Meist wird Kohlenstoffdioxid genannt, wenn es um die Ursachen für den Klimawandel oder Treibhauseffekt geht. Doch auch andere Gase spielen dabei eine ernstzunehmende Rolle. Zum Beispiel Methan, das laut einer aktuellen Studie eine größere Rolle in der Diskussion spielen sollte.
Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist vor allem auf die steigende Konzentration bestimmter Gase zurückzuführen, wie Simon Haas im Kapitel "Klimaschutz und erneuerbare Energien" des Springer-Fachbuchs "Transnationale Klima- und Energie-Governance" erklärt. Dazu würden insbesondere Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Stickoxide (NOx) zählen, diese Gase würden das Verhältnis der von der Atmosphäre absorbierten zur reflektierten Sonnenenergie verändern. Haas weiter: "Dass zumindest der überwiegende Teil des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur um etwa 0,8 Grad seit 1880 auf durch menschliche Aktivitäten verursachte Emissionen dieser Gase zurückzuführen ist, kann inzwischen als gesichert gelten."
Die Rolle von Methan als Treiber der Erderwärmung hat die Unternehmensberatung McKinsey & Company nun nochmals in der Studie "Curbing methane emissions – How five industries can counter a major climate threat" hervorgehoben: Das Gas sei für 30 Prozent der globalen Erwärmung verantwortlich und damit nach CO2 der zweitgrößte Treiber des Klimawandels, heißt es darin. Laut den Autoren, Wissenschaftlern des Woodwell Climate Research Center, des Rocky Mountain Institute, des New Zealand Climate Change Research Institute sowie des Laboratoire de Sciences du Climat et de l’Environnement and Global Methane Budget der Université de Versailles Saint-Quentin setzt die Weltwirtschaft jährlich etwa 380 Millionen Tonnen (Mt) Methan frei. Diese stammen fast ausschließlich aus fünf Branchen: Landwirtschaft (40-50 % der weltweiten Methanemissionen), Öl und Gas (20-25 %), Kohlebergbau (10-15 %), Abfallwirtschaft (7-10 %) und Abwasserwirtschaft (7-10 %). Methan überdauert, so wird es im Kapitel "Hintergründe der Bioökonomie: Globale Problemstellungen" des Springer-Fachbuchs "Zielkonflikte der Bioökonomie" beschrieben, 12 Jahre, die Klimawirksamkeit (GWP 100) wird mit 21 angegeben. "Die Klimawirksamkeit eines Treibhausgases (Treibhauspotenzial: Global Warming Potential (GWP)) ergibt sich aus der Verweilzeit in der Atmosphäre und der Fähigkeit, Infrarotstrahlung in einem bestimmten Wellenlängenbereich zu absorbieren", so die Erklärung im Kapitel "Ist-Situation der Landnutzung" des Springer-Fachbuchs "Wechselwirkungen zwischen Landnutzung und Klimawandel".
Unterschiedliche Methanemissionsquellen je nach Markt und Region
Aufgrund dieser Auswirkungen von Methan auf das Klima sollten die Methanemissionen laut McKinsey in den Diskussionen um das Erreichen der globalen Klimaziele eine viel größere Rolle spielen. Denn: Würden die Methanemissionen weiterhin mit der derzeitigen Geschwindigkeit ansteigen, würde allein die Erwärmung durch Methan das Erreichen des 1,5 C-Ziels unmöglich machen. Ein 1,5 C-Pfad würde eine Verringerung der Methanemissionen um 37 Prozent bis 2030 und um 55 Prozent bis 2050 erfordern – also etwa zwei Prozent pro Jahr.
Doch die Studienautoren warnen nicht nur und weisen auf die Problematik hin, sie zeigen auch anhand einer Analyse Potenziale der Reduzierung auf. Zudem ist der Mix der Methanemissionsquellen je nach Markt und Region sehr unterschiedlich, wie sie schreiben. Genau dies ist ein Umstand, den auch die Autoren des Kapitels "Zielkonflikte der Bioökonomiepolitik" im bereits erwähnten Fachbuch "Zielkonflikte der Bioökonomie" aufzeigen. Demnach zeichnet in den USA und Brasilien vor allem die Rinderhaltung für Methanemissionen verantwortlich. "In China, Indien und Japan dagegen ist es nicht die Viehwirtschaft, die für die hohen landwirtschaftlichen Emissionen verantwortlich ist, sondern der Nass-Reisanbau. Durch die Flutung der Reisfelder mit Wasser verändert sich das mikrobiologische Milieu der oberen Bodenschichten von aerob (mit Sauerstoff) zu einem anaeroben (ohne Sauerstoff). Die sich so neu entwickelte Mikrobengemeinschaft baut Biomasse unter Abwesenheit von Sauerstoff ab. Als Reaktionsprodukt entsteht dabei methanhaltiges Faulgas." Der Methankreislauf wird zudem ausführlich im Kapitel "Herkunft und Senken von Luftverunreinigungen" des Springer-Fachbuchs "Handbuch betrieblicher Immissionsschutz" beschrieben.
Eine 46-prozentige Reduzierung ist möglich
Diese Tatsache verlange laut McKinsey für jeden Markt eigene und gezielt Maßnahmen zur Verringerung der Methanemissionen. Was die finanzielle Komponente derartiger Reduzierungen betrifft, so sei diese relativ kostengünstig. Mehr als 90 Prozent der derzeitigen Vermeidungsmaßnahmen könnten zu Kosten von weniger als 25 US-Dollar/tCO2e durchgeführt werden. CO2e steht für Kohlendioxidäquivalente, wobei davon ausgegangen wird, dass eine Tonne Methan 84 Tonnen Kohlendioxid entspricht. Von diesen Maßnahmen, so die Unternehmensberater, seien 30 Prozent mit negativen Kosten verbunden. Das bedeute, dass sie betriebliche Einsparungen oder Einnahmemöglichkeiten schaffen.
Prinzipiell sind die Studienautoren überzeugt, dass die fünf aufgezählten Schlüsselindustrien ihre Emissionen bis 2030 um 20 Prozent senken könnten. Durch den Einsatz aktueller Technologien sogar um 46 Prozent. Das könnten beispielsweise Futtermittelzusätze für Rinder, neue Reisanbautechniken, fortschrittliche Ansätze zur Erkennung von Öl- und Gaslecks, Methanabscheidung aus Kohle und moderne Wasser- und Abfallbehandlungsanlagen sein. Zudem würden die Verbraucher eine wichtige Rolle spielen. Hierzu werden als Beispiele eine Ernährungsumstellung auf alternative Proteine oder die Umstellung der Energieversorgung auf saubere Brennstoffe aufgelistet. Und schließlich könnten Innovationen des öffentlichen und privaten Sektors im Bereich der Emissionsverfolgung, der Emissionsminderungstechnologien und der Marktmechanismen dazu beitragen, weitere Reduktionen zu erreichen.