Laut Schätzungen von KfW Research ist das Kreditneugeschäft der deutschen Banken und Sparkassen mit Unternehmen und Selbstständigen im dritten Quartal 2015 erstmals seit anderthalb Jahren geschrumpft. Der Rückgang beläuft sich auf 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Das geht aus dem aktuellen KfW-Kreditmarktausblick hervor. Trotz niedriger Kreditkosten und vorteilhafter sonstiger Kreditbedingungen, unter anderem die Besicherung, Kredithöhe sowie Fristigkeiten betreffend, ist der Unternehmenskreditmarkt damit nach dem Schub ab Sommer 2014 wieder aus dem Tritt geraten.
"Leider müssen wir konstatieren: Der deutsche Kreditmarkt ist derzeit auf dem Weg zu alter Schwäche", sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. Auch aufgrund nachteiliger Basiseffekte sei mit einer Rückkehr zu positiven Wachstumsraten frühestens Mitte 2017 zu rechnen. Zeuner geht jedoch nicht davon aus, dass das Tempo der Abwärtsbewegung weiter zunimmt. Für das Schlussquartal 2015 prognostiziert die KfW einen Rückgang des Kreditneugeschäfts im Vergleich zum Vorjahresniveau um etwa 1,5 Prozent.
Strukturelle Ursachen
Die wesentlichen Ursachen dafür sind laut Bericht struktureller Art: Bereits seit 2009 halten die Investitionsausgaben der deutschen Unternehmen nicht mehr mit dem Wachstum der finanziellen Eigenmittel, bestehend aus einbehaltenen Gewinnen und Abschreibungen, Schritt. So haben die nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften in den zwölf Monaten ab September 2014 insgesamt 90 Milliarden Euro neues Finanzvermögen gebildet.
"Die strukturelle Schwäche der Kreditnachfrage der deutschen Unternehmen erweist sich als schwer zu überwinden", kommentiert Zeuner. "Vorteilhafte Kreditkonditionen allein reichen nicht, um die Unternehmen dauerhaft zu verstärkter Kreditaufnahme zu bewegen.“ Angesichts der ausgezeichneten Finanzlage des deutschen Unternehmenssektors sei ein stabiler Aufwärtstrend beim Kreditneugeschäft nur dann zu erwarten, wenn die Investitionstätigkeit nachhaltig und in der Breite an Kraft gewinne.