Was ist Kreativität? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Der Begriff Kreativität wird umrissen und eine Arbeitsdefinition festgelegt: Kreativität ist die von sozialen Kontexten moderierte Fertigkeit, etwas zu erschaffen, das neu ist. Das Forschungsfeld der Kreativität ist vielfältig und unübersichtlich. Am Anfang der systematischen Untersuchung kreativer Phänomene standen pragmatische Ansätze, die nicht die wissenschaftliche Fundierung, sondern die Entwicklung von kreativitätsfördernden Programmen zum Ziel hatten. Im psychoanalytischen Ansatz von Freud wird Kreativität als Ergebnis von Spannungen zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten gesehen. Psychometrische Ansätze versuchen die Stärke der kreativen Anlagen mit einem geeigneten Instrumentarium zu messen. In der Gehirnforschung kann man mit bildgebenden Verfahren kreative Problemlösungsprozesse im Gehirn visualisieren, und biografische Methoden untersuchen die kreative Person selbst. Die Creative-Cognition-Forschung verfolgt das Ziel einer wissenschaftlich fundierten Auseinandersetzung mit Kreativität. Auf Basis der Forschungen zum divergenten und konvergenten Denken werden verschiedene kreative Methoden vorgestellt. Divergentes Denken ist ein Denkansatz, bei dem Probleme durch kreative Bearbeitung im Sinne eines „Um-die-Ecke-Denkens“ gelöst werden sollen. Das konvergente Denken dient bei diesen Methoden dem Eingrenzen und dem Auswählen von Ideen und versucht, die beste Lösung aus den möglichen Lösungen zu identifizieren. Für die unterschiedlichen Phasen des Lösungsprozesses werden verschiedene Kreativitätstechniken vorgestellt, u. a. Negativ–Positiv, Kraftfeldanalyse, CATWOE, Kopfstand, Reizwortmethode, Analogietechnik, sechs Denkhüte. Diese Methoden eignen sich jeweils besonders gut oder ausschließlich in einzelnen Phasen des Problemlösungsprozesses. Sie haben in diesen Phasen ihre besonderen Stärken, stellen aber kein verbundenes Gesamtkonzept, kein System dar. Integrierte Modelle wie Design Thinking, UVM-Ideenstrommethode® und LEGO®-SERIOUS PLAY® bilden den gesamten Problemanalyse- und Lösungsprozess ab. Alle Methoden – isolierte und integrierte – sind jedoch nicht automatisch und per se Kreativitäts-„Erzeuger“. Wichtig ist, mit welcher Haltung und in welchem Klima diese angewandt werden. Grundsätze können sein: Ideenvielfalt zulassen, Spaß statt Pflicht, genügend Zeit, kein Wettkampf um Ideen, scheitere früh und oft.