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11-04-2018 | Materialentwicklung | Nachricht | Article

NRW will im Multimaterialbau an die Spitze

Author: Thomas Siebel

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Im Zuge der Elektromobilität will sich NRW als eines der führenden Bundesländer für den Multimaterial-Leichtbau etablieren. Parallel zur Technologieentwicklung geht das Bundesland dieses Ziel nun auch strategisch an.

Nordrhein-Westfahlen beheimatet weltweit führende Unternehmen der Kunststoff- und Stahlindustrie. Das Bundesland verfügt darüber hinaus über eine laut Andreas Pinkwart, NRW-Wirtschaftsminister, prächtig entwickelte Forschungslandschaft. Die Werkstoffentwicklung sei deswegen von zentraler Bedeutung für das Bundesland, wie er auf einer Veranstaltung des Vereins Kunststoffland NRW am 9. April in Köln betonte. Insbesondere im Zusammenhang mit der Elektromobilität eröffne sich dadurch die Chance, in der Wahrnehmung als Automobilland zu den südlichen Bundesländern aufzuschließen.

Hierfür seien Innovationen nötig, die durch die heimischen Unternehmen und Universitäten zwar auch geliefert würden, aufgrund langwieriger Genehmigungsverfahren, etwa für neue Anlagen, bislang jedoch oftmals an der industriellen Umsetzung gehindert worden seien. Pinkwart versprach für eine innovations- und investitionsfreundlichere Infrastruktur zu sorgen. Reinhard Hoffmann, Vorsitzender des Vereins Kunststoffland NRW, wies darauf hin, dass das Bundesland in den 70er-Jahren mit der Batterieforschung schon einmal wichtige Kompetenzen verloren habe. Es wäre fatal, wenn dies im Bereich des Leichtbaus ein zweites Mal geschehe.

Automobilbau noch immer Stahl-dominiert

Dass sich für die Kunststoffindustrie im Zuge der Elektromobilität neue Chancen für die Kunststoffindustrie ergeben, bestätigte auch Gunnar Hermann, Geschäftsführer der Ford Werke. Er wies jedoch auch darauf hin, dass derlei Chancen in der Vergangenheit nicht genutzt wurden. So veränderten sich die Materialanforderungen der Automobilindustrie stetig, jedoch sei kein grundsätzlicher Materialwandel zu beobachten. Beispielsweise sei der Ford Fiesta des Jahr 1915 zu 63 % aus Stahl gebaut gewesen, während das 2017er-Modell noch immer zu 62 % aus FE-Metallen bestehe. Dies Hermann zufolge, wie protektiv die Stahlindustrie sei.

Im Zusammenhang mit der Elektromobilität forderte er die Kunststoffindustrie auf, jetzt „das Zepter in die Hand zu nehmen“, da sich Fahrzeugkonzepte gravierend veränderten und somit großes Potential für Innovationen gegeben sei. Die Chancen für Werkstoffinnovationen bewertet Matthias Zachert, Vorstandsvorsitzender von Lanxess, als gut. Die Industriekompetenz in NRW sei in dieser Konzentration weltweit fast ohne Vergleich. Damit sei das Bundesland eine „Keimzelle für Innovation“. Es sei nun nötig, Industrie, Prozesskompetenz und die Möglichkeiten der Digitalisierung zusammenzubringen, um in der Werkstoffentwicklung neue Maßstäbe zu setzen.

Neue Werkstoffe für Crashstrukturen

Thyssenkrupp-Verkaufsleiter Bernhard Osburg griff den Vorwurf auf, dass die Stahlindustrie protektiv sei, und konterte ihn mit Verweis auf die Innovationskraft seines Unternehmens. Heute würde im Automobilbau kein Stahl mehr eingesetzt, der bereits vor 20 Jahren in einem Fahrzeug verbaut wurde. Ein Großteil der Neuentwicklungen sei seither durch Leichtbau motiviert gewesen, indem etwa Steifigkeiten und Festigkeiten von Stählen gesteigert wurden. Im Zusammenhang mit der Elektromobilität hält auch Osburg Werkstoffinnovationen für nötig, jedoch nicht, um Fahrzeuggewichte zu senken – eine niedrigere Masse wirke sich kaum spürbar in einer größeren Reichweite aus –, als in der Entwicklung besserer Crashstrukturen, die Fahrer auch trotz höherer Fahrzeugmasse schützten.

Hybride Stahl-Kunststoff-Strukturen setze das Unternehmen bislang nur in Nischenanwendungen ein. Trotz der Schwierigkeiten hinsichtlich der Berechnung, Verbindungstechnik oder Crashsicherheit solcher Strukturen zeigt sich Osburg aufgeschlossen, hybride Werkstoffe auch in Volumenprozesse zum Einsatz zu bringen. Dies lasse sich am besten angehen, wenn drei Unternehmen der Kunststoff-, Stahl und Automobilindustrie gemeinsam die kritischen Punkte identifizierten und lösten.

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