Lüer/Schwepcke – Rückversicherungsrecht

Auszug

I. Rückversicherer spielen seit jeher eine entscheidende Rolle bei der finanziellen Bewältigung von Grossschadenereignissen, die die Erstversicherer alleine nicht tragen können. Kunden der Rückversicherer sind ausschliesslich juristische Personen, und das Rückversicherungsgeschäft selbst hat typischerweise eine stark internationale Ausprägung. Die Möglichkeit als auch die Notwendigkeit, Rückversicherer und das Rückversicherungsgeschäft rechtlich zu erfassen, erscheint für den nationalen Gesetzgeber aus diesen Gründen begrenzt. So bestimmt § 209 VVG lapidar, dass die Vorschriften dieses Gesetzes auf die Rückversicherung nicht anzuwenden sind. Ähnlich war der Befund auf Seiten des Versicherungsaufsichtsrechts, wonach Rückversicherer bis zum Inkrafttreten des 4. Finanzmarktförderungsgesetzes vom 21.6.2002 von der Aufsicht weitgehend freigestellt waren (§ 1 Abs. 2 VAG a.F.). Sieben Jahre nach dem Beginn der Finanzmarktkrise sehen sich die Finanzmärkte mit mehr Regulierung konfrontiert als je zuvor, und die Rückversicherung gehört zwischenzeitlich zu den am stärksten regulierten Bereichen des Finanzsektors. Diese Entwicklung hat vor allem der aufsichtsrechtlichen Literatur starken Vorschub geleistet und damit auch die Rückversicherung stärker in den literarischen Mittelpunkt gerückt. Eine umfassende und aktuelle Darstellung des gesamten Rückversicherungsrechts hingegen fehlte, nachdem das 1976 und 1979 erschienene Standardwerk zum Thema Rückversicherung von „Gerathewohl“, welches neben rechtlichen Aspekten schwerpunktmässig die Rückversicherungstechnik behandelt, in die Jahre gekommen ist. …