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05-08-2015 | Management + Führung | Schwerpunkt | Article

Nur Zicken im Chefsessel?

Author: Andrea Amerland

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Endlich sagt es mal jemand – und dass auch noch wissenschaftlich fundiert: Frauen sind keine besseren Chefs. Häufig sind sie sogar noch unverträglicher als Männer. Dennoch ist die Frauenquote richtig. Ein Kommentar.

Frauen auf dem Chefsessel sind weder einfühlsamer noch kommunikativer als ihre männlichen Kollegen. Sie haben bei den Soft Skills nicht die Nase vorn, wie allgemein angenommen. Kurzum: Der so genannte weibliche, empathische Führungsstil ist ein Mythos. Dies belegt erstmals eine Studie von Marion Büttgen, Professorin an der Uni Hohenheim und dem Führungsexperten Christian Mai von der German Graduate School of Management and Law in Heilbronn. "In ihren Persönlichkeitsdimensionen unterscheiden sich weibliche und männliche Führungskräfte nicht voneinander. Dass Männer stärker ausgeprägte dunkle Persönlichkeitseigenschaften als Frauen haben, war ein Vorurteil und stimmt nicht", fasst Büttgen ihre Untersuchungsergebnisse im Interview mit der "Wirtschaftswoche" zusammen.

Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie: auch bei weiblichen Managern

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Negativ formuliert sind Frauen in Führungspositionen genauso machtorientiert, hart, manipulativ, eitel, selbstgefällig oder narzisstisch wie männliche Manager. Positiv betrachtet sind Frauen aber auch genauso so zielstrebig und durchsetzungsstark, wie Führungskräfte mit Y-Chromosom. Damit ist die Rede vom so genannten schwachen Geschlecht, dass für den knallharten Führungskampf nicht geeignet ist, ad absurdum geführt. Frauen, die ganz oben ankommen, stehen anderen Unternehmenslenkern in nichts nach – im Guten wie im Schlechten. Frauen setzen, so eine weitere Erkenntnis der Studie, ihre Interessen sogar kompromissloser durch und scheuen keinen Streit.

Also sind Frauen zwar nicht die besseren Chefs – aber die härteren Männer? Momentan offenbar schon, wenn man eine Studie von Philine Erfurt Sandhu heranzieht, die im Fachartikel "Frauen im Top-Management – ein Beitrag zur Quote" von Astrid Schreyögg ins Feld geführt wird. "Die Jungs wollen lieber unter sich bleiben. Frauen stören nur“, wird darin Sandhu zitiert. Das bedeutet im Umkehrschluss: Frauen, die es ohne Quote in den Aufsichtsrat oder Vorstand geschafft haben, müssen also aus dem gleichen Holz geschnitzt sein wie ihr überwiegend männliches Umfeld. Mit anderen Worten formuliert, vertritt Sandhu folgende Hypothese: "Das Streben nach Homogenität des bislang männlichen Top-Managements, was immer als Erfolgsgarantie galt, bildet auf dieser hohen Hierarchie-Ebene ein Ausschlusskriterium für Frauen." Männerdominierte Organisationen wollen aus eben jenem Grund keine Frauen an Bord der Führungsmannschaft.

Frauenquote kann verschiedene Chefinnen-Typen hervorbringen

Und genau deswegen ist die seit Anfang des Jahres eingeführte Frauenquote richtig. Sie kann auch Frauen, die nicht die härteren Männer sind, den Aufstieg ins Top-Management ermöglichen. Dass ist wichtig, erklärt Büttgen, damit Frauen Vorbilder haben, an denen sie sich künftig orientieren können. Und damit es auf lange Sicht auch andere Chefinnen-Typen gibt, die ihre Stärken, wie sie die Studie ebenfalls ermittelt hat, gegenüber Männern voll ausspielen können: Offenheit für Erfahrungen und neue Lösungen, Sinn für Kreatives und mehr Fantasie.

Eckdaten zur Studie
Für die repräsentative Studie der Uni Hohenheim und der German Graduate School of Management and Law zu den Eigenschaften der Dunklen Triade wurden über 500 Führungskräfte in deutschen Unternehmen im Zeitraum von September bis November 2014 befragt. Rund 200 Teilnehmer waren weiblich.

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2015 | OriginalPaper | Chapter

Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) e. V.

Beispiel für den Aufbau einer effektiven Lobby-Organisation für ein Thema von hoher gesellschaftlicher Brisanz
Source:
Lobby Work

2015 | OriginalPaper | Chapter

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Plädoyer für einen Perspektivenwechsel
Source:
Emotion und Intuition in Führung und Organisation