Der Ukraine-Krieg, die Folgen der Corona-Krise und andere negative wirtschaftlichen Entwicklungen sorgen für viele Unsicherheiten bei der Mehrheit der Finanzchefs, zeigt eine aktuelle Umfrage. Gefragt ist nun eine umsichtige Planung.
CFOs blicken besorgt in die Zukunft und agieren in der Planung vorsichtig.
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Viele Wirtschaftsexperten hatten die Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft sich endlich von der Corona-Krise erholt und Unternehmen optimistisch in die Zukunft schauen können. Doch aus dem aktuellen CFO Survey der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte geht hervor, dass die rund 140 befragten Finanzvorstände an vielen Stellen große Sorgen plagen. So wirkt sich vor allem der Ukraine-Krieg erheblich auf die deutsche Wirtschaft aus. Drei Viertel der Befragten geben den Grad der Unsicherheit aktuell als hoch an. An eine Rückkehr zur Normalität glauben die Wenigsten.
Eigentlich sollte 2022 das Jahr der Normalisierung nach der Corona-Pandemie werden. Die Vorzeichen schienen günstig, die Konsumentenstimmung war gut, die Unternehmen standen Investitionen positiv gegenüber. Und selbst der Druck auf die Lieferketten ließ Anfang des Jahres nach. Konjunkturell wurde erwartet, dass die Wirtschaft mit dem Abflauen der Omikron-Welle einen kräftigen Aufschwung erleben würde. Der Krieg in der Ukraine hat diese Situation und den Ausblick auf das Jahr 2022 allerdings grundlegend verändert", sagt Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch.
Risikolandschaft wird noch volatiler
Und bei bestehen viele Unsicherheitsfaktoren, macht sich das auch bei der Planung bemerkbar. Unternehmen müssen heute in der Lage sein, schnell auf steigende Kosten zur reagieren. Im Klartext: Sie müssen zum Beispiel mit weniger Mittel für Investitionen auskommen - mit Folgen für die strategischen Entscheidungen.
Um das Management zügig mit den passenden Daten zu versorgen, muss das Controlling im Bereich von Analysen umdenken, meinen Timo Grund, Avo Schönbohm und Khai Tran in ihrem Buch "Unternehmensplanung im Zeitalter der Digitalisierung" (Seite 1). Die Autoren schreiben:
Retrospektive Berichterstattung oder das Durchführen detaillierter Soll-Ist-Analysen werden auch weiterhin elementare Aufgaben der Finanzfunktion sein. Jedoch geht die Relevanz dieser Aktivitäten zurück, während die Bedeutung vorausschauender Finanzanalyse und prospektiver Planung zunimmt. Entsprechend differenzieren sich fortschrittliche Finanzfunktionen heutzutage weniger über ihre Expertentätigkeiten wie externes Rechnungswesen, M&A oder Investor Relations, sondern vielmehr über ihre Exzellenz im Bereich wertsteigernder Aktivitäten, beispielsweise beim Forecasting oder der (digitalen) Datenanalyse."
Die nachfolgende Tabelle zeigt, wo den CFOs der Umfrage zufolge am häufigsten der Schuh drückt:
Welche Faktoren Unternehmen als hohe Risiken einstufen |
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Die meisten Finanzvorstände blicken mit Skepsis in die Zukunft. Die Umfrageteilnehmer rechnen mit einer durchschnittlichen Inflation von 6,1 Prozent. Jeder zweite befragte CFO rechnet mit einer Verschlechterung der Konjunktur.
CFOs planen vorsichtiger
Viele Finanzchefs rechnen also damit, dass sich die Geschäftsaussichten verschlechtern könnten – und zwar langfristig: Bis Ende 2023 erwarten die Umfrageteilnehmer noch keine Rückkehr zur Normalität. Dies spiegelt sich auch in der Investitionsbereitschaft wider. Bei den Investitionsplänen zeigt sich ein starker Rückgang. Unternehmen scheinen also jetzt bereits Maßnahmen zu ergreifen zur Liquiditätssicherung.
Laut der Deloitte-Analyse geht der Indexwert für Investitionen von 46 auf vier zurück. Auch der Indexwert für Beschäftigung sinkt von 42 auf 17. Werden also künftig weniger Fachkräfte eingestellt oder sogar entlassen? Nicht jede Branche ist von wirtschaftlichen Verschlechterungen gleich stark betroffen. Besonders deutlich zeigt sich der Einbruch jedoch für die Automobilindustrie. Hier wollen besonders viele Firmen die Investitionen und Beschäftigung senken.