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18-02-2019 | Mess- und Prüftechnik | Nachricht | Article

Daimler nimmt für WLTP-Zertifizierung Dreischichtbetrieb auf

Author: Andreas Burkert

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Ab 2019 müssen die Vorgaben des WLTP 2nd Act sukzessive bei der Zertifizierung erfüllt werden. Für die Automobilhersteller ein enormer Aufwand, wie Daimler im Rahmen seines TecTalks berichtet.

Die Erfüllung der Vorgaben stellt für die Automobilhersteller einen enormen Aufwand dar, wie ein Expertengespräch bei Mercedes Benz Cars zeigt. Als Ende des vergangenen Jahres der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) die bisher praktizierten Konformitätsfaktoren für RDE-Messungen für unwirksam erklärt hat, war das Gros der Automobilbranche entsetzt. Denn nun muss auch der Stickoxid-Grenzwert für Euro-6-Diesel im Realbetrieb eingehalten werden. 

Zwar besteht noch die Möglichkeit, dagegen Berufung einzulegen, doch die Automobilhersteller bereiten sich schon auf den Tag X vor. Immerhin sind es enorme Herausforderungen, welche die Entwickler von Verbrennungsmotoren wie auch die Experten der Abgasnachbehandlung bewältigen müssen.

Die Konformitätsfaktoren (CF) wurden seinerzeit vom EU-Parlament beschlossen, um einen technologischen Übergang zu gewährleisten. So wurde festgelegt, dass ab 2017 (Phase 1 von RDE) der CF 2,1 betragen darf. Konkret bedeutet das, ein Fahrzeug darf zunächst 2,1 Mal so viel emittieren wie bei der Prüfstandsuntersuchung. Dafür wird das Fahrzeug jedoch im realen Straßenverkehr bewegt, wo es beispielsweise die oben beschriebenen Fahrsituationen gibt, die zu mehr Emissionen führen können. Ab dem Jahr 2020 (Phase 2 von RDE) sinkt der Konformitätsfaktor auf 1,5. Dieser "Gestaltungspielraum" steht vor dem Aus. Es kommt noch schlimmer.

Daimlers Weg zum emissionsfreien Fahren

Denn nach dem Beschluss des Europäischen Parlaments und des Rates der EU-Staaten vom 17. Dezember 2018 verschärfen sich abermals die CO2-Grenzwerte: Noch einmal um 37,5 Prozent soll der Ausstoß bei Pkw von 2021 bis 2030 sinken. Die drängende Frage dabei ist nicht, ob sich diese Vorgaben überhaupt noch erfüllen lassen, sondern wie sie sich erfüllen lassen? Verfehlt nämlich ein Hersteller seinen spezifischen Zielwert, drohen ab 2020 Strafzahlungen. Für jedes Gramm CO2 über seinem Zielwert und für jedes verkaufte Fahrzeug muss der Hersteller dann 95 Euro Strafe zahlen. Für kleinere Hersteller mit weniger als 300.000 Fahrzeugen pro Jahr gelten Ausnahmeregelungen.

Für Mercedes-Benz Cars Anlass, im Rahmen eines Expertengesprächs (TecTalk) die Konzernstrategie zu erörtern. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die an Mittwoch, 13. Februar 2019, in Stuttgart stattfand, stand die Elektrifizierung des Antriebsstrangs. Nur so sei es möglich, den geforderten Ausstoß von im Schnitt etwa 65 Gramm CO2/km pro Fahrzeug im Jahr 2030 einzuhalten. Dieser CO2-Grenzwert kommt einem Verbrauch von 2,4 Litern Diesel oder von 2,7 Litern Benzin/100 km gleich. "Unser klares Ziel ist es, die Emissionen jedes Fahrzeugs von Mercedes-Benz Cars nachhaltig zu senken. Eine konkrete Maßnahme ist dabei die sukzessive Elektrifizierung des gesamten Portfolios", sagt Britta Seeger, Mitglied des Vorstands der Daimler AG, verantwortlich für Mercedes-Benz Cars Vertrieb.

Zehn Milliarden Euro für die neue EQ-Produktfamilie

Bis 2022 soll laut Unternehmen das gesamte Mercedes-Benz Cars Portfolio elektrifiziert werden. In jedem Segment werden deshalb verschiedene elektrifizierte Varianten angeboten – vom Smart bis zum großen SUV, angefangen von 48-Volt-Modellen über eine breite Auswahl an Plug-in-Hybriden bis hin zu rein elektrischen Fahrzeugen mit Batterie und/oder Brennstoffzelle. Dafür investiert Daimler mehr als zehn Milliarden Euro in die neue EQ Produktfamilie. Ein nächster Schritt ist im Übrigen, alle Mercedes-Benz-Werke in Deutschland bis 2022 auf eine CO2-neutrale Energieversorgung beispielsweise aus Wind- und Wasserkraft umzustellen.

Bis dahin aber erfordert das Zertifizieren der Fahrzeuge größte Anstrengungen. Nicht nur, dass es nun wesentlich mehr regionale Anforderungen und Eigenheiten gibt, die für eine Zulassungserlaubnis in den verschiedenen Ländern erfüllt werden müssen. Auch das die kurz nach Einführung des WLTP-Testverfahrens zu Jahresbeginn 2019 erneute umfangreiche Überarbeitung der Vorschriften führt zu einem erheblichen Zertifizierungsmehraufwand. Wie umfangreich die Änderungen sind, zeigt ein Blick auf die Verordnung. Mussten bisher fürs WLTP rund 700 Seiten durchgearbeitet werden, sind jetzt mit dem 2nd Act noch einmal über 300 Seiten mehr.

Zertifizierung im Dreischichtbetrieb

Nur 20 Tage nach der Veröffentlichung der neuesten EU-Verordnung zum WLTP, dem so genannten zweiten Akt (WLTP 2nd Act), ist diese bereits in Kraft getreten und muss sukzessive ab 2019 bei der Zertifizierung berücksichtigt werden. Veröffentlicht wurde die Verordnung 2018/1832 im EU-Amtsblatt am 27. November 2018, angewendet werden darf sie seit 17. Dezember 2018. Neue Messungen müssen bereits seit 1. Januar 2019 nach den Vorgaben dieser Verordnung durchgeführt werden. Kern der Emissions-Zertifizierung und damit elementarer Bestandteil bei der Zulassung eines Automobils sind Emissions- und Verbrauchstests auf Rollenprüfständen.

Mercedes-Benz Cars nutzt für die Zertifizierung und die Entwicklung deutlich mehr als drei Dutzend Rollenprüfstände auf drei Kontinenten in Deutschland, USA und China. Die Zertifizierungsmessungen im Emissionslabor am Standort Stuttgart werden nicht nur für Zulassungen in Europa durchgeführt, sondern für nahezu alle Märkte weltweit. So kommt im Jahr eine hohe fünfstellige Zahl an Rollenprüfstandtests zusammen, die in Stuttgart im Dreischichtbetrieb organisiert ist.

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