Der aktuelle Bank Lending Survey belegt, dass im vierten Quartal 2022 die Hürden für Unternehmens- und private Immobilienkredite sowie Konsumenten- und sonstige Darlehen in Deutschland gestiegen sind. In allen Bereichen verzeichnete die Banken einen deutlichen Nachfragerückgang.
Die Wirtschaft, Bauherren und private Haushalte fragen weniger Bankkredite nach. Die Branche rechnet auch für das erste Quartal 2023 mit einer sinkenden Nachfrage.
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Deutsche Banken und Sparkassen haben die Bedingungen in den drei Kreditsegmenten Unternehmen, Immobilien und Privatdarlehen im Winterquartal 2022 verschärft. Strengere Maßstäbe legte die Branche vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, und hier insbesondere bei energieintensiven Unternehmen, sowie im Immobiliensektor an. Die Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage und der Konjunkturaussichten, gestiegene Energiekosten, sowie branchen- und firmenspezifische Faktoren waren unter anderem ausschlaggebend. Das ist ein zentrales Ergebnis des aktuellen Bank Lending Survey (BLS), am dem sich von Mitte Dezember 2022 bis Mitte Januar 2023 insgesamt 33 deutsche Institute beteiligten.
Dem zufolge wirkten die regulatorischen und aufsichtlichen Anforderungen im vergangenen Jahr restriktiv auf die Kreditrichtlinien und Margen der Banken aus. "Diese Effekte dürften im Zusammenhang mit der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) angekündigten Erhöhung des antizyklischen Kapitalpuffers und der Einführung eines Systemrisikopuffers für den Wohnimmobiliensektor stehen", führt die Deutsche Bundesbank aus.
Sinkende Kreditnachfrage in allen Bereichen
Insgesamt verzeichnete der vierteljährlich von Eurosystem durchgeführte BLS in allen drei Bereichen (Unternehmen, Bau, Privathaushalte) eine zum Teil stark gesunkene Nachfrage nach frischem Kapital. Bei den Firmenkrediten ist es das erste Minus seit 2013. "Vor allem das gestiegene allgemeine Zinsniveau und die Zurückhaltung der Unternehmen bei Anlageinvestitionen dämpften die Kreditnachfrage insbesondere nach langfristigen Ausleihungen", betont die Deutsche Bundesbank.
Dabei trug der Anteil fauler Kredite, die sogenannten Non-Profit Loans oder kurz NPL, laut der Banken und Sparkassen im zweiten Halbjahr 2022 nur marginal zu einer Straffung ihrer Kreditvergabepolitik im Geschäft mit Firmenkunden bei. Für das erste Halbjahr 2023 rechnen die Banken mit einem etwas stärkeren restriktiven Einfluss der NPL-Quote auf ihre Angebotspolitik.
Einbruch bei privaten Immobiliendarlehen
Private Baufinanzierungen wurden im vierten Quartal so wenig nachgefragt wie nie zuvor seit Einführung des BLS im Jahr 2003. Als wesentliche Gründe für den Einbruch nannten die Banken das gestiegene allgemeine Zinsniveau, die nach Einschätzung der Kreditnehmer deutlich verschlechterten Aussichten am Wohnimmobilienmarkt und das gesunkene Verbrauchervertrauen. Auch die Nachfrage nach Konsumenten- und sonstigen Krediten ging zurück. Entsprechende Anträge privater Haushalte lehnten die Banken deutlich häufiger ab als im Vorquartal.
Banken und Sparkassen rechnen auch für das erste Jahresviertel mit einer weiter sinkenden Nachfrage in allen Kreditbereichen. Doch der Rückgang werde voraussichtlich schwächer ausfallen als im Schlussquartal 2022. Im ersten Quartal 2023 wollen die Institute ihre Richtlinien in allen drei Kreditsegmenten erneut restriktiv anpassen. Die deutschen Geldhäuser berichten in einer Sonderbefragung vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten von einer im Vergleich zum Vorquartal nahezu unveränderten Refinanzierungssituation.