Skip to main content
Top

08-01-2015 | Marketing + Vertrieb | Schwerpunkt | Article

Solidarität mit denen, die uns nerven

Author: Dirk Engel

3 min reading time

Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.

search-config
print
PRINT
insite
SEARCH
loading …

Wer das Leben von Satirikern bedroht, zielt auf die Meinungsfreiheit. Das sollte auch Werber nicht kalt lassen, ihre Arbeit funktioniert nur in einem freien Mediensystem. Jetzt heißt es, Solidarität zeigen – mit den Mitteln der Branche: Werbung schalten!

Zwölf Menschen starben bei einem Terror-Attentat in Paris, darunter Zeichner und Redakteure der französischen Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“. Was hat das mit Werbung zu tun? Eine ganze Menge. Denn bei dem Anschlag ging es um die Meinungsfreiheit und die ist nicht nur das Fundament einer freien Presse, sondern auch der Wirtschaftskommunikation. Wir sind träge geworden und sehen Meinungsfreiheit als etwas Selbstverständliches – in Gefahr schien sie immer nur in anderen Ländern zu sein. Denn ihre quasi natürlichen Feinde waren meist die Autoritäten: Staat, Regierung, Parteien, Kirchen. Gegen deren Einflussnahme schützt in Deutschland der Artikel 5 des Grundgesetzes. Dass die Meinungsfreiheit durch Einzeltäter und Terroristen gefährdet sein könnte, auch in den westlichen Demokratien, ist ein beunruhigender Gedanke. Das Risiko für Satiriker, Journalisten, Kommentatoren oder Karikaturisten ist real und der Einsatz ist deutlich höher, als Einstweilige Verfügungen, Presserat-Rügen oder Bußgelder.

Keine Werbung ohne Meinungsfreiheit

Weitere Artikel zum Thema

Es mag auf den ersten Blick komisch klingen, aber auch die Werbung ist gefährdet. Sie spielt mit Tabus, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie spielt mit Klischees, um leicht verständlich zu sein. Sie zelebriert Werte, um die Menschen im Innersten anzusprechen. Auch hier stößt sie auf Kritik und Ablehnung. Sicherlich hat Werbung eine andere Funktion als Satire: Letztere lebt davon, die Grenzen auszuloten, den Konsens zu brechen, die Perspektiven radikal zu erweitern. Werbung sucht hingegen nach Akzeptanz und will Grenzen nicht überschreiten. Wo die Grenzen liegen, lernen wir von denen, die sie überschreiten dürfen – den Satirikern. Dies alles funktioniert nur in einer Gesellschaft mit Meinungsfreiheit. Der Angriff auf ein Satire-Magazin ist eine Bedrohung für das gesamte Mediensystem und damit auf uns, deren Arbeitsplätze an diesem System hängen.

Wertschätzung für die Unbequemen

Wer die Mörder sind oder mit welcher Ideologie sie ihre Tat rechtfertigen, ist sekundär. Wichtig ist es, den Leuten den Rücken zu stärken, die an vorderster Front die Meinungsfreiheit vertreten – das sind nicht nur die Redakteure und Zeichner von „Charlie Hebdo“, sondern jeder Satiriker, Polemiker, Kommentator – besonders diejenigen, die sich am Rande des Konsens bewegen oder ihn überschreiten. Jenseits aller Geschmacksgrenzen und politischen Einstellungen sollten wir genau denen unsere Solidarität versichern, die uns ärgern, nerven, beleidigen, kritisieren oder lächerlich machen.

Support your local Satirist!

Wie können Werbetreibende, Agenturen und Medienunternehmen Solidarität und Wertschätzung zeigen? Nicht mit Beileidsbekundungen oder öffentlichen Statements – das sind die Mittel der Politiker. Die Mittel der Wirtschaft ist Geld. Ein klares Bekenntnis zur Meinungsfreiheit wären Werbeschaltungen in den Medien, die im Visier der Terroristen sind: natürlich „Charlie Hebdo“ in Frankreich, aber auch die lokalen Satire-Blätter und Websites, die meinungsstarken Magazine und Zeitungen, die Publikationen, die Debatten fördern und gerade den konträren und unangepassten Meinungen ein Forum geben. Deshalb: Schalten Sie Anzeigen in der "Titanic"! Buchen Sie Banner im "Postillion"! Werben sie in den Blättern, die Sie in der Vergangenheit besonders verärgert oder kritisiert haben! Warten Sie nicht auf coole Entwürfe Ihrer Agentur, schalten Sie einfach ein schwarzuntermaltes „JE SUIS CHARLIE“ oder eine der Karikaturen, die gerade im Internet verbreitet werden. Zeigen Sie Wertschätzung mit dem, was Ihnen wertvoll ist: Ihre Kohle.

Related topics

Background information for this content