sowie eher kritisch beobachtende Wissenschaftler(innen), dass ‚dekonstruierende Analysen‘ nur begrenzt beratende Funktion ausüben könnten (u. a. Berndt und Pütz 2007a; Gebhardt et al. 2003; Glasze und Mattissek 2009b bzw. Arnold 2004; Ehlers 2005; Klüter 2005) – um hier schematisch die Problematik hervorzuheben.
Florian Weber
Kapitel 5. Theoretisch-methodische Operationalisierungen und Untersuchungsbausteine der Fallstudien
Zusammenfassung
Diskurstheoretische Forschungsarbeiten in Anschluss an Laclau und Mouffe haben seit Mitte der 2000er Jahre in der deutschsprachigen Geographie an deutlicher Relevanz gewonnen (vgl. Kapitel 2.4), verbunden mit der Entwicklung angepasster Methoden der Operationalisierung. Im Folgenden wird zunächst dargestellt, welche Herausforderungen der Operationalisierung sich ergeben (Kapitel 5.1) und auf welche Methoden im Rahmen des empirischen Analyseteils dieser Arbeit adaptiert zurückgegriffen wird (Kapitel 5.2). Danach werden die Analysebestandteile zur Energiewende, konkretisiert im Hinblick auf Konflikte im Zuge des Ausbaus der Übertragungsnetze und der Windkraft, dargestellt (Kapitel 5.3).
Florian Weber
Kapitel 6. Konflikte im Zuge der Energiewende: Diskursanalysen zum Stromnetz- und zum Windkraftausbau
Zusammenfassung
Welche Knotenpunkte sind aktuell im Zuge des Stromnetz- und des Windkraftausbaus hegemonial fixiert? Welche Verknüpfungen erscheinen so ‚natürlich‘, dass ihr Konstruktionscharakter in den Hintergrund gedrängt wurde? Welche Positionen sind dagegen subdiskursiv und damit eher ‚im Abseits‘? Welche Bedeutung spielt ‚Landschaft‘ beziehungsweise wie wird ‚Landschaft‘ konstruiert? Diese Fragen rücken im Weiteren in den Fokus. Zunächst wird eine kurze Kontextualisierung zur Verbindung aus Energiewende und Stromnetzausbau vorgenommen (Kapitel 6.1), bevor Diskurse um den Ausbau der Übertragungsnetze (Kapitel 6.2) und um die Errichtung von Windkraftanlagen (Kapitel 6.3), jeweils mit einem ausführlicheren Schwerpunkt auf ‚Landschaft‘, ausdifferenziert werden. Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten werden schließlich synthetisierend dargestellt (Kapitel 6.4).
Florian Weber
Kapitel 7. Konfliktpraktische Einordnung: Von der Theorie zum Anwendungsbezug
Zusammenfassung
Die Diskursanalysen zum Stromnetz- und Windkraftausbau haben verdeutlicht, wie komplex die Aushandlungsprozesse um Veränderungen im Zuge der Energiewende ausfallen. ‚Energiewende‘ ist keineswegs ein ‚eindeutiger‘ und unangefochtener Knotenpunkt. Vielmehr ergeben sich unterschiedlich gelagerte Konflikte, in denen um Deutungshoheit und damit Hegemonie gerungen wird. Mit dem ‚analytischen Blick‘ wurde in erster Linie eine Dekonstruktion vorgenommen, indem Zusammenhänge, aber auch Brüche ‚auseinandergenommen‘ wurden – so auch insbesondere mit einem Fokus auf Konstruktionsprozesse um ‚Landschaft‘ mit einem angepassten diskurstheoretischen Zugang.
Florian Weber
Kapitel 8. Zusammenfassung, Einordnung und Ausblick
Zusammenfassung
Energiekonflikte sind im Jahr 2017 in Deutschland politisch, institutionell, medial, technologisch, sozial, visuell präsent, haben aber durchaus bereits ‚Tradition‘. Fokussiert auf das 20. und 21. Jahrhundert wurde bereits vor dem Ersten Weltkrieg eine ‚Verdrahtung der Landschaft‘ kritisiert. Seit den 1920er Jahren wurden die Regional- und Verbundnetze ausgebaut und so auf eine eher dezentrale Stromversorgung umgestellt, was den ‚Heimatschutz‘ auf den Plan rief (Bayerl 2005). Auch die Nutzung der Kernenergie zur Stromversorgung brachte intensiv geführte gesellschaftliche Debatten mit sich und führte nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011 zur politisch beschlossenen Abkehr von der Stromproduktion aus Kernkraft bis 2022 (bspw. Gleitsmann 2011; Maubach 2014, S. 9 – 27).
Florian Weber
Backmatter
Metadata
Title
Konflikte um die Energiewende
Author
Dr. Florian Weber
Copyright Year
2018
Electronic ISBN
978-3-658-20524-9
Print ISBN
978-3-658-20523-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20524-9