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28-02-2018 | Logistik | Schwerpunkt | Article

Datenbrille ermöglicht Inklusion hörbehinderter Mitarbeiter

Author: Dieter Beste

3:30 min reading time

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Die Intralogistik bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für Augmented Reality. Forscher haben jetzt ein visuelles Kommunikationssystem entwickelt, das hörbehinderten Menschen die Arbeit als Kommissionierer erleichtert.

Der Gesamtprozess der innerbetrieblichen Logistik setzt sich im Wesentlichen aus Wareneingang, Lagerung, Kommissionierung, Verpackung, Bereitstellung und dem Transport als verbindendes Element zwischen den verschiedenen Bereichen zusammen. In der Kommissionierung sind hauptsächlich körperliche Tätigkeiten anzutreffen. "Hier werden einzelne Artikel aus unterschiedlichen Orten im Warenlager in Verpackungseinheiten oder Behälter zusammengestellt. Hierfür muss sich der Kommissionierer im Lager fortbewegen, also zu verschiedenen Orten laufen oder fahren. Eine wichtige Tätigkeit ist hier die Navigation in Bereichen und Regalgassen und zusätzlich die Orientierung vor Regalen, um zu dem korrekten Artikel zu finden", beschreiben die Autoren in "Zukunft der Arbeit – Eine praxisnahe Betrachtung" die Anforderungen. (Seite 67).

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Es liegt auf der Hand, dass Augmented Reality, die reale und virtuelle Welt zusammenführt, in diesem Umfeld ihre Vorzüge voll zur Geltung bringen kann. Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben deshalb das Arbeitsfeld Kommissionierung eingehend untersucht und festgestellt, dass die Mitarbeiter, die bestimmte Waren aus dem Lager holen, um sie wiederum an einen anderen Ort abzulegen vor allem eins benötigen: Orientierung in einem komplexen Umfeld. "Dieser Mensch muss wissen, wohin er gehen und welche Produkte er nehmen soll", sagt Willibald Günthner, Ordinarius am Lehrstuhl für Fördertechnik, Materialfluss, Logistik an der Technischen Universität München. In der Regel würden die entsprechenden Informationen auf einen Zettel geschrieben oder auf einem Display angezeigt.

Pick-by-Vision

Die Idee von Günthner und seinem Team war es nun, die Informationen stattdessen mithilfe von Datenbrillen einzuspielen. Der Vorteil: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben die Hände frei und so mehr Bewegungsspielraum, auch werden sie visuell zum Ziel geführt. Die Technologie ist unter dem Begriff Pick-by-Vision als Warenzeichen eingetragen. In dem dreijährigen Forschungsprojekt "Work-by-Inclusion" ging die Entwicklung der Technologie jedoch noch einen Schritt weiter: Die Forscher haben ein komplettes System für die Inklusion hörbehinderter Menschen in einem Betrieb verwirklicht.

Hörbehinderte und Hörende profitieren gleichermaßen

"Wir wollten mit dem System eine Inklusion erreichen", sagt Günthner. "Es sollte für hörbehinderte und hörende Menschen sein." Die Wissenschaftler führten Befragungen durch, um die Bedürfnisse und Anregungen der Angestellten in die Entwicklung einfließen zu lassen. So stellte sich etwa heraus, dass es besser verständlich ist, Informationen durch Symbole zu verdeutlichen als mithilfe von Text. Auch müssen die Brillengestelle individuell angepasst werden, damit die Benutzer sich nicht durch die Brille gestört fühlen. "Es gibt auch einige Funktionen, die wir zusätzlich implementiert haben. So ist es möglich, vorformulierte Kurznachrichten mit anderen auszutauschen", erklärt Matthias vom Stein, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl. Damit wurde eine Kommunikationsplattform geschaffen, die ohne gesprochene Sprache funktioniert.

Durch die sich weitende Altersspanne der Mitarbeiter spreizt sich auch die Erfahrungsbasis mit den unterschiedlichen Maschinen und Technologien in Unternehmen. … Die Beherrschung dieser Systeme wird nicht mehr mit herkömmlichen Benutzerschnittstellen und Bedienungsweisen möglich sein." Handbuch Industrie 4.0 Bd.1, Seite 159.

System auf andere Anwendungen übertragbar

Das im Forschungsprojekt entwickelte System umfasst die Datenbrille mit der darauf installierten Kommissionier-App, einen Handscanner, mit dem die Barcodes der Waren abgelesen werden, und eine Lagerverwaltungssoftware. "Wir haben eine offene Schnittstelle zu der Kommissionier-App auf Android-Basis definiert", erklärt vom Stein. Damit kann das System auch von anderen Firmen oder Institutionen genutzt werden. Ein weiterer Vorteil: Die Software ist auf zukünftige Datenbrillen anwendbar, wenn diese ein Android-Betriebssystem besitzen.

Bei dem Projektpartner Schmaus, ist das Gesamtsystem bereits seit Ende 2017 in Betrieb. "Die hörbehinderten Mitarbeiter sind mit Feuer und Flamme dabei, weil sie jetzt einfach Teil der ganzen Mannschaft sind", sagt vom Stein. "Uns hat das Projekt auch sehr viel Spaß gemacht, eben weil die Menschen dort so begeistert waren."

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