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08-01-2019 | Korrosion | Nachricht | Article

Orgeln vor Korrosion schützen

Author: Nadine Winkelmann

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Durch den Einsatz automatisierter Lüftungssysteme, nachträglicher Passivierung oder einer Beschichtung mit Kalk, könnten Orgelpfeifen zukünftig vor Bleikorrosion geschützt werden.

Die historischen Orgeln in Deutschland bilden ein unersetzbares Kulturgut. Sie sind nicht nur das Klanggedächtnis einer längst vergangen Zeit, sondern stellen ein unwiederbringliches Zeugnis ästhetischer und stilistischer Traditionen ihrer jeweiligen Entstehungszeit dar. Dieser kulturelle Schatz ist jedoch seit den vergangenen Jahrzehnten einer starken Bedrohung ausgesetzt: Korrosion zerstört die Jahrhunderte alten Bleipfeifen der Orgelinstrumente. In dem Projekt „Maßnahmen zur Verminderung von Bleikorrosion an Orgelpfeifen“ haben Dr.-Ing. Herbert Juling, Material- und Konservierungsforscher am Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien, und seine Kooperationspartner des Arp-Schnitger-Instituts für Orgel und Orgelbau an der Hochschule für Künste Bremen zwei Jahre Untersuchungen an insgesamt sechs betroffenen Kirchen durchgeführt.

Luftfeuchtigkeit reduzieren und Essigsäure neutralisieren

Für die Beurteilung der klimatischen Situation in den Kirchen führte Juling Messungen über den Zeitraum eines Jahres durch. Die erfassten Daten über Temperatur und Luftfeuchtigkeit ergaben, dass ein entscheidender Faktor für das Klima die absolute Luftfeuchtigkeit ist. Die Kirchen sind heutzutage besser wärmeisoliert, werden aber zu selten gelüftet. Dadurch wird es im Inneren der Kirche zu feucht. Besonders während des Sommers überschreitet die absolute Feuchtigkeit einen für die Bleipfeifen kritischen Wert. Abhilfe können hier automatisierte Lüftungssysteme schaffen, die die Lüftung anhand der absoluten Luftfeuchtigkeit steuern. Aber auch reguläres Querlüften oder Dauerlüften bietet eine Verbesserung der Werte.

Bereits im vorangestellten Pilotprojekt wurde die Essigsäure, die von in der Restauration verwendeten Eichenhölzern abgesondert wird, als zentrale Ursache für die Korrosion der Bleipfeifen betrachtet. Die Untersuchungen der Wissenschaftler ergaben, dass durch eine Beschichtung der Hölzer mit Kalk, die austretende Säure neutralisiert werden kann. In einem Laborexperiment baute Juling mit seinen Partnern Teile der Orgel nach, um Messung unter authentischen Bedingungen vorzunehmen. Sein Fazit: Richtig umgesetzt, kann die Essigsäureemission durch eine Beschichtung mit Kalk um mehr als 90 Prozent gesenkt werden.

Nachträgliche Passivierung

Ein weiterer Ansatz zum Schutz der Pfeifen bildet eine nachträgliche Passivierung des Bleis durch den Einsatz von Schwefelsäure. In früheren Zeiten war dies ein automatischer Prozess, da die Luft deutlich unreiner war und eine höhere Konzentration von Schwefeldioxid in der Luft vorhanden war. Schwefeldioxid reagiert mit Bleioxid zu Bleisulfat. Genau dieser Stoff bildet die Schutzschicht, die man heute noch auf alten Pfeifen findet. Es fand also eine natürliche Passivierung der Bleipfeifen statt. Hier können die Orgelbauer nun ansetzen und die Bleioberfläche mit Schwefelsäure behandeln, um dem Bleifraß entgegenzuwirken.

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