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1995 | Book

Marktorientierte Neugestaltung des Einkommensteuersystems

Author: Dipl.-Volksw. Dr. Holger Richter

Publisher: Physica-Verlag HD

Book Series : Wirtschaftswissenschaftliche Beiträge

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About this book

Dieses Buch zeigt neue Wege zur Ausgestaltung der Einkommens- und Unternehmensbesteuerung auf. Die ökonomischen Konsequenzen der vorgeschlagenen Konzepte werden anhand von Simulationsrechnungen für die Bundesrepublik Deutschland dargestellt. Untersuchungsgegenstand ist hierbei zum einen die von dem Kölner Steuerrechtler Joachim Lang im Auftrag des Bundesfinanzministeriums erstellten "Entwurf eines Steuergesetzbuchs" vorgeschlagene investitionsfreundliche Einkommensteuer. Zum anderen werden die Konsequenzen der Abschaffung der Gewerbe- und Körperschaftsteuer aufgezeigt. Die diskutierten Konzepte zur Reform des deutschen Steuersystems stellen auch eine Vorlage für die Staaten auf dem Weg zur Marktwirtschaft dar.

Table of Contents

Frontmatter

Einleitung

Einleitung
Zusammenfassung
Ein Steuersystem sollte stets im Einklang mit der Wirtschaftsordnung eines Landes stehen. Das in der Bundesrepublik Deutschland bestehende System der sozialen Marktwirtschaft erfordert somit auch ein marktorientiertes Steuersystem. Das Prinzip einer Marktwirtschaft besteht darin, die in einer Volkswirtschaft vorhandenen Ressourcen optimal zu nutzen, um dadurch gesellschaftlichen Wohlstand zu gewährleisten. Zu diesem Zweck besteht die Hauptaufgabe des Staates darin, die Rahmenbedingungen zu setzen, die eine möglichst freie Entfaltung der Marktkräfte gewährleisten. Ein marktorientiertes Steuersystem ist derart auszugestalten, daß die marktwirtschaftlichen Antriebskräfte durch die Besteuerung nicht behindert werden. Der Motor einer Volkswirtschaft besteht in der Arbeitssowie der Spar- und der Investitionsbereitschaft seiner Bürger. Ein Steuersystem sollte deshalb weder die Leistungsbereitschaft des einzelnen noch die Kapitalbildung und damit das gesamtwirtschaftliche Wachstum behindern.
Holger Richter

Konsumbasierte Steuersysteme

1. Kapitel. Konsumbasierte Neugestaltung der Einkommensbesteuerung
Zusammenfassung
Die Diskussion über die “richtige” Bemessungsgrundlage der Besteuerung hat eine lange Tradition. Während Einigkeit herrscht, daß der Bürger entsprechend seiner Leistungsfähigkeit zu besteuern ist, gibt es unterschiedliche Ansichten, welcher Indikator für die Leistungsfähigkeit eines Individuums verwendet werden sollte. Adam Smith (1776) war der Auffassung, daß das Einkommen den besten Indikator für die Leistungsfähigkeit darstelle, in der Praxis jedoch schwer zu erfassen sei, so daß auch eine Konsumsteuer auf breiter Bemessungsgrundlage als Zweitbestlösung in Betracht gezogen werden könne.1
Holger Richter

Ein empirisches allgemeines Gleichgewichtsmodell

2. Kapitel. Modell und Ablauf der Analyse im Überblick
Zusammenfassung
Die Analyse der Effekte der betrachteten Steuerreformprogramme erfolgt mittels eines “dynamischen” empirischen allgemeinen Gleichgewichtsmodells (EAG-Modell).1 Ein derartiges Modell läßt sich wie folgt klassifizieren: Ein EAG-Modell ist ein auf der Basis empirischer Daten numerisch spezifiziertes Modell der allgemeinen Gleichgewichtstheorie, das so komplex ist, daß es nur unter Rückgriff auf numerische Lösungsalgorithmen gelöst werden kann.2
Holger Richter
3. Kapitel. Modellstruktur
Zusammenfassung
Ziel dieses Kapitels ist es, einen Überblick über die fundamentalen Systemgleichungen des verwendeten EAG-Modells zu geben. Hierbei wird zunächst auf das Teilmodell eingegangen, mittels dessen die einzelnen statischen allgemeinen Gleichgewichte der Referenz- bzw. der Alternativsequenz bestimmt werden. Dieses Teilmodell wird im folgenden als “statisches” Teilmodell bezeichnet.
Holger Richter
4. Kapitel. Empirische Datenbasis
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird die Erstellung der mikrokonsistenten Datenbasis für das im vorangegangenen Kapitel beschriebene EAG-Modell dargestellt. Die mikrokonsistente Datenbasis spiegelt dabei den “empirisch beobachtbaren” Gleichgewichtszustand der Weltökonomie im Jahr 1988 wider.1 Das Ziel der Erstellung der Datenbasis ist es, die wirtschaftlichen Vorgänge und die Strukturen der Weltwirtschaft für das Ausgangsjahr 1988 möglichst genau widerzugeben. Gemäß der Modellkonzeption wird angenommen, daß in diesem Jahr die Ökonomien einen Gleichgewichtszustand realisiert haben, so daß bei der Erstellung der Datenbasis die folgenden Konsistenzbedingungen beachtet werden müssen:2
  • Alle Güter- und Faktormärkte sind geräumt.
  • Die Budgets der primären und sekundären Produktionsbereiche, der Haushalte und des Staates sind jeweils in FRG und ROW ausgeglichen.
  • Die Budgets der primären und sekundären Unternehmenssektoren in FRG und ROW und des Haushaltssektors in FRG sind ausgeglichen.
  • Die Handels- und Dienstleistungsbilanz von FRG (ROW) ist ausgeglichen.
Holger Richter
5. Kapitel. Kalibration
Zusammenfassung
Um die zahlreichen Parameter der Produktions- und Nutzenfunktionen zu bestimmen, wird in EAG-Modellen üblicherweise das Verfahren der Kalibration angewandt. Dabei wird so verfahren, daß die Funktionen nach den unbekannten Parametern aufgelöst und die entsprechenden aus der Datenbasis bekannten Werte eingesetzt werden. Die auf diese Weise ermittelten Werte für die verschiedenen Parameter stellen sicher, daß die Datenbasis als Ausgangsgleichgewicht repliziert werden kann.
Holger Richter

Die Besteuerung von Ersparnissen und Kapitaleinkommen

6. Kapitel. Steuerliche Behandlung von Ersparnissen und Kapitaleinkommen privater Haushalte im Rahmen des gegenwärtigen Einkommensteuersystems
Zusammenfassung
Bei der Untersuchung eines Übergangs von der bestehenden Einkommensteuer zu einer Konsumsteuer wäre es sicherlich unrealistisch, davon auszugehen, daß die gegenwärtige Einkommensteuer auch nur annähernd einer idealen Einkommensteuer nach Schanz/Haig/Simons entsprechen würde. Vielmehr enthält die gegenwärtige Einkommensteuer bereits eine Vielzahl von Elementen einer Konsumbesteuerung.
Holger Richter

Simulationsrechnungen

7. Kapitel. Einführung einer sparbereinigten Einkommensteuer
Zusammenfassung
Als erste Steuerreformsimulation soll die Einführung einer sparbereinigten Einkommensteuer (S-ESt) untersucht werden. Dabei wird so vorgegangen, daß zusätzlich zu den bereits unter dem bestehenden Einkommensteuersystem in FRG abzugsfähigen 49% der Ersparnisse weitere 51% steuerlich absetzbar sind, so daß die Ersparnisse der Haushalte in FRG vollständig aus unversteuertem Einkommen gebildet werden können. Dadurch wird erreicht, daß die intertemporale Konsumentscheidung der Haushalte durch die Besteuerung nicht verzerrt wird.
Holger Richter
8. Kapitel. Abschaffung der Gewinnsteuern
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die Wirkungen der Abschaffung der Gewinnsteuern in FRG untersucht. Zu den Gewinnsteuern in FRG zählen die Körperschaftsteuer (32 Mrd. DM), die Gewerbeertragsteuer (29 Mrd. DM) und die Kapitalertragsteuer (9 Mrd. DM). Insgesamt beträgt das Volumen der Steuereinnahmen des Staates aus den Gewinnsteuern im Basisjahr 1988 70 Mrd. DM; dies macht 16% der Steuereinnahmen des Staates ohne Berücksichtigung der Sozialbeiträge bzw. einen Anteil von 8% an den gesamten Staatseinnahmen aus. Als Standardfall wird die sogenannte Gewinnsteuerverteilungssituation A (im folgenden kurz als Fall A bezeichnet) zugrunde gelegt, bei der die Gewinnsteuern ausschließlich den Faktor Kapital belasten. In Tabelle 8–1 sind die Steuersätze auf den Faktor Arbeit und die Steuersätze auf den Faktor Kapital vor und nach Abschaffung der Gewinnsteuern für den Fall A ausgewiesen.
Holger Richter
9. Kapitel. Einführung einer reinen Konsumsteuer
Zusammenfassung
Nach der getrennten Darstellung der Wirkungen der Einführung einer S-ESt und der Abschaffung der Gewinnsteuern sollen in diesem Kapitel die Wirkungen der gleichzeitigen Durchführung der beiden steuerpolitischen Maßnahmen untersucht werden. Dieses Steuersystem mit einer S-ESt auf der Haushaltsseite ohne separate Gewinnbesteuerung auf Unternehmensebene entspricht dem idealtypischen Konzept einer reinen Konsumbesteuerung.
Holger Richter
Schlußbetrachtung
Zusammenfassung
Das Ziel dieser Arbeit bestand darin, ein marktorientiertes Konzept zur Neugestaltung des Einkommensteuersystems zu entwickeln und die Konsequenzen des Übergangs zu einem solchen System für die Bundesrepublik Deutschland aufzuzeigen. Zur Identifizierung eines marktorientierten Steuersystems wurden zunächst die in der Literatur intensiv diskutierten Konzepte konsumbasierter Steuersysteme dargestellt und die Vorteile gegenüber einem einkommensbasierten Steuersystem unter theoretischen Aspekten aufgezeigt. Das hervorstechende Merkmal eines konsumbasierten Steuersystems auf der Haushaltsebene ist darin zu sehen, daß im Gegensatz zu der traditionellen Einkommensbesteuerung die Doppelbelastung des Sparens vermieden und somit die Konsum-/Sparentscheidung der Haushalte nicht verzerrt wird. Auf der Unternehmensebene stellen die konsumbasierten Besteuerungskonzepte sicher, daß die Investitionstätigkeit von Unternehmen durch die Besteuerung nicht behindert wird. Investiv genutzte Mittel bleiben so lange geschützt, bis sie konsumtiv verwendet werden. Als Alternative zur persönlichen Einkommensteuer auf Haushaltsebene fiel die Wahl auf die sparbereinigte Einkommensteuer gernäß des in dem Steuergesetzbuch von Lang (1993) verwirklichten Konzepts einer direkten Besteuerung des Konsums.
Holger Richter
Backmatter
Metadata
Title
Marktorientierte Neugestaltung des Einkommensteuersystems
Author
Dipl.-Volksw. Dr. Holger Richter
Copyright Year
1995
Publisher
Physica-Verlag HD
Electronic ISBN
978-3-642-46960-2
Print ISBN
978-3-7908-0819-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-46960-2