Ein Kurswechsel ist nicht unmöglich. Das ist die positive Botschaft, die die Studie "Comeback Kids – die Geheimnisse nachhaltiger Wertschaffung in Unternehmen" (PDF) von der Boston Consulting Group (BCG) verbreitet. Denn von 142 untersuchten börsennotierten Gesellschaften in Deutschland haben in den vergangenen sechs Jahren zehn den Weg aus der Krise besonders erfolgreich gemeistert. Zu den Firmen, die sich nach Umsatz- und Ergebniseinbrüchen wieder auf Wachstumskurs befinden, gehören unter anderem die Chemieproduzenten Lanxess, Wacker Chemie sowie H&R, der Maschinenbauer Heidelberger Druck, der Leuchtmittelhersteller Osram, der Werbeanbieter Stroer, der Elektronikhersteller Siltronic, der Klinikbetreiber Mediclin, der Technologiekonzern Rheinmetall und der Automobilzulieferer SGL Carbon. Auch die Faktoren, die den "Comeback Kids", so das BCG-Wording, den Kurswechsel ermöglicht haben, lassen sich der Analyse zufolge konkret benennen. Je nach Unternehmenssituation sind das
- die organische Expansion,
- das anorganische Wachstum,
- Kürzungen bei Investionen,
- Fokussierung des Portfolios,
- Kosten- und Effizienzoptimierungen.
Oft werden diese Maßnahmen miteinander kombiniert oder bauen aufeinander auf, so die Boston Consulting Group weiter. Besonders häufig aber erweitern Unternehmen in der Krise ihr Produktportfolio und versuchen so neue Märkte zu erschließen, also organisch zu wachsen.
Für die Studie haben die Unternehmensberater Firmenergebnisse von 142 deutschen Aktiengesellschaften zwischen 2010 und 2015 ausgewertet. Dabei standen Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro im Zentrum, Finanzdienstleister und Asset-Manager waren ausgenommen. Für die Betrachtung wurden Finanzkennzahlen wie EBITDA und EBIT sowie in einer qualitativen Untersuchung Turnaround-Strategien herangezogen.
Schlüsselfigur eines erfolgreichen Turnarounds
Um unbeschadet aus der Krise zu kommen, setzen Unternehmen häufig externe Berater oder Interim Manager ein. Letzterer übernimmt die Aufgabe eines Chief Restructuring Officer (CRO), mit dem Ziel, "das Krisenunternehmen wieder wettbewerbsfähig zu machen und zu erreichen, dass es langfristig Gewinne erwirtschaften kann", schreibt Springer J. Eschermann im Buch "Distressed Mergers & Acquisitions" auf Seite 38. In der Regel übernimmt der CRO für einen begrenzten Zeitraum bei einem Unternehmen die Gesamtprojektleitung der Restrukturierung und treibt das Maßnahmenmanagement voran. Ein CRO kann aber auch vorübergehend die bisherige Geschäftsführung ersetzen, wenn der Anteilseigner mit der Leistung des Managements nicht zufrieden ist. Zu den Sanierungsmaßnahmen eines externen Krisenmanagers gehören unter anderem die kurzfristige Liquiditätsbeschaffung, die mittelfristige Prozesse- oder Strukturverbesserung oder die langfristige strategische Neuausrichtung des Unternehmens.
Die Vorteile eines externen CRO sieht Eschermann im "objektiveren Blick bei der Beurteilung der Krisensituation", da dieser nicht persönlich betroffen ist, etwa durch einen drohenden Stellenverlust. Zudem werden bei einer neutralen Analyse der Krisenursachen auch die Fehler des Managements aufdeckt, die ein Geschäftsführer eher zu verstecken versucht, meint Eschermann.
Einen CRO einzusetzen, kann eine Lösung sein, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Aber "es gibt keine Blaupause für Comebacks", urteilt Ralf Moldenhauer, Senior Partner bei BCG in Deutschland. Die Studie zeigte jedoch, dass durchaus Hebel existieren, "ohne die sich kein Unternehmen aus der Krise heraushieven kann".