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05-04-2018 | Markenrecht | Schwerpunkt | Article

Im Fadenkreuz der Piraten

Author: Johanna Leitherer

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Produkt- und Markenpiraterie setzt europäischen Handelsunternehmen schwer zu. Die Gefahr lauert auf fernöstlichen Schwarzmärkten, aber auch in der Online-Welt. Anzeigen und trickreiches Vorgehen können die Fälscher stoppen.

Produktfälschungen und Nachahmer-Ware lassen kaum eine Branche unberührt. "Für den EU-Raum erleiden nach Schätzungen Europols die Unternehmen heute im Bereich gefälschter Kleidung Umsatzeinbußen in Höhe von 43,3 Milliarden Euro. Den Staatshaushalten fehlten dementsprechend circa 8,1 Milliarden Euro Einnahmen und 518.281 Arbeitsplätze gingen verloren", schildert Springer-Autor Arndt Sinn im Buchkapitel "Zur Bedeutung der Produkt- und Markenpiraterie als Quelle des illegalen Handels" die prekäre Lage (Seite 42). Auch 70 Prozent der im Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) organisierten Firmen haben durch Produkt- oder Markenpiraterie einen jährlichen Schaden von 7,3 Milliarden Euro zu verbuchen. 

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Identitätsbasierter Markenschutz

Durch die Zunahme der "Markenpiraterie" als Nachahmung von Produkten oder Dienstleistungen unter Verwendung geschützter Marken durch unberechtigte Dritte ist der Markenschutz zu einer zentralen Herausforderung der Markenführung geworden. Aufgabe des Markenschutzes ist die Absicherung der eigenen Marken vor unberechtigtem Zugriff und Missbrauch durch Dritte.


Die meisten Verfehlungen beim Handel mit Markenplagiaten auf Schwarzmärkten finden sich in den Entwicklungs- und Schwellenländern. China stellt dabei das weltweit größte Sammelbecken für Produkt- und Markenfälscher dar, wie die Europäische Union (EU) kürzlich in einem Report mitteilte. Auch Indien, Indonesien, Russland und Argentinien missachten häufig Patente, was laut EU sowohl die Innovationskraft als auch die Forschungsarbeit in Europa behindert. Brasilien ist den Ermittlern vor allem für seine pharmazeutischen Produktfälschungen bekannt, die sich qualitativ stark von den Originalen unterscheiden. Der Report basiert auf Studien, die gemeinsam mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und dem Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) durchgeführt wurden. 

Fake-Shops und Plagiate im Netz

Neben den genannten Schauplätzen erhält die Produkt- und Markenpiraterie auch Einzug in die digitalen Shoppingmeilen des Internets. Betrügerische Verkaufsplattformen, so genannte "Fake-Shops", locken Verbraucher mit auffällig hohen Rabatten und geklauten Produktbildern auf ihre Webseite. Wer dann die Ware per Vorkasse bestellt, wird entweder gar nicht beliefert oder erhält minderwertige Produkte, die nur zu einem hohen Preis retour geschickt werden können. Um die junge Zielgruppe zu ködern, schalten Fake-Shops verstärkt Werbebanner in sozialen Netzwerken. Die Verbraucherzentrale (VZ) empfiehlt, Strafanzeige gegen die betrügerischen Online-Läden zu stellen. Privatpersonen und Unternehmen erkennen diese beispielsweise an

  • einem fehlenden oder unvollständigen Impressum,
  • einer Internetadresse mit auffälliger Domain-Endung,
  • falschen Gütesiegeln,
  • guten Kundenbewertungen, die sich nicht mit unabhängigen Foren decken sowie
  • auffällig niedrigen Preisen.

Auch für den Online-Versandhändler Amazon stellen Fake-Shops und Plagiate ein geschäftsschädigendes Problem dar. Denn betrügerische Drittanbieter aus Fernost können ihre gefälschte Ware hier leicht in Umlauf bringen. Das bewog den Sandalen-Hersteller Birkenstock dazu, die Geschäftsbeziehungen mit dem Internet-Giganten zu kappen und die direkten Belieferungen einzustellen. Amazon habe Rechtsverstöße und Produktpiraterie nicht aus eigenem Antrieb verhindert, heißt es in einem Pressestatement von Birkenstock.

Häufige Änderungen im Detail

Um Produkt- und Markenschwindel zu bekämpfen, nehmen EU und Verbraucherzentrale auch die Konsumenten in die Pflicht. Fake-Shops und Plagiate sollten nicht durch einen Kauf unterstützt, sondern zur Anzeige gebracht werden. Doch Unternehmen können mehr tun, als auf die Vernunft ihrer Kunden zu hoffen. "Bereits bei der Konstruktion von Produkten sollten die Risiken der Produktpiraterie beachtet werden. Produkte können mit Hologrammen, Sicherheitsfäden, Sicherheitslabels, Etiketten und Ähnlichem ausgestattet werden", empfiehlt Springer-Autor Sönke Ahrens im Buchkapitel "Schutz vor Produktpiraterie" (Seite 270).

Der Jeans-Hersteller Levi's ist für sein aktives Vorgehen gegen Markenfälscher bekannt. Ein ganzes Netzwerk an Markenschützern arbeitet mit dem Handelsunternehmen zusammen und hält dadurch die Jeans-Plagiate in Schach. Auch das Markenzeichen, ein vertikales Schildchen an der Gesäßtasche, trägt dazu bei. Denn kleine Abwandlungen bestätigen hier die Regel. So wich die typisch rote Farbe des Labels zwischenzeitlich einem satten Blau. Darüber hinaus wird jede zehnte Jeans ohne den Markenschriftzug von Levi's gefertigt. Diese Unregelmäßigkeiten stellen Fälscher vor große Schwierigkeiten. Mit seinen Maßnahmen will das Unternehmen jedoch nicht nur seine Marke schützen, sondern auch ausbeuterische Arbeitsbedingungen, Zwangsarbeit und Kinderarbeit bekämpfen, die auf dem Schwarzmarkt an der Tagesordnung sind.

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