Digitalgeld bleibt für viele Menschen ein zweischneidiges Schwert: Das Vertrauen steigt zwar stetig, investieren will der Durchschnitt der Bürger darin aber nicht. Aufgeschlossen ist nur die junge Generation. Sie würde mit dem digitalen Euro bezahlen und fast jeder Fünfte legt Geld bereits in Kryptowährungen an.
Laut einer aktuellen Umfrage des Beratungshauses Bearing Point vertrauen nur noch zwei Drittel (66 Prozent) der Bundersbürger der staatlichen Währung. 2021 waren es noch 85 Prozent. Gold ist hingegen für 84 Prozent der Menschen nach wie vor die verlässlichste Anlageform (2021: 88 Prozent). Das Vertrauen in Kryptowährungen stieg von 17 Prozent im Jahr 2019 auf nunmehr 21 Prozent. Nach wie vor glaubt mit 81 Prozent die große Mehrheit der Menschen aber nicht daran, dass Digitalgeld zukünftig staatliche Währungen ablösen werden.
Für die Studie über die Einstellung zu Kryptowährungen, die regelmäßig seit 2016 erhoben wird, hat das Meinungsforschungsinstitut Yougov von 15. bis 20. Juni 2022 insgesamt 1.022 Personen ab 18 Jahren online befragt. Der Erhebung zufolge kennen neun von zehn Menschen in Deutschland digitale Währungen zwar, doch die Zahl der Nutzer ist im Vergleich zum Vorjahr nur leicht von sieben auf acht Prozent gestiegen. Der Hälfte der Befragten fehlen Kenntnisse, wie das E-Geld funktioniert.
Akzeptanz von digitalem Zentralbankgeld steigt
Allerdings können sich 36 Prozent aller Befragten vorstellen, digitales Zentralbankgeld im Alltag als Zahlungsmittel zu nutzen. Vor allem Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren sind für solches E-Geld als zusätzliche Zahlungsoption offen. In dieser Altersgruppe würden 59 Prozent mit dem digitalen Euro, 51 Prozent mit Stablecoins, 44 Prozent mit Kryptowährungen und 41 Prozent mit Digital Commercial Money von Unternehmen bezahlen.
Obwohl das Vertrauen in digitale Währungen stetig gestiegen ist, sinkt das Interesse an Kryptowährungen als Anlageform. So kommt für 81 Prozent der Studienteilnehmer aktuell ein Investment in Bitcoin, Ethereum & Co. nicht in Betracht. Auch in Zukunft wollen sich 64 Prozent bei diese Form der Kapitalanalge zurückhalten. 2021 sah noch fast jeder Dritte in Kryptogeld ein geeignetes Instrument zur Vermögenssteigerung. Inzwischen ist dieser Anteil auf 22 Prozent gesunken.
Krypto-Anleger gehören zur Generation Z
Die Zahl derjenigen, die bereits über eine Kryptobörse, einen Kryptobroker, über ein Depot bei einem Online Broker oder einer Hausbank bereits in digitale Währungen investieren, liegt nach wie vor bei lediglich sieben Prozent. Auch hier bilden die 18- bis 24-Jährigen wieder eine Ausnahme: 18 Prozent der jungen Befragten sind direkt über eine Kryptobörse investiert. 2021 waren es elf Prozent. Über ein entsprechendes Depot mit Kryptowährungen bei ihrer Hausbank verfügen 16 Prozent diese jungen Altersgruppe. Das sind vier Mal so viele wie der Durchschnitt aller Bürger.
"Wir sehen, dass das Bewusstsein für Kryptowährungen in der Bevölkerung grundsätzlich vorhanden ist und auch wieder zunehmend mehr Menschen Kryptowährungen nutzen. Im Vergleich zu anderen Anlageformen spielen sie allerdings weiterhin eine untergeordnete Rolle", resümiert Robert Bosch, Partner bei Bearing Point. Zuletzt habe sich gezeigt, dass der Kryptomarkt stark von der Weltwirtschaft und den Entscheidungen der Zentralbanken abhängig ist und stark mit den Aktienmärkten korreliert.
Junge Verbraucher schätzen Online Broker
Dennoch habe sich das Segment in den vergangenen Jahren rasant entwickelt und einige Unternehmen hervorgebracht, die zunehmend auch in den traditionellen Finanzsektor vordringen. Diese Entwicklung gelte vor allem im Hinblick auf die Generation Z. "Die junge Generation ist deutlich offener, wenn es um die Nutzung und Investitionen in Kryptowährungen geht. Doch gefragt, welche Form der Investition sie zukünftig wählen würden, geben nur sieben Prozent das Hausbankdepot an. 22 Prozent würden lieber über das Depot eines Online Brokers investieren", so Bosch und rät klassischen Banken und Sparkassen, ihre Services diesem Trend anzupassen, um attraktiv für junge Kunden zu bleiben.