Skip to main content
Top

2013 | OriginalPaper | Chapter

4. Mangelnde Ausbildungsreife – ein umstrittenes Thema

Authors : Dr. Verena Eberhard, Dr. Joachim Gerd Ulrich

Published in: Digital Natives

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.

search-config
loading …

Zusammenfassung

Am Ende dieses Beitrages kann festgehalten werden, dass trotz der Erarbeitung des Kriterienkatalogs zur Ausbildungsreife der Sprachgebrauch und das Verständnis des Begriffs Ausbildungsreife weiterhin uneinheitlich sind. Das bedeutet jedoch auch, dass Aussagen über die Ausbildungsreife stets etwas Unterschiedliches meinen können, je nachdem, wer sie äußert. Zudem fehlen immer noch gesicherte Erkenntnisse darüber, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten den Jugendlichen einen erfolgreichen Einstieg in eine Lehre ermöglichen. Es ist also immer noch zu wenig bekannt über die Ausbildungsreife, ihre Merkmale und praktischen Implikationen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Argument der fehlenden Ausbildungsreife auch interessenpolitisch genutzt wird, so dass nicht klar wird, wie groß das Problem um die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger tatsächlich ist. Bei der Debatte um die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger müssen daher stets zwei Ebenen unterschieden werden: eine interessenpolitische Ebene, auf der das Argument der mangelnden Ausbildungsreife genutzt wird, um den Umfang des aktuellen Ausbildungsplatzangebots legitimieren zu können, sowie eine Ebene, bei der es um die während eines betrieblichen Ausbildungseinstiegs nicht behebbaren Qualifikationsdefizite von Schulabgängern geht.

Dont have a licence yet? Then find out more about our products and how to get one now:

Springer Professional "Wirtschaft+Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft+Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 102.000 Bücher
  • über 537 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Maschinenbau + Werkstoffe
  • Versicherung + Risiko

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Wirtschaft"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 340 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Versicherung + Risiko




Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Footnotes
1
Der vorliegende Beitrag stellt eine Aktualisierung des 2012 in dem Lehrbuch „Berufsorientierung“ von Brüggemann und Rahn erschienenen Aufsatzes „Ausbildungsreife als Ziel der Berufsorientierung“ von Eberhard (2012) dar.
 
2
Die Spitzenverbände der Wirtschaft schlossen sich 2004 mit der Bundesregierung und der BA zu diesem Pakt zusammen. Sein selbstgesetztes Ziel ist, die Ausbildungsreife der Jugendlichen zu fördern und jedem ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen ein Ausbildungsangebot zu unterbreiten (Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs, 2006).
 
3
Ein Überblick über Testergebnisse, welche als Belege einer mangelnden Ausbildungsreife gewertet werden, sowie eine kritische Auseinandersetzung mit diesen finden sich bei Eberhard [4] und Winkler [19].
 
4
Die Befragungsteilnehmer wurden nicht nur gebeten, zu entscheiden, welche Merkmale zur Ausbildungsreife gehören (zum Beispiel Beherrschung der deutschen Rechtschreibung, Zuverlässigkeit), sondern sollten auch angeben, wie sich die vorgelegten Merkmale in den letzten 15 Jahren verändert hatten (Eberhard [3]).
 
5
Die BA untersucht lediglich indirekt die Ausbildungsreife der Ratsuchenden, indem sie überprüft, ob die Personen für den gewünschten Ausbildungsberuf geeignet sind. Diese Prüfung ist erforderlich, da die BA den gesetzlichen Auftrag hat, nur jene Jugendliche als Bewerber zu unterstützen, bei denen die Voraussetzungen bzw. die Eignung für den Beruf gegeben sind. Da die Ausbildungsreife jedoch der Berufseignung vorausgeht, sind geeignete Bewerber gleichzeitig als ausbildungsreife Personen zu betrachten.
 
6
Unter Übergangsmaßnahmen werden teilqualifizierende Bildungsgänge verstanden, die nicht zu einem Berufsabschluss führen, sondern auf eine Berufsausbildung vorbereiten sollen (Konsortium Bildungsberichterstattung 2006). Beispiele für teilqualifizierende Maßnahmen sind das Berufsvorbereitungsjahr oder die berufsvorbereitenden Maßnahmen der BA.
 
7
In Abb. 4.2 werden aus Gründen der Übersichtlichkeit nur drei unterschiedliche Verbleibsformen unterschieden. Grundsätzlich weist die BA aber weitere Verbleibsgruppen aus. So wird innerhalb der Gruppe der alternativ verbliebenen Bewerber zwischen unbekannt verbliebenen Bewerbern, alternativ verbliebenen Bewerbern ohne weiteren Vermittlungswunsch sowie alternativ verbliebenen Bewerbern mit weiterem Vermittlungswunsch unterschieden.
 
8
Eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Ausbildungsmarktstatistik, mit der Diskussion um mangelnde Ausbildungsreife und mit den Aussagen des Nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftesicherung findet sich bei Eberhard und Ulrich [6, 7].
 
9
Weitere Informationen zu den BA/BIBB-Bewerberbefragungen sind abrufbar unter: http://​www.​bibb.​de/​de/​wlk30081.​htm.
 
10
Auch viele staatliche Stellen stehen einer Ausbildungsplatzabgabe kritisch gegenüber. Dies mag vor allem daran liegen, dass sie allein aus Kostengründen daran interessiert sind, weiterhin den Großteil der Schulabgänger über die Betriebe zu qualifizieren, und gegenüber größeren systemischen Eingriffen vorsichtig sind. Es ist aber nicht klar, welche langfristigen Folgen Zwangsmaßnahmen wie die Ausbildungsplatzabgabe für die Ausbildungsmotivation der Betriebe hätten. Nicht auszuschließen ist, dass sie sich gegen den Eingriff in ihre Entscheidungsautonomie wehren und sich aus ihrer aktiven Ausbildungsbeteiligung zurückziehen. Die langfristigen Ausbildungskosten der Umlagefinanzierung könnten damit für den Staat deutlich höher ausfallen als der kurzfristige Nutzen.
 
Literature
1.
go back to reference Autorengruppe BIBB/Bertelsmann Stiftung (2011) Reform des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung. Aktuelle Vorschläge im Urteil von Berufsbildungsexperten und Jugendlichen (Wissenschaftliche Diskussionspapiere, Heft 122). Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn Autorengruppe BIBB/Bertelsmann Stiftung (2011) Reform des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung. Aktuelle Vorschläge im Urteil von Berufsbildungsexperten und Jugendlichen (Wissenschaftliche Diskussionspapiere, Heft 122). Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn
2.
go back to reference Dobischat R, Kühnlein G, Schurgatz R (2012) Ausbildungsreife – Ein umstrittener Begriff beim Übergang Jugendlicher in eine Berufsausbildung (Bildung und Qualifizierung, Arbeitspapier 189). Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf Dobischat R, Kühnlein G, Schurgatz R (2012) Ausbildungsreife – Ein umstrittener Begriff beim Übergang Jugendlicher in eine Berufsausbildung (Bildung und Qualifizierung, Arbeitspapier 189). Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf
3.
go back to reference Eberhard V (2006) Ausbildungsreife – ein Konstrukt im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen (Wissenschaftliche Diskussionspapiere, Heft 83). Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn Eberhard V (2006) Ausbildungsreife – ein Konstrukt im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen (Wissenschaftliche Diskussionspapiere, Heft 83). Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn
4.
go back to reference Eberhard V (2012) Der Übergang von der Schule in die Berufsausbildung. Ein ressourcentheoretisches Modell zur Erklärung der Übergangschancen von Ausbildungsstellenbewerbern. Bertelsmann Verlag, Bielefeld Eberhard V (2012) Der Übergang von der Schule in die Berufsausbildung. Ein ressourcentheoretisches Modell zur Erklärung der Übergangschancen von Ausbildungsstellenbewerbern. Bertelsmann Verlag, Bielefeld
5.
go back to reference Eberhard V, Ulrich JG (2010) Übergänge zwischen Schule und Berufsausbildung. In: Bosch G, Krone S, Langer D (Hrsg.) Das Berufsbildungssystem in Deutschland: aktuelle Entwicklungen und Standpunkte. VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S 133–164CrossRef Eberhard V, Ulrich JG (2010) Übergänge zwischen Schule und Berufsausbildung. In: Bosch G, Krone S, Langer D (Hrsg.) Das Berufsbildungssystem in Deutschland: aktuelle Entwicklungen und Standpunkte. VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S 133–164CrossRef
6.
go back to reference Eberhard V, Ulrich JG (2011) „Ausbildungsreif“ und dennoch ein Fall für das Übergangssystem? Institutionelle Determinanten des Verbleibs von Ausbildungsstellenbewerbern in teilqualifizierenden Bildungsgängen. In: Krekel EM, Lex T (Hrsg.) Neue Jugend? Neue Ausbildung? Beiträge aus der Jugend- und Bildungsforschung. Bertelsmann, Bielefeld, S 97–112 Eberhard V, Ulrich JG (2011) „Ausbildungsreif“ und dennoch ein Fall für das Übergangssystem? Institutionelle Determinanten des Verbleibs von Ausbildungsstellenbewerbern in teilqualifizierenden Bildungsgängen. In: Krekel EM, Lex T (Hrsg.) Neue Jugend? Neue Ausbildung? Beiträge aus der Jugend- und Bildungsforschung. Bertelsmann, Bielefeld, S 97–112
7.
go back to reference Heister et al (2012) Schwerpunktthema: Übergänge von der Schule in die Ausbildung. In: Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.) Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2012. Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn, S. 373–394 Heister et al (2012) Schwerpunktthema: Übergänge von der Schule in die Ausbildung. In: Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.) Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2012. Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn, S. 373–394
8.
go back to reference Kath F (1999) Finanzierung der Berufsausbildung im dualen System. Probleme und Lösungsvorschläge. In: Arbeitsgemeinschaft Berufliche Bildung (Hrsg.) Hochschultage Berufliche Bildung 1998. Workshop Kosten, Finanzierung und Nutzen beruflicher Bildung. Kieser-Verlag, Neusäß, S 99–110 Kath F (1999) Finanzierung der Berufsausbildung im dualen System. Probleme und Lösungsvorschläge. In: Arbeitsgemeinschaft Berufliche Bildung (Hrsg.) Hochschultage Berufliche Bildung 1998. Workshop Kosten, Finanzierung und Nutzen beruflicher Bildung. Kieser-Verlag, Neusäß, S 99–110
9.
go back to reference Klein HE, Schöpper-Grabe S (2012) Was ist Grundbildung? Bildungstheoretische und empirische Begründung von Mindestanforderungen an die Ausbildungsreife (Forschungsberichte aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln Nr. 76). Institut der deutschen Wirtschaft, Köln Klein HE, Schöpper-Grabe S (2012) Was ist Grundbildung? Bildungstheoretische und empirische Begründung von Mindestanforderungen an die Ausbildungsreife (Forschungsberichte aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln Nr. 76). Institut der deutschen Wirtschaft, Köln
10.
go back to reference Kracke B, Hany E, Driesel-Lange K, Schindler N (2011) Anregung zur eigenständigen Zukunftsplanung? Angebote der schulischen Studien- und Berufswahlvorbereitung aus Sicht von Jugendlichen. In: Krekel EM, Lex T (Hrsg.) Neue Jugend, neue Ausbildung? Beiträge aus der Jugend- und Bildungsforschung. Bertelsmann Verlag, Bielefeld, S 79–93 Kracke B, Hany E, Driesel-Lange K, Schindler N (2011) Anregung zur eigenständigen Zukunftsplanung? Angebote der schulischen Studien- und Berufswahlvorbereitung aus Sicht von Jugendlichen. In: Krekel EM, Lex T (Hrsg.) Neue Jugend, neue Ausbildung? Beiträge aus der Jugend- und Bildungsforschung. Bertelsmann Verlag, Bielefeld, S 79–93
11.
go back to reference Müller S, Rebmann K (2008) Ausbildungsreife von Jugendlichen im Urteil von Lehrkräften. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik 104(4):573–589 Müller S, Rebmann K (2008) Ausbildungsreife von Jugendlichen im Urteil von Lehrkräften. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik 104(4):573–589
12.
go back to reference Müller-Kohlenberg L, Schober K, Hilke R (2005) Ausbildungsreife – Numerus clausus für Azubis? Berufsbildung. Wissenschaft und Praxis 34:19–23 Müller-Kohlenberg L, Schober K, Hilke R (2005) Ausbildungsreife – Numerus clausus für Azubis? Berufsbildung. Wissenschaft und Praxis 34:19–23
13.
go back to reference Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland (2006) Kriterienkatalog Ausbildungsreife. Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland (2006) Kriterienkatalog Ausbildungsreife. Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg
14.
go back to reference Schober K (2006) Ausbildungsreife – Mehr als ein Modethema? Berufsbildung 102:2 Schober K (2006) Ausbildungsreife – Mehr als ein Modethema? Berufsbildung 102:2
15.
go back to reference Trautwein U, Lüdtke O, Becker M, Neumann M, Nagy G (2008) Die Sekundarstufe I im Spiegel der empirischen Bildungsforschung: Schulleistungsentwicklung, Kompetenzniveaus und die Aussagekraft von Schulnoten. In: Schlemmer E, Gerstenberger H (Hrsg.) Ausbildungsfähigkeit im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S 91–107 Trautwein U, Lüdtke O, Becker M, Neumann M, Nagy G (2008) Die Sekundarstufe I im Spiegel der empirischen Bildungsforschung: Schulleistungsentwicklung, Kompetenzniveaus und die Aussagekraft von Schulnoten. In: Schlemmer E, Gerstenberger H (Hrsg.) Ausbildungsfähigkeit im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S 91–107
16.
go back to reference Winkler M (2008) Ausbildungsfähigkeit – ein pädagogisches Problem? In: Schlemmer E, Gerstberger H (Hrsg.) Ausbildungsfähigkeit im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S 69–90 Winkler M (2008) Ausbildungsfähigkeit – ein pädagogisches Problem? In: Schlemmer E, Gerstberger H (Hrsg.) Ausbildungsfähigkeit im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S 69–90
Metadata
Title
Mangelnde Ausbildungsreife – ein umstrittenes Thema
Authors
Dr. Verena Eberhard
Dr. Joachim Gerd Ulrich
Copyright Year
2013
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-00543-6_4