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2020 | OriginalPaper | Chapter

6. Kurze wirtschaftliche Erholung unter Hitler (1933–1939)

Author : Arie van der Hek

Published in: Hjalmar Schacht

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Im Januar 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Seinem Kabinett gehörten nationalsozialistische und nationalkonservative Minister verschiedener Couleur an. Am 17. März 1933 berief Hitler Hjalmar Schacht zum Präsidenten der Reichsbank. Hitlers Ernennung zum Reichskanzler ging sicher zu einem Großteil auf seinen propagandistischen Ansatz sowie sein rhetorisches Talent zurück, das er dabei zur Schau stellte. Er ging systematisch auf Distanz zur „alten“ Politik und den zugehörigen Parteien der Mitte. Für den desolaten Zustand, in dem sich Deutschland befand, machte Hitler immer wieder diese Parteien verantwortlich. Gleichzeitig hatte er es auf die Bolschewisten, die Juden, die sogenannten „Plutokraten“, die marxistischen Sozialdemokraten und die Gewinner des (Ersten) Weltkriegs abgesehen. Die hatten das deutsche Volk ins Elend gestürzt. Ein radikaler Kurswechsel musste her. Die Massenarbeitslosigkeit sollte durch eine Politik zur Ankurbelung der Wirtschaft beseitigt werden. In der Außenpolitik ging es um die Wiederherstellung Deutschlands als anerkannte Großmacht. Das Unrecht der Friedensregelungen musste rückgängig gemacht werden. In Bezug auf die politische Umsetzung dieses Kurswechsels machte Hitler nur vage Andeutungen. Laut Schacht besaß die NSDAP kein ausgearbeitetes Wirtschaftsprogramm. Sorge bereitete ihm das nicht. Schacht verfolgte eine Doppelstrategie. Zu eindeutige Aussagen im Kampf um die politische Macht würden für Kritik sorgen. Mit Blick auf die Wahlen war es attraktiver, mit Diffamierungen und Versprechen auf das Volk einzuwirken und dabei auf die Abneigungen und Unsicherheiten der Wähler einzugehen. Schacht überlegte auch, dass er – wenn er mit einem Kabinett Hitler wieder in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten würde – Handlungsspielraum für die Ausgestaltung eigener Auffassungen bekäme. Seiner Einschätzung nach lag das im Bereich des Möglichen. Seine Kritik an der von den Vorgängerregierungen und vom letzten Reichsbankpräsidenten Luther geführten Deflationspolitik war bekannt. Auch mit der Überzeugung, dass es ein Kabinett Hitler geben müsste, hatte er nicht hinter dem Berg gehalten. Seine Argumentation war offensichtlich ganz einfach. Stand der NSDAP die Regierungsgewalt nicht zu? Immerhin war sie bei den Wahlen erfolgreich. Wäre eine Koalition aus NSDAP und Nationalkonservativen nicht das beste Mittel, um die bolschewistische Gefahr abzuwehren? Wäre eine solche Koalition nicht auch der beste Garant dafür, Hitler und seine Verbündeten von radikalen Umbrüchen der Wirtschaftsordnung zum Nachteil der Privatwirtschaft abzuhalten?

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Footnotes
1
Kopper (2006, S. 198–199).
 
2
Walther Hoffer (1975, S. 323–358). Schacht (1949) selbst beschreibt seine Erfahrungen und Positionen in seinem Buch Abrechnung mit Hitler.
 
3
Schacht (1938).
 
4
Adam Klug (1993, S. 6). Tabelle 2 enthält eine Übersicht über die Schuldenpositionen.
 
5
Hein A.M. Klemann (o. J.). Eine zahlenmäßige Übersicht und gleichzeitig eine Beschreibung der Stellung von Amsterdam als Finanzzentrum auf Seite 6. Auf den Seiten 3–7 wird die Stellung der Niederlande im internationalen Warenhandel in Bezug auf Deutschland dargestellt.
 
6
Mit einer Aufschlüsselung nach Ländern: Institut für Konjunkturforschung uLv Prof. Dr. Ernst Wagemann (1936, S. 165).
 
7
Papadia und Schioppa (2014). Tabelle 1 auf Seite 7 sowie die Tabellen 2 und 3 auf Seite 8.
 
8
Schacht (1966, S. 180–181).
 
9
Hitler wollte Hans Luther loswerden und hatte ihn auf diesen Posten versetzt.
 
10
Schacht (1934c, 1934d, 1938). Hier ist diese Analyse enthalten. Einzelne Elemente sind in seinen anderen Veröffentlichungen aus dieser Zeit zu finden.
 
11
Beteiligt waren neben Deutschland die Vereinigten Staaten, Großbritannien, die Niederlande, die Schweiz, Frankreich, Belgien und Schweden. Schacht (1953, S. 397–399).
 
12
Für eine Beschreibung der Scrips siehe Hans Georg Glasemann (2013, S. 16–17).
 
13
Schacht (1966, S. 181–183).
 
14
Schacht (1934a).
 
15
Irmler (1976, S. 308–310).
 
16
Mit Stückelungen zu 5, 10, 30, 40, 100, 500 und 1000 Reichsmark sollte eine gute Handelbarkeit erreicht werden.
 
17
Irmler (1976, S. 310).
 
18
Klug (1993). Klug schlussfolgert in seiner Untersuchung, dass die Rückkaufregelung an sich angesichts der gelungenen Transaktionen ein Erfolg war. Das wird in Tabelle 6 (Seite 20) veranschaulicht. Die Schuldenpositionen selbst werden nur für das Jahr 1932 genannt – siehe Seite 12, Tabelle 5. In diesen Tabellen werden andere Werte genannt als in den vergleichbaren Tabellen bei Papadia und Schioppa. Foreign Debts. Die Erklärung liegt in der Verwendung der Statistiken. Klug greift auf die Statistiken des Völkerbunds zurück. Papadia und Schioppa konnten deutsche Statistiken verwenden, die in den Besitz der Bank of England gelangt waren. Schuldenrückkauf und Schuldenpositionen erscheinen bei ihnen auf Seite 9, Tabelle 4. Der Kursverlauf der betreffenden Anleihen findet sich auf Seite 22, Abb. 3. Diese Angaben werden hier als zuverlässigste Zahlen verwendet.
 
19
James (1986, S. 404, Tabelle XXXIX).
 
20
Schacht (1934a). Notiz zu Anlage 17.
 
21
Schacht, ebd., Notiz zu Anhang 34.
 
22
Ebi (2004). Ebi gelangt zu der Schlussfolgerung, dass die Maßnahme gescheitert war.
 
23
Siehe W. Strauss (1936, S. 79 ff.), zitiert in Irmler (1976, S. 310 f.).
 
24
Siehe die Tabellen auf den Seiten 16 und 25 des Wochenberichts Nr. 41 vom Oktober 1936, Institut für Konjunkturforschung.
 
25
Ritschl (2002, Abb. 3.1) auf Seite 109 zeigt die Entwicklung der Handelsbilanz von 1927 bis 1934. Darin wird das zahlenmäßige Bild, das Schacht selbst vermittelt, bestätigt.
 
26
Schacht (1934a). Anlage 4. Ebi. Export um jeden Preis. Tabelle 11 auf Seite 62 zeigt für den Zeitraum von 1930–1934 einen kontinuierlichen Rückgang des deutschen Anteils an den weltweiten Exporten, die insgesamt ebenfalls rückläufig sind. Der Preiseffekt, einschließlich Wechselkurseffekt, wird in Ebi, Tabelle 9 auf Seite 52 verdeutlicht.
 
27
Diese Entwicklungen werden durch die Tabellen im bereits zitierten Wochenbericht des Instituts für Konjunkturforschung bestätigt.
 
28
Schacht (1934a). Die Übersichten über die Rohstoffmärkte in Anhang 9.
 
29
B.G. Meijer (1949, S. 183–184).
 
30
H.A.M. Klemann und S. Kudryashov (2012, S. 191 f.).
 
31
H.M. Hirschfeld (1959).
 
32
Eine Darstellung des tatsächlichen Verlaufs der Konferenz und der anschließenden Entwicklungen findet sich in Ebi (2004, S. 136–150).
 
33
Sir Frederic Leith Ross und Schacht kannten sich gut. In der Zeit der Young-Verhandlungen hatten sie sich mehrfach getroffen. Leith Ross unterstützte in jener Zeit den britischen Finanzminister Churchill und war auch nach dessen Ausscheiden aus dem Amt eng in die Frage der Reparationszahlungen eingebunden. Siehe das Kapitel über die Young-Verhandlungen.
 
34
Kurt Schmitt (1886–1950) kam aus der Wirtschaft (Allianz Versicherung) und war damals bereits Mitglied der NSDAP. Er wurde Ehrenmitglied der SS und war auch während des Krieges in der SS aktiv. Nach seinem Rücktritt als Minister 1934 ging er wieder in die Wirtschaft (u. a. AEG und Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft).
Schwerin von Krosigk (1887–1977), der unter von Papen Finanzminister geworden war, blieb bis 1945 in diesem Amt. Er war parteilos und gehörte zur konservativ-nationalen Strömung.
Von Neurath (1873–1956), der unter von Papen Außenminister geworden war, übte dieses Amt bis 1938 aus. Anschließend war er von 1939–1943 Reichsprotektor von Böhmen und Mähren. Er war ebenfalls parteilos, und auch er gehörte zur konservativ-nationalen Strömung.
 
35
Kopper (2016, S. 76–110).
 
36
In Ebi (2004) wird diese politische Konstellation bei der Beschreibung der historichen Entwicklung der bilateralen Abkommen nicht erwähnt. Dagegen findet sie sich im Essay von Kopper (2016, S. 5 f. sowie 17–19). Kopper macht allerdings wenige Angaben zu den historischen Entwicklungen im Zusammenhang mit den bilateralen Abkommen. Diesbezüglich ist Ebi eine reiche Informationsquelle. Siehe Ebi (2004, S. 149–159).
 
37
Die folgenden Ausführungen orientieren sich an den Darstellungen von Ebi und Kopper.
 
38
Wochenbericht Institut für Konjunkturforschung. Nummer 41, Oktober 1936, Tabelle auf Seite 161.
 
39
Ebd. Tabellen auf den Seiten 162–167.
 
40
Schacht (1935) mit erläuternden Tabellen. Diese Tabellen gewähren Einblick in den Außenhandel mit Ländern, mit denen Zahlungs- und Verrechnungsabkommen bestanden, sowie mit Ländern ohne solche Vereinbarungen. Außerdem betreffen sie den Welthandel, aufgeschlüsselt nach Warenkategorien, Preisen, Mengen und Beträgen. Bezüglich der Beträge und Preise wird unterschieden zwischen den Zahlen in Eigenwährung und in Reichsmark. In seinem Buch Magie des Geldes (S. 114 f. und 117) kommt er dann noch einmal darauf zurück.
 
41
Kopper (2016, S. 306–312). Darin wird die Diskussion 1933/34 um die Abwertung beschrieben.
 
42
Ernst Trendelenburg war in der Weimarer Zeit Spitzenbeamter verschiedener Regierungen und zum damaligen Zeitpunkt für die Industrie tätig.
 
43
Georg Thomas, 1890–1946, war zum damaligen Zeitpunkt Stabschef der Ausrüstungskommission der Wehrmacht.
 
44
Dietmar Petzina (2010, S. 47).
 
45
Ines Reich (1997, S. 234 ff.).
 
46
Petzina (2010, S. 49 ff.). Eine ausführliche inhaltliche Darstellung von Hitlers Denkschrift ist enthalten in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte, Jahrgang 3, 1955, Heft 2, Hitlers Denkschrift zum Vierjahresplan 1936.
 
47
Siehe insbesondere Schacht (1938).
 
48
Schacht hat die hier dargestellte Analyse 1934 in seinem Eilsener Vortrag dargelegt. Eine ähnliche Erörterung findet sich in weiteren Publikationen von seiner Hand (1934a), Über das deutsche Transferproblem, Ausführungen des Reichsbankpräsidenten Dr. Hjalmar Schacht vor den Vertretern der Auslandspresse im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, am 21. Juni 1934. (Reichsbank Berlin 1934) und Außenhandelsfragen, Weimarer Rede des Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht am 29. Oktober 1934. (Reichsbank Berlin 1934).
 
49
Schacht (1938).
 
50
Schacht (1936).
 
51
Schacht (1932, S. 58–73).
 
52
Die internationalen Gespräche über Fragen der Kolonien werden hier dargestellt anhand der Untersuchung von Frédéric Clavert (2006) (Dissertation Universität Straßburg, 13. Januar 2015) sowie Kopper (2006, S. 294–305).
 
53
Clavert (2006, S. 402 ff.).
 
54
Die britische Position hat W. Roger Louis (1971, S. 1175–1191) dargestellt in „Colonial Appeasement, 1936–1938“.
 
55
Clavert (2006, S. 412 f.).
 
56
Hirschfeld (1959, S. 85–90).
 
57
Clavert (2006, S. 442 ff.). Hier werden die deutsch-chinesischen Gespräche über die Rohstoffgewinnung und zugleich die Position Japans erörtert. Hirschfeld muss dies mit seiner Bemerkung gemeint haben.
 
58
W. R. Louis (1971).
 
59
Clavert (2006, S. 428).
 
60
Schacht (1966, S. 72–73) zur wirtschaftlichen Bedeutung technologischer Kenntnisse. Über Görings Autarkie. Ebd. 111 f. sowie 133.
 
61
Die Vorgänge werden von James (1986, S. 386–387) beschrieben.
 
62
Kopper (2006, S. 346–347, 330–359). Über die Zeit von 1943–1945.
 
63
Schacht (1966, S. 146–156). Hier beschreibt Schacht, wie die Vorfinanzierung erfolgte. Die Darstellung folgt dieser Beschreibung. Schacht nennt hier allgemeine Zahlen. Für eine genauere Übersicht über das Engagement der Reichsbank im Wechselverkehr und die Position des Finanzsektors wurde zurückgegriffen auf H. Irmler (1976, S. 283 ff.), und W. Albers (1976, S. 331 ff.) enthält Zahlen zu den öffentlichen Finanzen. K.H. Hansmeyer und R. Caesar (1976, S. 367 ff.).
 
64
Albers (1976, S. 350, Tabelle 4).
 
65
Albers (1976, S. 350, Tabelle 4).
 
66
Albers (1976, S. 348, Tabelle 3). Ritschl (2003). Verwendet in Tabelle 3 als Kennzahl für das BIP von 1933 56,8 Milliarden Reichsmark.
 
67
Albers (1976, S. 348, Tabelle 3).
 
68
Diese Zahl unterscheidet sich etwas von früheren Zahlen. Für die einzelnen Branchen ergeben sich mehr oder weniger deutliche Abweichungen nach oben. Die Zahl von etwa 17 Millionen Beschäftigten im Jahr 1936 leitet sich her aus der Zahl von H. James (1986, S. 371) für das Jahr 1935 sowie dem Zuwachs bei der Beschäftigtenzahl, den Albers (1976, S. 348, Tabelle 3) beziffert.
 
69
Albers (1976, S. 348, Tabelle 3).
 
70
H. James (1986, S. 355).
 
71
Kopper (2006, S. 10–12). K.H. Hansmeijer und R. Caesar (1976, S. 372–373).
 
72
Schacht (1934b).
 
73
Kopper (2016).
 
74
H. James (1986, S. 372–373). Darin wird kurz auf die Politik von Schwerin von Krosigk im Zusammenhang mit den nachgeordneten Behörden eingegangen. Die Unterschiede zum Zeitraum von 1924 bis 1933 kommen nicht zur Sprache.
 
75
Irmler (1976). Die Tabelle auf Seite 322 enthält eine Übersicht des Wechselverkehrs in der Zeit von 1933 bis 1936.
 
76
Albers (1976, S. 347).
 
77
Irmler (1976, S. 321–324) sowie die Tabellen auf den Seiten 322 und 323. Die Zahlen reichen bis 1936 (für nachfolgende Jahre keine Zahlen auffindbar).
 
78
Irmler (1976, S. 321–324).
 
79
Es gab umfangreiche Debatten über die Höhe der Ausgaben für die Wiederaufrüstung und deren Finanzierung. In James. The German Slump ist auf Seite 383 sowie in Tabelle XXXVIII eine Übersicht mit verschiedenen Werten zu diesen Ausgaben enthalten. James findet die Zahlen von Schwerin von Krosigk, die dieser beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess vorlegte, am überzeugendsten. Er führt auch Zahlen von Schacht an, die er aber nicht für seriös hält. Schacht (1966, S. 132) hat in seinem Buch Magie des Geldes selbst Zahlen vorgelegt. Allerdings stammen diese Zahlen nicht von ihm. Er führt vielmehr Feldmarschall Keitel an, der beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess ebenfalls Zahlen präsentierte. Sie stammen aus den Steuerjahren 1935/36 bis 1937/38. Siehe Schachts Betrachtung in Magie des Geldes auf den Seiten 128 f. Dies entspricht der Zahl von Albers in Tabelle 3, Seite 348. In dieser Arbeit werden die Zahlen von Albers verwendet. Höhere Summen würden im Übrigen die Schlussfolgerungen von Schacht bezüglich der Finanzierbarkeit der Rüstungsausgaben lediglich noch bekräftigen.
 
80
Schacht verweist darauf in Magie des Geldes (1966, S. 150); Ritschl kommt für die einzelnen Jahre auf andere Ausgabezahlen als die 3 Milliarden von Schacht. In der Summe erreichen die über die Jahre ausgegebenen Wechsel bei Ritschl einen Wert von 12,9 Milliarden Reichsmark. Die Abweichung gegenüber Schachts Höchstbetrag von 12 Milliarden Reichsmark ist nicht so groß. Auch bei Ritschl liegt der Jahresmittelwert im Bereich von 3 Milliarden Reichsmark. Nach Abzug der vorzeitigen Rückzahlungen ergibt sich bei ihm ein geringerer Nettobetrag. Das galt für die Mefo-Bilanz tatsächlich. Mit dem Rückzahlungsbetrag nahmen die Belastungen für das Deutsche Reich zu (Militärausgaben plus Rückzahlungen für die Mefo-Wechsel aus dem Staatshaushalt). Ritschl übersieht diesen Aspekt vollständig und suggeriert, dass sich das Haushaltsdefizit durch die Rückzahlungen abgeschwächt habe. Das könnte in den folgenden Jahren (also nach 1938) durchaus der Fall sein, wenn keine Mefo-Wechsel mehr ausgegeben würden und sich die Belastung des Staatshaushalts durch Rückzahlungen und Militärausgaben verringerte. Auch diesen Aspekt übersieht Ritschl. Auf die gleiche – meines Erachtens unzutreffende – Argumentation greift er bei der Kreditfinanzierung zurück. Tilgungen führen bei ihm zu einer Verringerung des Finanzierungsdefizits. Diese gehen durchaus zulasten des Haushalts, können allerdings künftig für Entlastung sorgen, wenn der Trend zur Kreditfinanzierung rückläufig ist. Davon konnte im Übrigen keine Rede sein. Ritschl bringt Finanzierungsdefizit (financial flow) und Schuldenposition (financial stock) durcheinander. Er redet das Finanzierungsdefizit herunter, um zu demonstrieren, dass Schacht den Keynesianischen Finanzierungsvorgaben nicht folgte. Die Charakterisierung der Geldpolitik Schachts im Sinne von Keynes bzw. (bei Ritschl) im Sinne eines anderen Paradigmas ist aus historischer Sicht abwegig. Schacht dachte ganz und gar nicht in derartigen Kategorien. Das war auch gar nicht möglich, da das Hauptwerk von Keynes, auf das Ritschl verweist, erst später erschienen ist, nachdem Schacht und Schwerin von Krosigk bereits ihre geldpolitische Ausrichtung formuliert hatten. Siehe Ritschl 2003, S. 125–140, Tabelle 3) mit Erläuterung.
 
81
Albers (1976,S. 348 Tabelle 3). Die Zahlen von Albers stimmen im Großen und Ganzen mit denen von Schacht (1966, S. 151) überein. Schwerin von Krosigk nennt in seinem Brief an Hitler vom 1. September 1938 für den Zeitraum von 1932 bis 1937 übrigens einen Betrag von 7,5 Milliarden Reichsmark pro Jahr. Dieser Betrag stimmt mit den Zahlen in Albers, Tabelle 3 auf Seite 348 im Wesentlichen überein, ausgenommen die deutlich höheren Zahlen für 1938 und die Folgejahre.
 
82
Hansmeyer und Caesar (1976, S. 379).
 
83
Dieser Brief ist vollständig enthalten in Schacht (1966, S. 151 f.).
 
84
Hansmeyer und Caesar (1976, S. 379 f.).
 
85
Eine ausführlichere Beschreibung findet sich in Albers (1976, S. 362 f.).
 
86
Das Rücktrittsschreiben sowie die Erklärung mit allen Unterschriften sowie Anmerkungen des Kabinettschefs von Hitler, Dr. Lammers, sind enthalten in Hansmeyer und Caesar (1976, S. 381–383).
 
87
Schacht (1966, S. 78) und Kopper (2006, S. 304 f. sowie 325 f.).
 
88
Helmut Schmidt, Fritz Stern (2010, S. 53–55) sowie Kopper. Ebd.
 
Literature
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Metadata
Title
Kurze wirtschaftliche Erholung unter Hitler (1933–1939)
Author
Arie van der Hek
Copyright Year
2020
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-28634-7_6