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2022 | Book

Kunststoffe im Kreislauf

Vom Recycling zur Rohstoffwende

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About this book

Die Autoren führen den Leser in die komplexe Welt der Kunststoffwirtschaft ein, denken deren Zirkularität konsequent zu Ende und zeigen auf, wie eine ganzheitliche und integrative Kreislaufstrategie aussehen kann. Prof. Martin StuchteyEine treibhausgasneutrale und ressourceneffiziente Gesellschaft basiert auf zwei essenziellen Säulen: regenerativen Energieträgern und recycelten Rohstoffen – die Energiewende braucht die Rohstoffwende. Prof. Martin Faulstich
Die Lebenszyklus-Perspektive auf Kunststoffe ermöglicht eine «Win-Win»-Situation: zirkuläre ersetzen fossile Rohstoffe, die nicht mehr in der Umwelt landen. Konsequent müssen wir in zirkuläre statt fossiler Rohstoffe investieren. Prof. André Bardow
Die Vision der zirkulären Wertschöpfung ist nur umsetzbar, wenn Kunststoffkreisläufe systematisch und konsequent geschlossen werden. Das erfordert eine tiefgreifende industrielle Transformation zur zirkulären Kunststoffwirtschaft. Ralph Appel

Der Leser erhält Angaben zur Einschätzung von Produktionsvolumina, Marktgrößen, Emissionen, Abfallmengen. Die systematische Befassung mit technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten ist Grundlage von Analysen und für die Umsetzung in Wirtschaft und Gesellschaft.

Table of Contents

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Mit dem vorliegenden Buch verfolgen die Autoren die Ziele, den in der Kunststoffkreislaufwirtschaft Engagierten oder an ihr Interessierten einen Überblick über das in schneller Entwicklung befindliche Gebiet zu verschaffen, die wesentlichen Herausforderungen für die Kunststoffwirtschaft zu behandeln, die Struktur einer Kreislaufwirtschaft im Gegensatz zur im Abfall endenden linearen Wirtschaftsform zu entwickeln, Zahlen, Daten und Fakten für die Arbeit zur Verfügung zu stellen und Klarheit in der Terminologie zu schaffen. Im einleitenden Kapitel werden die drei wesentlichen Handlungsfelder (Abfallreduktion und -management, Defossilisierung und Kreislaufwirtschaft, Emissionsreduktion und -vermeidung) benannt. Strategiebestandteile einer Kunststoffkreislaufwirtschaft (Lebensdauererhöhung, Kreislaufeignung, Energie- und Ressourceneffizienz, erneuerbare Energien, Kreislaufschließung) werden vorgestellt. Grundlegende Termini werden in Sprachgebrauch und Bedeutung diskutiert.    
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 2. Kunststoff – ein nachhaltiger Werkstoff
Zusammenfassung
Kunststoffe werden bisweilen als „Werkstoff des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet. Seit im Jahr 1950 die erste Million Tonnen Kunststoff weltweit produziert wurde und im Markt Anwendung fand, setzt sich, basierend auf der schier unendlichen Variabilität („Werkstoff nach Maß“) und der hohen Funktionalität die Erfolgsgeschichte dieser kohlenstoffbasierten Werkstoffklasse ungebremst bis heute fort. Kunststoffe haben sich in ihren Anwendungsmöglichkeiten aus sozialen, ökonomischen und ökologischen Gründen als unverzichtbar und unersetzlich erwiesen, als nachhaltiger Werkstoff mithin. Ein Verständnis der grundlegenden physikalischen Werkstoff- und Gebrauchseigenschaften in den wichtigsten Anwendungsbereichen und der Lebenszyklen des Materials in den unterschiedlichen Anwendungen ist nötig, um der oftmals polemisch geführten Diskussion über die Vor- und Nachteile dieser bedeutenden Werkstoffklasse eine sachliche und damit im Sinne der Kreislaufwirtschaft zielführende Richtung zu geben. Ergänzt wird das Kapitel um Aspekte der Wirtschaftlichkeit, der Natur der Kunststoffe und eine kurze Darstellung der heute produzierten und im Markt verfügbaren Kunststoffsorten.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 3. Rohstoffbasis
Zusammenfassung
Polymere werden derzeit noch zu ca. 90 % aus den fossilen Rohstoffen Öl und Gas hergestellt. Um Ressourcen zu schonen, Abfälle für die Verwertung attraktiver zu machen und in Produktion und Nutzung CO2-Emissionen zu vermeiden, müssen die fossilen Rohstoffe für die Kunststofferzeugung sukzessive in den nächsten zwei Jahrzehnten durch zirkuläre Rohstoffe ersetzt werden. Diese auch als Rohstoffwende bezeichnetet Entwicklung ist einer der Kernbestandteile einer zukünftigen Kreislaufwirtschaft. Für die Herstellung zirkulärer Rohstoffe stehen im Wesentlichen drei verschiedene Quellen zur Verfügung: Rezyklate, Kohlenstoffdioxid (CO2) und nachwachsende Rohstoffe. Die einzelnen Quellen, einschließlich der fossilen, werden hinsichtlich ihrer Konzeption in Grundzügen erläutert und der Stand der Forschung und Umsetzung zu ihrer Nutzung dargestellt. In einem Szenario wird die weitere Emissionsentwicklung auf Basis der Wachstumsprognose für die Kunststoffproduktion und die mögliche Reduzierung der Emissionen bei Nutzung zirkulärer Rohstoffe im Kontext der deutschen und europäischen Klimaziele aufgezeigt.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 4. Die Kunststoffwirtschaft
Zusammenfassung
Die Kunststoffwirtschaft ist ein bedeutender Teil der deutschen und der globalen Wirtschaft. Sie umfasst, neben der Kunststoffindustrie mit den drei Bereichen Kunststofferzeugung, Kunststoffverarbeitung und Kunststoffmaschinen- und Anlagenbau, weitere Bereiche wie Verwerter und Recycler, Dienstleister, die Wissenschaft, Verbände, Messen u.v.a.m. Alle teilnehmenden Organisationen arbeiten in komplexen meist internationalen Netzwerken eng abgestimmt miteinander, oft im Rahmen in Jahrzehnten aufgebauter und bewährter Kunden-Lieferanten-Beziehung. Die notwendige Umstellung der heutigen von linearen Lieferketten dominierten Produktion auf die Kreislaufwirtschaft greift mit ihren Anforderungen tief in diese Strukturen und Arbeitsabläufe ein. Der Ausstieg aus den fossilen Rohstoffen – Abfall wird zu Rohstoff – verändert nicht nur die Welt in der Kunststofferzeugung, sondern auch die aller anderen Bereiche der Kunststoffwirtschaft. Um die Auswirkungen dieser Umstellung auf die etablierten Abläufe und Unternehmen einschätzen zu können, ist ein Verständnis heute existierender Strukturen notwendig. In diesem Kapitel werden die Teilbereiche im Einzelnen vorgestellt. Dabei wird auf die wesentlichen Merkmale eines jeden Teilbereichs strukturiert eingegangen, die wichtigen Akteure werden genannt und deren Rollen beschrieben. Regionale Aspekte und Kennzahlen ergänzen das Bild. Weiterführende Literatur unterstützt bei der Vertiefung.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 5. Stoffströme
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die Wege, die die von der Kunststoffwirtschaft bereitgestellten und begleiteten Kunststoffe während ihrer Lebenszyklen nehmen, beschrieben. Die Fachwelt spricht hier von Stoffströmen. Zunächst wird die qualitative Seite dargestellt, also die typischen Anwendungen der Kunststoffe. Der Fokus liegt dabei auf den sechs größten globalen Kunststoffmärkten und den dort eingesetzten, volumenmäßig bedeutenden Polymersorten. Um die Dimensionen der Stoffströme zu verdeutlichen, wird die quantitative Seite, also die produzierten und verarbeiteten Mengen, die entstehenden Abfälle und deren Verbleib, differenziert nach den Regionen Deutschland und EU, den globalen Zahlen gegenübergestellt. Die überwiegende Menge der Angaben bezieht sich dabei auf das Jahr 2019, also die Vor-Brexit-Zeit, daher benutzen wir noch den Terminus EU28, also einschließlich Großbritanniens. Detailliert wird dann auf die regionale Verteilung der verarbeiteten Kunststoffe, die wichtigsten Märkte und auf die Anwendungen in Europa eingegangen. Ausführliche Informationen zu Herkunft und Verwendung von Rezyklaten in Deutschland und Ausführungen zu den Exporten von Kunststoffabfällen werden gegeben. Die mögliche Entwicklung der Bedarfs- und der erforderlichen Produktionsmengen wird in verschiedenen Szenarien dargestellt und diskutiert. Hinweise zu den wichtigsten Quellen für Marktdaten über Kunststoffe und die Kunststoffindustrie, ergänzt um Literaturangaben, schließen das Kapitel ab.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 6. Produktverantwortung und Beispiele für ihre Umsetzung
Zusammenfassung
Ausgehend von der Definition wird die praktische Anwendung der Produktverantwortung in der Kunststoffwirtschaft bezogen auf die verschiedenen Lebenszyklusphasen (Design-, Herstellungs-. Gebrauchs-. End of Life-Phase) untersucht. Für die Design-Phase wird die Anwendung unterschiedlicher Design-Begriffe im Rahmen konkreter Produktverantwortungung thematisiert. Ausgewählte Beispiele der Wahrnehmung der Produktverantwortung werden  aus den Bereichen Verpackung, Landwirtschaft, Bau, Auto, Möbel kurz vorgestellt. Dabei wird die Rolle von freiwilligen Initiativen und Verpflichtungen wie auch von gesetzlichen Regelungen bei der Umsetzung der Produktverantwortung jeweils aufgezeigt, die Träger der Produktverantwortung werden benannt. Abschließend werden Möglichkeiten und Grenzen einer Ausweitung  einer gesetzlich verordneten Produktverantwortung auf weitere Produkte/Produktgruppen erörtert.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 7. Kreislauforientiertes Industriedesign mit Kunststoffen
Zusammenfassung
Die „Kreislaufwirtschaft“ ist vom Randthema „für die ferne Zukunft“ zum Kernbegriff des Paradigmenwechsels bei Designern und Entwicklern geworden. Traditionelle Produktentwicklungsprozesse, etablierte Materialanwendungen und Produktionsformen sowie lineare Geschäftsmodelle kommen an ihre Grenzen, wenn es um Kreislaufwirtschaft und kreislauforientiertes Design geht. Große und kleine Unternehmen haben erkannt: es braucht „kreislauffähige“ Geschäftsmodelle. Zudem fordert die „Partizipationsgesellschaft“ heute von Unternehmen, Marken und Handel, verantwortungsvoll neue Produkte, Produktkreisläufe und Service-Produktsysteme in kollaborativen Wertschöpfungsketten zu entwickeln. Welche Auswirkungen dies hat und welches Neu-Denken und Neu-Handeln für Industriedesigner im Design-Prozess notwendig werden, wird erläutert. Pioniere des Design for Circularity werden vorgestellt und deren Arbeit bewertet. Ausgehend von den Prinzipien des Designers Dieter Rams wird ein aktuelles Anforderungsprofil an ein Design for Circularity für die Arbeit von Industriedesignern, Produktmanagern und Konstrukteuren entworfen. Die Richtlinien „Entwicklung technischer Produkte und Systeme“ VDI 2221 und „Industriedesign – Nutzerzentrierte Gestaltung im Produktentwicklungsprozess“ 2424 des VDI und VDID werden hinsichtlich des Design for Circularity kommentiert. Der Ausblick skizziert, wie Design for Circularity zielgerichtet, konkret und erfolgversprechend in Unternehmen und Designbüros umgesetzt werden kann.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 8. Sortierung und Aufbereitung von Kunststoffabfällen
Zusammenfassung
Auf dem Weg zu einer Kunststoffkreislaufwirtschaft spielt die Sortierung und Aufbereitung von Kunststoffabfällen für die anschließende Rezyklatherstellung eine entscheidende Rolle. Abhängig davon, aus welchen Abfallströmen Sekundärrohstoffe zurückgewonnen werden sollen, unterscheidet sich der Stand der Technik bei der Sortierung und Aufbereitung der Abfälle in den verschiedenen Stadien ihrer Behandlung erheblich. Die vom Verbraucher gesammelten Verpackungsabfälle, der über den Fachhandel gesammelte Elektroschrott oder die in die etablierte Schrottwirtschaft gelangenden Altfahrzeuge sind typische Abfallströme, die in hohem Maße Kunststoffe enthalten und die für die Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen in ganz unterschiedlicher Weise betrachtet und behandelt werden müssen. Die technische Weiterentwicklung der verschiedenen Prozesse einerseits wird zukünftig durch die Entwicklung bis dato fehlender Qualitätsstandards, gesetzlicher Vorgaben für den Rezyklatgehalt und ganz wesentlich durch die fortschreitende Automatisierung der Prozesse und Digitalisierung des gesamten Systems andererseits ergänzt werden.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 9. Verwertung von Kunststoffabfällen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden Verfahren und Prozesse der Kunststoffverwertung mit ihren Stärken und Schwächen vorgestellt und erläutert. Dies sind einerseits die aktuell im Einsatz befindlichen Verfahren des werkstofflichen oder mechanischen Recyclings und die energetische Verwertung, andererseits die derzeit in Entwicklung befindlichen Verfahren des chemischen oder rohstofflichen Recyclings, die sich in den nächsten Jahren etablieren werden. Um den Umfang verwerteter Kunststoffabfallmengen kurz-, mittel- und langfristig zu steigern, müssen alle zum werkstofflichen Recycling gehörenden Prozesse weiterentwickelt und forciert eingesetzt werden, müssen alle Möglichkeiten des chemischen Recyclings weiterentwickelt und technisch realisiert werden (hierfür wird Technologieoffenheit benötigt) und muss die energetische Verwertung auf das für die Beseitigung nicht verwertbarer und schädlicher Anteile unabdingbare Minimum reduziert werden. Massenbilanzierungen, die die Rückverfolgbarkeit (Chain of Custody) der eingesetzten zirkulären Rohstoffe ermöglichen, sind die Methode, Marktteilnehmer wie Regulatoren zuverlässig zu informieren und notwendiges Vertrauen aufzubauen. Die Maximierung des Einsatzes verwerteter Kunststoffabfälle ist Voraussetzung für das Gelingen der Rohstoffwende und für die erfolgreiche Etablierung der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 10. Nicht-verwertete Kunststoffabfälle
Zusammenfassung
Der weitaus überwiegende Anteil der weltweit anfallenden Kunststoffabfälle wird gegenwärtig (noch) nicht verwertet, sie werden entweder deponiert oder gelangen unkontrolliert in die Umwelt. Das Kapitel befasst sich mit dieser mengenmäßig gewaltigen Ressource, die einer Kunststoff-Kreislaufwirtschaft schrittweise zugänglich gemacht werden muss. Der Entsorgungspfad der geordneten Deponierung wird von den Formen des unkontrollierten Entlassens der Abfälle in die Umwelt („wilde“ Deponien, Verbrennen ohne Energiegewinnung, Littering, insbesondere Marine Littering) unterschieden. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Marine-Litter-Problem gewidmet. Ausgehend von der umfangreichen Literatur hierzu werden Ursachen sowie ökologische und andere Folgen dieses globalen Umweltproblems, der aktuelle Stand zu Quellen, Eintragspfaden und Mengen zusammenfassend aufgezeigt, ebenso bisherige und geplante Maßnahmen gegen den Kunststoffeintrag in die Umwelt. Die Notwendigkeit der Unterscheidung zwischen Makro- und Mikroplastik und der vertieften Forschung zu möglichen Wirkungen von Mikroplastik wird herausgestellt. Abschließend wird ein kurzer Überblick zum Stand der Untersuchungen zum Littering in Deutschland gegeben, wobei zwischen dem Umwelteintrag von Kunststoff als Werkstoff und dem von Polymeren insgesamt unterschieden wird.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 11. Ökobilanzen von Kunststoffkreisläufen
Zusammenfassung
Kunststoffe basieren hauptsächlich auf fossilen Ressourcen, wodurch während der aktuellen Produktion, Verarbeitung und Abfallverbrennung hohe Treibhausgasemissionen verursacht werden. Um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, wird verstärkt eine Kreislaufwirtschaft gefordert. Um die Auswirkungen der Kreislaufwirtschaft zu bewerten, werden in der Literatur Ökobilanzen für verschiedene Recycling- und Verbrennungstechnologien durchgeführt. Die Ergebnisse der Ökobilanzen der Technologien zeigen, dass die Abfallhierarchie zur Entsorgung von Kunststoffen auch zur Reduktion der Treibhausgasemissionen generell Bestand hat. Sortierte Kunststofffraktionen sollten primär werkstofflich rezykliert werden, während nicht werkstofflich verwertbare Stoffe durch chemisches Recycling in den Kreislauf zurückgeführt werden. Können Kunststoffabfälle weder werkstofflich noch chemisch rezykliert werden, ist die Müllverbrennung mit Energierückgewinnung die im Vergleich zu den weiteren verbleibenden Alternativen die beste Option. Allerdings zeigen sich auch Ausnahmen. Bei der Co-Verbrennung im Zementwerk kann Kohle oder Schweröl durch Kunststoffabfälle ersetzt werden wodurch Treibhausgasemissionen auch im Vergleich zum Recycling reduziert werden können. Während die Kreislaufwirtschaft zu starken Reduktionen führen kann, müssen für treibhausneutrale Kunststoffe zusätzlich die Kohlenstoffabscheidung und -nutzung (CCU) sowie Biomasse als Rohstoffe verwendet werden.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 12. Digitalisierung in der Kunststoffkreislaufwirtschaft
Zusammenfassung
Kunststoffkreislaufwirtschaft braucht digitale Methoden und Lösungen für eine Vielzahl von Produkten und Prozessen. Akteure einer Wertschöpfungskette brauchen Austausch über Rohstoffe und Produktanforderungen wie über Materialzusammensetzung und Verfügbarkeit. Konzepte für unternehmensübergreifende Datenräume und erweiterte Governance-Strukturen schaffen Transparenz und höhere Geschäftsaktivitäten. Gegenseitiges Vertrauen ermöglicht die wirtschaftliche Umsetzung zirkulärer Geschäftsmodelle. In der Praxis sind Unternehmen mit der Gleichzeitigkeit vieler technologischer Entwicklungen im Kontext der Digitalisierung konfrontiert, beispielhaft sei der um Nachhaltigkeitsaspekte erweiterte Digitale Zwilling genannt. Moderne Ansätze wie digitale Datenbanksysteme oder Künstliche Intelligenz liefern Antworten auf Herausforderungen der Datennutzung. In praxi gelingt die digitale Abbildung von Produktkreisläufen derzeit nur unvollständig, wegen mangelnder Datenverfügbarkeit oder fehlender Interoperabilität bzw. wegen geringen Verständnisses der Zusammenhänge. Vernetzung entlang der Wertschöpfungsketten braucht ein System von Schnittstellen zwischen Unternehmen zur Informationsweitergabe, zur Nutzung vorhandenen Wissens und Kompetenzen.  Kooperation in Managed Marketplaces fördert den Austausch zwischen Unternehmen, minimiert Risiken und generiert Netzwerkeffekte. Herausforderungen beim Rezyklateinsatz werden durch datenbasierte Ansätze adressiert, die den Status quo abbilden, Sicherheit für Materialinformationen und -anforderungen aufbauen, den Austausch zwischen Kunden und Lieferanten unterstützen und Innovationen zugänglich machen.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 13. Logistik im Kreislauf
Zusammenfassung
Die Logistik ermöglicht durch Transport-, Umschlag- und Lagerprozesse den physischen Güterfluss, sie verbindet alle Akteure des Kunststoffnetzwerks miteinander. Gemäß diesem Fließgedanken verfolgt die Logistik einen ganzheitlichen systemischen Ansatz, um effektive und ressourceneffiziente Stoff- und Informationsflüsse im Kunststoffkreislauf zu etablieren. Die Transformation zu einem geschlossenen Kunststoffkreislauf erfordert die Integration der Akteure aus der Entsorgungslogistik. Diese stellen mit den Endkonsumenten potentielle Rohstofflieferanten für die Kunststoffproduktion dar. Aus der bislang dominierenden Einweglogistik entwickeln sich multiple Mehrwegsysteme und Kreisläufe. Die Güterströme in der Rückführung verändern sich. Kurzfristig steht die Logistik vor der Herausforderung zusätzliche Transport- und Sortierkapazitäten bereitzustellen, um die wachsende Menge an Kunststoffabfällen abzuwickeln. Zur Sicherstellung einer bedarfsgerechten Rezyklat-Versorgung durch die Entsorgungsbranche ist ein Wandel der bisher push-gesteuerten Lieferkette zu einer pull-/auftragsgesteuerten Supply Chain notwendig. Die damit verbundene Zunahme an heterogenen, kleinteiligeren Stoffströmen bewirkt veränderte bzw. spezifischere Lager-, Sortier- und Transportprozesse entlang der Rückführung. Für bestehende Entsorgungslogistiker sowie generalistische Logistikdienstleister ergeben sich hierdurch neue Chancen zum Ausbau ihrer Geschäfte. Durch den absoluten Anstieg an logistischen Prozessen im Zuge der Kreislaufführung ist eine kontinuierliche Optimierung der Ressourceneffizienz notwendig, damit die Nutzenpotenziale der Kreislaufwirtschaft nicht vom Energieverbrauch der Logistik konterkariert werden.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 14. Normung und Standardisierung für Kunststoffe im Kreislauf
Zusammenfassung
Normen sind für die Kreislaufwirtschaft unerlässlich, sie sind Kommunikationsmittel und helfen bei der Verständigung, bei der Übergabe von Informationen und beim Auffinden passender Partner und Materialien zwischen den Akteuren im Kreislauf. Sie spielen so eine wichtige Rolle bei der Transformation hin zu geschlossenen Kreisläufen. Wie Normen entstehen, welche anderen Veröffentlichungsformen (Standards) es gibt und wo Normen und Standards erarbeitet werden, behandelt dieses Kapitel mit dem Schwerpunkt Kunststoffe und der Verwertung von Kunststoffabfällen sowie der Rezyklatherstellung und des Rezyklateinsatzes. Vorgestellt wird zunächst die Normungslandschaft für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft. Es folgt die Beschreibung der Normungsaktivitäten zu Kunststoff-Recycling und -Rezyklaten, der relevanten Gremien einerseits sowie der von ihnen behandelten zentralen Normen und Standards andererseits, schließlich werden die europäischen Normungsaktivitäten im Rahmen der von der EU-Kommission initiierten Circular Plastics Alliance sowie die von DIN, DKE und VDI initiierte „Normungsroadmap Circular Economy“ vorgestellt. In größerer Tiefe werden der DIN-Normungsausschuss Kunststoffe und die dazugehörigen federführenden internationalen, europäischen und nationalen Gremien sowie die relevanten Normen und Standards dargestellt. Zum Abschluss wird auf aktuelle und aufkommende Themen aus dem Bereich der Kunststoffrezyklate und des Recyclings eingegangen.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 15. Regulierung einer Kunststoffkreislaufwirtschaft
Zusammenfassung
Ausgehend von einem historischen Abriss der vor allem abfallwirtschaftlichen Regelungen in Deutschland und Europa werden die Ziele der EU-Plastics Strategy im Jahr 2018 als grundsätzliche Weichenstellung für die EU-Kunststoffwirtschaft in Richtung Kreislaufwirtschaft herausgestellt. Der Stand der Umsetzung dieser Ziele über Green Deal, Circular Economy Action Plan, Circular Plastics Alliance sowie bereits erlassene Regelungen wie Single Use Plastics Directive oder „Plastiksteuer“ wird aufgezeigt. Analog werden für Deutschland das Verpackungsgesetz und die letzte Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes in Hinblick auf ihren Beitrag zu einer Kunststoff-Kreislaufwirtschaft analysiert. Davon ausgehend, dass die Substitution fossil basierter Kunststoffneuware durch Rezyklate der Dreh- und Angelpunkt einer Kunststoff-Kreislaufwirtschaft ist, wird die Frage, ob und wenn ja wie Rezyklateinsatzquoten hierzu einen signifikanten Beitrag leisten können, in einem gesonderten Unterkapitel erörtert. Dabei wird auf die beiden Varianten, produktspezifische und polymerspezifische Rezyklateinsatzquoten, vergleichend eingegangen. Abschließend wird ein Vorschlag für ein Monitoring- und Steuerungsinstrument hin zu einer klimaneutralen Kunststoff-Kreislaufwirtschaft, die neben Rezyklaten auch Biomasse und CO2 als weitere zirkuläre Rohstoffe einbezieht, unterbreitet.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 16. Fachpresse und Verbände
Zusammenfassung
Die Kunststoffwirtschaft organisiert sich in Verbänden und Vereinen, die die Interessen ihrer Mitglieder in der Industrie, der Politik und der Gesellschaft unterstützen und vertreten. Eine Vielzahl von Verbänden, Netzwerken und Initiativen ist in allen Regionen der Welt dazu aktiv – viele davon bereits seit Jahrzenten, andere erst seit kurzem. Hinzu kommen zahlreiche unterschiedlich organisierte Kooperationsplattformen, auf denen Unternehmen der Kunststoffwirtschaft gemeinsam mit Partnern aus den Wertschöpfungsketten, Beratern, NGOs und anderen an der Lösung spezieller wie globaler Probleme zusammenarbeiten. Ein kommentierter Überblick soll in dieser unübersichtlichen Landschaft zur Orientierung beitragen. Detaillierte Tabellen nennen globale, europäische oder deutsche Initiativen mit ihrem jeweiligen Sitz und der zugehörigen Website. Kurzkommentare erleichtern eine erste Zuordnung. Um den sich schnell verändernden Umständen in der Kunststoffwirtschaft Rechnung zu tragen, sind Information und Kommunikation von zentraler Bedeutung. In diesem Kapitel werden daher auch ausgewählte Organe der deutschsprachigen Fachpresse mit Kurzkommentar und Webadresse in Tabellenform vorgestellt. 
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 17. Relevante Studien zum Thema
Zusammenfassung
Eine wachsende Zahl deutscher, europäischer und internationaler Organisationen befasst sich mit der Einführung einer Kreislaufwirtschaft und hat dazu Studien veröffentlicht, oftmals zusammen mit einschlägig tätigen Instituten oder mit Beratungsunternehmen. Schwerpunktmäßig befassen sich diese Studien mit Kunststoffen, aber auch mit anderen Grundstoffen, mit Roadmaps auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft, mit Kunststoffstoffströmen und Treibhausgasemissionen, mit allen Aspekten des Recyclings von Kunststoffabfällen und mit Fragen des Kunststoff-Litterings, also des unkontrollierten Eintrags von Kunststoffabfällen in die aquatische und terrestrische Umwelt, schließlich auch mit regulatorischen Aspekten. Etliche dieser Studien, aber längst nicht alle, werden in den vorhergehenden Kapiteln angesprochen und zitiert. Um die Leser auf solche Studien hinzuweisen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich mit ihnen und den dahinterstehenden kompetenten Institutionen vertraut zu machen, wurden für dieses Kapitel insgesamt 28 Studien, die den Autoren für den hier betrachteten Kontaext wichtig erschienen, exzerpiert. Sie werden mit ihren Kernaussagen versehen in diesem Kapitel vorgestellt. Die meisten der hier betrachteten Studien sind kostenlos im Internet verfügbar, einige wenige sind allerdings kostenpflichtig. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, handelt es sich bei diesen Studien um Schriftstücke der sogenannten grauen Literatur, die nicht über einen Verlag zugänglich sind.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Kapitel 18. Fazit – Wohin geht die Reise?
Zusammenfassung
Im Fazit werden folgende Schwerpunkte behandelt: Zirkuläre Geschäftsmodelle, Produktverantwortung und Eco Design; Konsument und Nutzer - wo der Abfall entsteht; Entsorgung und Aufbereitung - quantitaitve Erfassung und Qualitätserhöhung; ganzheitliche und technologieoffene Verwertung von Kunststoffabfällen; Rohstoffwende - Defossilisierung mit zirkulären Rohstoffen; Einrichtung einer Zentralen Stelle; Rechtsrahmen und Regulierung; Zeithorizont.
Peter Orth, Jürgen Bruder, Manfred Rink
Backmatter
Metadata
Title
Kunststoffe im Kreislauf
Authors
Dr. Peter Orth
Dr. Jürgen Bruder
Manfred Rink
Copyright Year
2022
Electronic ISBN
978-3-658-37814-1
Print ISBN
978-3-658-37813-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-37814-1