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24-04-2018 | Markenführung | Schwerpunkt | Article

Von Fintech-Allianzen langfristig profitieren

Author: Johanna Leitherer

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Die Kampfansagen an Finanzhäuser sind leiser geworden. Stattdessen bemühen sich Fintechs nun um eine Kollaboration mit ihren großen Konkurrenten. Damit daraus eine Win-Win-Situation entsteht, braucht es starke Marken auf beiden Seiten.

Der große Fintech-Hype ist merklich abgeflaut. Obwohl die junge Branche einen grundlegenden Wandel in der technischen und strategischen Entwicklung der Banken angestoßen hat, war eine Vielzahl von Geschäftsmodellen, die als disruptiv angekündigt wurden und enorme Finanzierungssummen verschlungen haben, nicht erfolgreich. Zuletzt ist sogar die Zahl der Neugründungen deutlich zurückgegangen. "Viele Fintechs traten zu Beginn an, um die Bankenwelt zu revolutionieren, die existierenden Marktteilnehmer zu disintermedieren und bestenfalls überflüssig zu machen. Doch in der Zwischenzeit stellte sich heraus, dass vor allem im Geschäft mit Privatkunden die Banken eines haben, was den Fintechs fehlt: den Zugang zum Kunden", stellen die Springer-Autoren Christopher Schmitz und Dirk Müller-Tronnier im Buchkapitel "FinTechs – Revolution oder Hype?"  fest (Seite 35). Auch wenn Privatkunden die innovativen Ideen der Start-ups interessant finden, ist die Hemmschwelle groß, sensible Daten preiszugeben und Zugriff auf die Konten zu gewähren. Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Privatbanken genießen dagegen nun schon seit knapp zwei Jahrhunderten einen vertrauenswürdigen Ruf.

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Trotz des nachhaltigen Einflusses der Fintech-Branche auf die Bankwelt können Finanztechnologie-Start-ups, die frisch aus dem Boden geschossen sind, den Vorsprung der traditionellen Kreditinstitute in puncto Wissen, Kompetenz und Ressourcen nicht gänzlich aus eigener Kraft ausgleichen. Auch die komplexen Regulierungsauflagen hindern Fintechs daran, ohne Fremdhilfe der Etablierten in das Bankgeschäft vorzudringen. Umgekehrt sind Kreditinstitute trotz eigener Start-up-Gründungen auf den kreativen Input der Querdenker angewiesen. Denn die seit Mitte Januar 2018 geltende EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 verpflichtet Banken als kontoführende Payment Service Provider, auch Drittparteien über Schnittstellen Zugang zu Kundenkonten zu gewähren. Nicht nur Fintechs, sondern auch Big Techs wie Paypal, Amazon, Facebook und Google profitieren von dieser Entwicklung entscheidend. Um ihre eigenen Bezahlsysteme voranzutreiben, ist davon auszugehen, dass Paypal & Co. verstärkt auf die Kollaboration mit Fintechs setzen. "In diesem Fall könnten sie mit ihrer mehrkanaligen Präsenz und der Kundenerreichbarkeit die Zahlungsabwicklung dominieren und die Rolle der Banken im Zahlungsverkehr zur Kontoführung und dem Betrieb der Interbankeninfrastruktur reduzieren", warnen die Springer-Autoren Florian Kaupp und Ewa Giera im Buchkapitel "Zahlungsverkehr: vom Überweisungsträger zu Instant Payments" (Seite 256).

Fintechs wollen kollaborieren

Die Kollaborationsbereitschaft der Jungunternehmer gibt Banken Handlungsspielraum zurück: Drei Viertel der Fintechs streben eine Allianz mit etablierten Finanzierungsdienstleistern an, wie aus dem diesjährigen World Fintech Report von Capgemini und Linkedin in Zusammenarbeit mit der Efma hervorgeht. Ziel dieser engen Kooperationen ist ein für beide Seiten profitables Geschäft. Fintechs sind selbstbewusst und zuversichtlich, dass Investoren auch von ihnen profitieren können. So gaben 90 Prozent der Umfrageteilnehmer an, besonders agil zu sein und mit ihren Ideen ein besseres Kundenerlebnis zu ermöglichen. 76 Prozent sind aus diesem Grund überzeugt, Neues entwickeln und Bestehendes zum Positiven verändern zu können. 

Externe Finanztechnologie-Start-ups brauchen dennoch handfestere Argumente, um ein etabliertes Kreditinstitut zur Kollaboration zu bewegen. Um den potenziellen Investoren lukrative Umsatz- und Wachstumsziele zu liefern, setzen die Jungunternehmer häufig auf Aktivitäten, die Erfolge schnell in unkompliziert messbare Zahlen übersetzen. Neben Display-Werbung konzentrieren sich viele Fintechs somit etwa auf Suchmaschinen- und Affiliate-Marketing. Doch ein rascher Return on Investment (ROI) gibt Investoren nur bedingt Auskunft darüber, ob die Kollaboration auch langfristig zum gewünschten Erfolg führt. Weitaus aussagekräftiger ist, ob das Start-up eine vielversprechende Marke liefert, die noch dazu zum Unternehmensverständnis der Bank passt.

Marke vor Performance

Im Wissen, dass die etablierten Finanzhäuser eine starke Marke zur Allianz beitragen, vernachlässigen viele Fintechs ihre eigenen Branding-Aktivitäten. Diese Rechnung geht nicht auf, da das Fintech vorerst eine eigenständige Einheit bleibt. Erst nach Jahren der Zusammenarbeit verschwimmen diese Grenzen mehr und mehr. Die großen Kollaborationspartner liefern Start-ups zwar einen Image-Boost. Das Vertrauen des Kundenstamms müssen sich die Jungunternehmer in letzter Konsequenz jedoch aktiv selbst verdienen. Da traditionelle Kreditinstitute für ihre langen Entscheidungswege bekannt sind, sehen sich Fintechs außerdem vor die Herausforderung gestellt, sämtliche Stakeholder über alle Abteilungen hinweg von ihrem Produkt zu überzeugen.

Eine starke Marke mit klarer Vision und professionellem Know-how ist deshalb Pflicht. Auch die Sicherheitsstandards rund um den Datenschutz gilt es lückenlos zu erfüllen. Die Finanzdienstleistung findet zwar digital statt, beim Kundenservice erwarten die Verbraucher aber versierte Ansprechpartner, die schnell zu erreichen sind. Wie erfolgskritisch der Support ist, zeigt zum Beispiel ein prominenter Vertreter der Berliner Fintech-Szene, die digitale Direktbank N26. Nutzer loben die Usability und das Kundenerlebnis. Wenn es um Problemlösungen und Service-Fragen geht, erfüllt das Start-up die Erwartung seiner Kunden allerdings nicht immer. Personelle Unzulänglichkeiten hemmen den Markenaufbau eines Start-ups ganz besonders und erfordern großes Engagement, um den guten Ruf wiederherzustellen. Wenn es um Branding geht, sind schnelle Erfolge, wie sie Fintechs oftmals anstreben, also die Seltenheit.

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