01-09-2013 | Hauptbeiträge | Issue 3/2013

Kreative als aktivierte Wirtschaftsbürger. Zur wohlfahrtsstaatlichen Rahmung von künstlerisch-kreativer Arbeit
Zusammenfassung
Der Beitrag beleuchtet die wohlfahrtsstaatliche Rahmung von künstlerisch-kreativer Arbeit. Von sozialwissenschaftlicher, aber auch von politischer Seite werden Akteure künstlerisch-kreativer Erwerbsfelder als Vorreiter künftiger Arbeits- und Lebensverhältnisse etikettiert sowie als Experimentierfeld für die Flexibilisierung von Erwerbsarbeit betrachtet. Noch nicht hinreichend beleuchtet ist jedoch, wie sich das wohlfahrtsstaatliche Arrangement zur sozialen Absicherung von künstlerisch-kreativer Arbeit entwickelt hat. Die These lautet, dass die wohlfahrtsstaatliche Regulierung von künstlerisch-kreativer Arbeit seit den 1960er/1970er-Jahren einen Gestaltwandel durchlaufen hat. Das neue wohlfahrtsstaatliche Arrangement zur sozialen Absicherung von künstlerisch-kreativer Arbeit entspricht, pointiert gesagt, einer „Angebotspolitik für den ‚defizitären‘ Unternehmer“. Zu differenzieren ist es in dreierlei Hinsicht. Zum Ersten handelt es sich um eine semantische Rekonstruktion des empirischen Felds, das als volkswirtschaftlich produktiver Hoffnungsträger modelliert wird. Zum Zweiten verändert sich die politisch-diskursive Anrufung von sozial schutzbedürftigen Künstlern in Richtung eines unternehmerischen Selbst, das sozialpolitisch zu aktivieren und betriebswirtschaftlich zu disziplinieren sei. Zum Dritten verändert sich die wohlfahrtsstaatliche Steuerung und sozialpolitische Absicherung von Kulturschaffenden. Grundlage des Beitrags sind empirische Untersuchungen, die die Autorin seit 2007 in der Kultur- und Kreativwirtschaft durchführt.