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08-10-2014 | Management + Führung | Schwerpunkt | Article

Wertemanagement ist kein Sprint, sondern ein Marathon

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Durch ein effektives Wertemanagement können Unternehmen den wirtschaftlichen Erfolg steigern. Voraussetzung dafür ist, das Unternehmenswerte auch gelebt werden.  

Werte liefern einen wichtigen Beitrag zur Identität eines Unternehmens. Sie bestimmen das Leitbild, die Geschäftspolitik, die Ziele und Strategien sowie die Kommunikation. Meist werden sie mit großem Aufwand und viel Herzblut entwickelt und in Hochglanzbroschüren festgehalten. Und dennoch fristen die Unternehmenswerte häufig ihr Dasein in den Strategie- und Kommunikationsabteilungen, werden dort wie ein Gral gehütet und bei wichtigen Anlässen angemessen präsentiert. In den Köpfen der Mitarbeiter sind sie jedoch oft nicht verankert. Das Problem: Unternehmenswerte werden in schöne Worte verpackt, aber im Unternehmen nicht gelebt und sind daher für die Mitarbeiter auch nicht greifbar.

Wenn Worte und Taten nicht deckungsgleich sind

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Für Leistungswerte gilt dies nicht. Denn den Leistungswerten wird eine hohe Korrelation mit dem wirtschaftlichen Erfolg zugeschrieben und die Aufmerksamkeit in den Firmen ist entsprechend hoch. Diese klare Rückkoppelung fehlt bei den kooperativen und Kommunikationswerten. Ein spezielles Feld sind die moralischen Werte, die sich ein Unternehmen auf die Fahne schreibt und die branchenspezifisch unterschiedlich bedeutsam sind. So wird beispielsweise eine Versicherung, die nicht Vertrauen sät, auch kein Vertrauen ernten. Mit verheerenden Folgen muss ein Unternehmen rechnen, wenn „Talk and Walk“, also Worte und Taten, nicht deckungsgleich sind.

Wertepflege auf gemeinsamer Basis

Die erste Voraussetzung dafür, dass Werte im Unternehmen auch gelebt werden können, ist: Sie müssen den Mitarbeitern bekannt sein. Hier ist die interne Kommunikation gefordert, Konzepte zu entwickeln, die Unternehmenswerte bekannt und erlebbar machen. Eine gemeinsame Basis muss erstens geschaffen und zweitens gepflegt werden.

  1. Eine gemeinsame Basis schaffen
    Unternehmen müssen klären, für welche Werte sie stehen oder - im Fall einer Neugründung - stehen wollen. Die Begrifflichkeiten sollten dabei möglichst eindeutig definiert und spezifiziert werden. Würden zehn Führungskräfte nach ihrer Definition beispielsweise zu den Werten Offenheit und Veränderung gefragt, wäre die Anzahl der Assoziationen und Ideen ebenso vielfältig. Denn jeder Mensch verbindet mit einem Wert andere Erfahrungen, Gefühle und Bilder. Auch wenn sich diese vielleicht nur in Nuancen unterscheiden, können diese im Ernstfall relevant sein. Daher ist es eine Hauptaufgabe der Wertearbeit, neutralen Schlagworten Leben einzuhauchen und in einem strukturierten Prozess, Inhalte zu definieren, die von der Belegschaft gemeinsam getragen werden.
  2. Die Unternehmenswerte pflegen
    Gemeinsame Werte können jedoch nicht von der Unternehmensführung verordnet werden. Firmen die dies erkannt haben, stellen Räume zur Verfügung in denen ein regelmäßiger Austausch über die Unternehmenswerte stattfindet. Im Idealfall leben und wirken an dieser Kernarbeit alle Stakeholder des Unternehmens mit. Um „blinde Flecken“ zu identifizieren und zu reduzieren, sollten alle Interessensgruppen systematisch einbezogen werden. Zur Pflege der Werte gehört auch, auftretende Widerstände und Hürden ernst zu nehmen und nicht zu ignorieren. Wertemanagement und -pflege ist daher kein Sprint, sondern ein Marathon. Die Verantwortlichen müssen ihre Kräfte einteilen und sich auf das Wesentliche fokussieren.

Apelle wirken kaum

Die Potenziale, die in einem stringent umgesetzten Wertemanagement stecken, haben viele Unternehmen noch nicht genutzt. Häufig fehlt eine strukturierte Rückkopplung des Wertelebens im Arbeitsalltag. Das Wertemanagement muss sich daher von seinem überwiegend appellativen Charakter verabschieden.

Ein gemeinsames Werteset trägt langfristig auch zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens bei. Perspektivisch sollten sich Unternehmen aber auch den individuellen, persönlichen Wertesets widmen und für eine noch stärkere Ausdifferenzierung der Arbeitsmodelle Sorge tragen. Gerade hochqualifizierte Arbeitskräfte erwarten keine vordefinierten Prozesse, sondern ein Unternehmen, dass auf ihre individuellen Bedürfnisse eingeht.

Zur Person
Katja Girbig ist Beraterin und Managementcoach in Hamburg. In ihrer Arbeit begleitet sie branchenübergreifend Top- und mittleres Management in der nachhaltigen Werteverwirklichung und –entwicklung. In ihrem Buch „Wertemanagement“ portraitiert sie ausgesuchte Hamburger Spitzenunternehmer im Hinblick auf ihre alltägliche Wertepraxis.

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