Skip to main content
Top

2022 | OriginalPaper | Chapter

Legitimität, Legitimation und Legitimierung von Bildungsorganisationen. Zur Theorie und Empirie einer vernachlässigten Bedingung von Steuerung

Author : Sascha Koch

Published in: Steuerung von Bildungseinrichtungen

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.

search-config
loading …

Zusammenfassung

Der Beitrag fokussiert aus neoinstitutionalistischer Perspektive einen vernachlässigten Aspekt der Steuerung von Bildungsorganisationen: die legitimatorische Dimension von Steuerungshandeln. Zunächst wird das theoretische Konzept von organisationaler Legitimität, Legitimation und Legitimierung vorgestellt und weiterentwickelt. In einem zweiten Schritt wird es für eine empirische Analyse herangezogen, bei der die wissenschaftliche Debatte zum Zweiten Bildungsweg analysiert wird. Es werden über einen Publikationszeitraum von sechs Jahrzehnten inhaltsanalytisch Legitimationsangebote (‚Legitimationsmythen‘) für Organisationen des Zweiten Bildungswegs herausgearbeitet und dahingehend analysiert, welchen Legitimationskontext sie für Steuerungshandeln im Zweiten Bildungsweg formieren.

Dont have a licence yet? Then find out more about our products and how to get one now:

Springer Professional "Wirtschaft+Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft+Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 102.000 Bücher
  • über 537 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Maschinenbau + Werkstoffe
  • Versicherung + Risiko

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Wirtschaft"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 340 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Versicherung + Risiko




Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Footnotes
1
Zwei einordnende Anmerkungen: Zum einen wird der Begriff der Steuerung in diesem Beitrag in einem weiten Sinne verstanden und damit dem Begriff der Governance gleichgesetzt (d. h. der wechselseitigen Handlungskoordination und Einflussnahme in einem Mehrebenensystem). Insofern verstehen sich die Ausführungen als Beitrag zur ‚Educational Governance‘-Forschung. Zum anderen wird im Folgenden auf den Aspekt der Steuerung von Organisationen fokussiert. Die theoretischen Überlegungen gelten jedoch ebenso für Steuerungsprozesse innerhalb von Organisationen.
 
2
Der Beitrag führt Überlegungen fort, die in meiner Dissertationsschrift z. T. sehr umfangreich hergeleitet und begründet wurden (vgl. Koch 2018). Daher enthält der vorliegende Beitrag auch vereinzelt Formulierungen bzw. Textstellen, die ähnlich oder identisch schon publiziert wurden.
 
3
Die folgende Theoretisierung des legitimatorischen Phänomens hat deutliche Nähen zu sozialen Phänomenen, welche mit Begriffen wie ‚symbolische Macht‘, ‚symbolisches Kapitel‘ oder auch ‚Werte‘ beschrieben werden. Das legitimatorische Phänomen ist mit diesen Konzepten eng verwoben, allerdings nicht deckungsgleich. Auf eine detaillierte Verhältnisbestimmung muss an dieser Stelle aus Platzgründen verzichtet werden.
 
4
Deephouse und Suchman zählen in besagtem Aufsatz von Meyer und Rowan insgesamt 43 Bezugnahmen auf begriffliche Varianten von ‚Legitimität‘ (vgl. Deephouse & Suchman, 2008, S. 50).
 
5
Auf die Bezüge zur erziehungswissenschaftlichen Debatte über ‚Anerkennung‘ kann aus Gründen des Umfangs nicht eingegangen werden (vgl. Röhr & Ricken, 2020).
 
6
Unter Verfasstheit wird hier in erster Linie der formale Aufbau der Organisation verstanden, darüber hinaus jedoch auch Merkmale wie Größe, Alter, Anzahl der Mitglieder etc.
 
7
Zugleich ist mit dieser prozessualen Perspektive auch impliziert, dass die Legitimität eines Gegenstands sich in ihrer Ausprägung von einem zum anderen Moment verändern kann. Als immer nur vorläufiges (Moment-)Ergebnis eines fortlaufenden Zuschreibungsprozesses ist Legitimität somit ein permanent ‚gefährdetes‘, potenziell flüchtiges Gut.
 
8
Damit wird zugleich deutlich: Wenn organisationale Legitimität aus der fortdauernden Zuweisung von Legitimität durch Andere besteht, dann führt dies zu einem paradoxen Sachverhalt. Zwar wird Legitimität i. d. R. als eine Eigenschaft der besagten Organisation verstanden und folglich davon gesprochen, dass sie ‚legitim ist‘ oder ‚Legitimität besitzt‘, jedoch ist analytisch betrachtet Legitimität weder eine Eigenschaft der Organisation noch kann die Organisation über ihre Legitimität verfügen. Letzteres wird erst möglich, wenn die zugeschriebene Anerkennung in etwas Anderes überführt wird (z. B. materiale Ressourcen, Handlungsoptionen). Bis zu dieser Transformation besteht sie jedoch nur im (ideellen) Gesamt der externen Zuschreibung, welche die Organisation auf sich vereint. In diesem Sinne kann eine Organisation ihre eigene Legitimität auch nicht selbst erzeugen. Sie kann allenfalls die Voraussetzungen beeinflussen, welche die anderen sozialen Akteure dazu veranlassen, ihr Legitimität zuzuschreiben.
 
9
Der Begriff der ‚Bedeutung‘ (bzw. ‚Bedeutungswelt‘ oder auch ‚Bedeutungsordnung‘) spielt im Folgenden eine zentrale Rolle. Die in der deutschen Debatte nicht immer eindeutige Abgrenzung von ‚Sinn‘ und ‚Bedeutung‘ wird hier in Anlehnung an Luckmann (2001, S. 316) als eine Differenz von ‚subjektivem Sinn‘ und ‚kollektiven Bedeutungen‘ verstanden (vgl. dazu auch Koch, 2018, S. 54–55).
 
10
Dieses Beispiel macht schnell deutlich, dass die Idee einer gemeinsamen institutionalisierten Bedeutungsordnung ein vereinfachtes Denk-Modell darstellt. Natürlich sind solche Bedeutungsordnungen empirisch keineswegs homogen, sondern komplex und widersprüchlich. Wichtig ist im vorliegenden Argumentationsgang der Grundgedanke, dass es eben die Bedeutungen sind, die legitimatorisch wirksam werden, und dass diese Bedeutungen (trotz aller subjektiven Deutungen und situativen Aushandlungsprozesse) einer immer schon vorgängig etablierten, kollektiven (d. h. institutionalisierten) Bedeutungswelt entstammen.
 
11
Analytisch werden so die sozialen Räume unterschieden, auf die sich die Arbeit an und mit Bedeutungen bezieht: einerseits die Organisation, andererseits die sie umfassende gesellschaftliche Bedeutungsordnung. Diese Differenzierung ist heuristisch, da die Bearbeitung einer dieser beiden Ebenen indirekt letztlich immer auch die Bearbeitung der anderen Ebene darstellt.
 
12
Erfreuliche Ausnahmen sind z. B. das Themenheft ‚Zweiter Bildungsweg‘ der Hessischen Blätter für Volksbildung (2009) sowie die Studie von Bellenberg et al. (2019).
 
13
Die Operationalisierung dieser Studie sowie eine Reflexion der method(olog)ischen Erkenntnisgrenzen ist ausführlich dokumentiert in Koch (2018, S. 259–282).
 
Literature
go back to reference Berger, P. L., & Luckmann, T. (1966). The social construction of reality. Doubleday. Berger, P. L., & Luckmann, T. (1966). The social construction of reality. Doubleday.
go back to reference Deephouse, D. L., & Suchman, M. (2008). Legitimacy in Organizational Institutionalism. In R. Greenwood, C. Oliver, K. Sahlin, & R. Suddaby (Hrsg.), The SAGE handbook of organizational institutionalism (S. 49–77). SAGE.CrossRef Deephouse, D. L., & Suchman, M. (2008). Legitimacy in Organizational Institutionalism. In R. Greenwood, C. Oliver, K. Sahlin, & R. Suddaby (Hrsg.), The SAGE handbook of organizational institutionalism (S. 49–77). SAGE.CrossRef
go back to reference Elsbach, K. D. (2001). The architecture of legitimacy: Constructing accounts of organizational controversies. In J. T. Jost & B. Major (Hrsg.), The psychology of legitimacy (S. 391–415). Cambridge University Press. Elsbach, K. D. (2001). The architecture of legitimacy: Constructing accounts of organizational controversies. In J. T. Jost & B. Major (Hrsg.), The psychology of legitimacy (S. 391–415). Cambridge University Press.
go back to reference Koch, S. (2018). Die Legitimität der Organisation. Eine Untersuchung von Legitimationsmythen des Zweiten Bildungswegs. Springer VS.CrossRef Koch, S. (2018). Die Legitimität der Organisation. Eine Untersuchung von Legitimationsmythen des Zweiten Bildungswegs. Springer VS.CrossRef
go back to reference Krücken, G. (2005). Der „world-polity“-Ansatz in der Globalisierungsdiskussion. In G. Krücken (Hrsg.), Weltkultur (S. 300–318). Suhrkamp. Krücken, G. (2005). Der „world-polity“-Ansatz in der Globalisierungsdiskussion. In G. Krücken (Hrsg.), Weltkultur (S. 300–318). Suhrkamp.
go back to reference Luckmann, T. (2001). Sinn in Sozialstruktur. In A. Brosziewski, T. S. Eberle, & C. Maeder (Hrsg.), Moderne Zeiten (S. 311–325). UVK. Luckmann, T. (2001). Sinn in Sozialstruktur. In A. Brosziewski, T. S. Eberle, & C. Maeder (Hrsg.), Moderne Zeiten (S. 311–325). UVK.
go back to reference Mayring, P. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse (11. akt. und üb. Aufl.). Beltz. Mayring, P. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse (11. akt. und üb. Aufl.). Beltz.
go back to reference Meyer, J. W., & Rowan, B. (1977). Institutionalized organizations: Formal structure as myth and ceremony. The American Journal of Sociology, 83(2), 340–363.CrossRef Meyer, J. W., & Rowan, B. (1977). Institutionalized organizations: Formal structure as myth and ceremony. The American Journal of Sociology, 83(2), 340–363.CrossRef
go back to reference Meyer, J. W., & Scott, W. R. (1983). Centralization and the legitimacy problems of local government. In J. W. Meyer & W. R. Scott (Hrsg.), Organizational environments (S. 199–215). SAGE. Meyer, J. W., & Scott, W. R. (1983). Centralization and the legitimacy problems of local government. In J. W. Meyer & W. R. Scott (Hrsg.), Organizational environments (S. 199–215). SAGE.
go back to reference Meyer, R. E. (2004). Globale Managementkonzepte und lokaler Kontext. WUV. Meyer, R. E. (2004). Globale Managementkonzepte und lokaler Kontext. WUV.
go back to reference Röhr, H., & Ricken, N. (2020). Anerkennung. In G. Weiß & J. Zirfas (Hrsg.), Handbuch Bildungs- und Erziehungsphilosophie (S. 513–525). Springer VS.CrossRef Röhr, H., & Ricken, N. (2020). Anerkennung. In G. Weiß & J. Zirfas (Hrsg.), Handbuch Bildungs- und Erziehungsphilosophie (S. 513–525). Springer VS.CrossRef
go back to reference Suchman, M. C. (1995). Managing legitimacy: Strategic and institutional approaches. Academy of Management Review, 20(3), 571–610.CrossRef Suchman, M. C. (1995). Managing legitimacy: Strategic and institutional approaches. Academy of Management Review, 20(3), 571–610.CrossRef
go back to reference Tolbert, P. S. (1985). Institutional environments and resource dependence: Sources of administrative structure in institutions of higher education. Administrative Science Quarterly, 30, 1–13.CrossRef Tolbert, P. S. (1985). Institutional environments and resource dependence: Sources of administrative structure in institutions of higher education. Administrative Science Quarterly, 30, 1–13.CrossRef
go back to reference Zapf, W. (1971). Der nachgeholte Aufstieg – Untersuchungen über Absolventen des Zweiten Bildungswegs. Neue Sammlung, 11, 249–273. Zapf, W. (1971). Der nachgeholte Aufstieg – Untersuchungen über Absolventen des Zweiten Bildungswegs. Neue Sammlung, 11, 249–273.
Metadata
Title
Legitimität, Legitimation und Legitimierung von Bildungsorganisationen. Zur Theorie und Empirie einer vernachlässigten Bedingung von Steuerung
Author
Sascha Koch
Copyright Year
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-35825-9_7