Skip to main content
Top
Published in: BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte 2/2019

Open Access 10-01-2019 | Originalarbeit

Mg-Isotopie in Magnesiten – eine Pilotstudie für den Lagerstätten-Isotopenkatalog Österreichs

Authors: em. O. Univ.-Prof. Dr. Fritz Ebner, Dorothee Hippler, Martin Dietzel, Heinrich Mali

Published in: BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte | Issue 2/2019

Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.

search-config
loading …

Zusammenfassung

Zur systematischen Erfassung von Isotopendaten österreichischer Lagerstätten wurden erstmals stabile Mg-Isostope (δ26MgDSM-3) ausgewählter ostalpiner Spatmagnesitlagerstätten/-vorkommen (Hohentauern/Sunk, Hochfilzen, Breitenau, Radenthein/Millstätter Alpe, Kaswassergraben) und des kryptokristallinen Kraubath Magnesits bestimmt. Zusätzlich wurde aus Vergleichsgründen und zur Charakterisierung wichtiger Typen von Magnesitlagerstätten auch ausländisches Material (Bela Stena/Serbien, Bushveld/Südadfrika, Poldasht/NW Iran) untersucht. Dabei wurden für die global wichtigen Typen von Magnesitlagerstätten signifikat unterschiedliche δ26MgDSM-3-Werte ermittelt: Kraubath-Typ −2.88 ‰ bis −1.80 ‰, Veitsch-Typ −1.54 bis −0.49 ‰, Bela Stena-Typ −1.07 bis −0.42 ‰, Poldasht-Typ −1.04 bis +1.01 ‰. Diese lassen sich weitestgehend auf die unterschiedlichen Bildungsprozesse (z. B. Evaporation, Metasomatose) zurückführen.

1 Einleitung

In der Programmbeschreibung der GBA Forschungspartnerschaft: „Grundlagenorientierte Mineralrohstoffforschung“ wird die systematische Erfassung von Isotopendaten österreichischer Lagerstätten als prioritär ausgewiesen, nachdem schon 2009 die Struktur einer derartigen Datenbank vorgestellt wurde [1]. Bedingt durch die damals verfügbaren Daten wurden in diesem Vorschlag aber nur die Isotope des O, C, H und S berücksichtigt. Das vorliegende Pilotprojekt zielt daher auf die stabile Mg-Isotopensignatur (δ26MgDSM-3) aus Magnesiten (1) zur Ergänzung dieser Isotopendatenbank, (2) zur Charakterisierung von Magnesitlagerstätten und (3) zur Unterstützung für genetische Fragestellungen ab. Diesen Untersuchungen kommt ein innovativer Charakter zu, da bei der Projektplanung weltweit noch keine Angaben über Mg-Isotope in Magnesiten vorlagen und erst mit Projektbeginn (Sommer 2016) aus chinesischen Lagerstätten weltweit die ersten δ‑Mg Isotopenwerte aus Magnesiten publiziert wurden [2].

2 Methodik

Nach makroskopischer Materialauswahl wurden an polierten Gesteinsanschliffen nach HCl-Ätzung und Auflichtmikroskopie möglichst homogene Bereiche definiert, aus denen über Mikrodrilling das Analysenmaterial gewonnen wurde. Aliquote von ca. 1 mg wurden anschließend mit konzentrierter HNO3 aufgelöst und das Mg mittels einer zweistufigen Ionenchromatographie chemisch abgetrennt [3]. Die Messung der Mg-Isotope erfolgte mit hochauflösender Multikollektor-Massenspektroskopie mit induktiv gekoppeltem Plasma (HR-MC-ICP-MS, Nu Instruments, Wexham, Großbritannien) im NAWI Zentrallabor für Wasser, Gesteine und Minerale der TU Graz. Die Mg-Isotopie wird in der δ‑Notation (δ25Mg und δ26Mg) als relative Abweichung zum Referenzmaterial DSM-3 in ‰ angegeben. Ein δ‑Wert entspricht dabei mindestens vier Wiederholungsmessungen, mit einer analytischen Unsicherheit auf δ25Mg und δ26Mg von ≤0,10 bzw. 0,15 ‰.

3 Herkunft und geologische Charakteristik des Probenmaterials

Unter der Prämisse dass Magnesite unterschiedlicher Genese und geologischer Situierung eine unterschiedliche Mg-Isotopie aufweisen, wurden aus Österreich folgende, verschiedenen metallogenetischen Bezirken [4, 5] angehörige Magnesite untersucht (Abb. 1):
1.
Metasomatischer Spatmagnesit (Veitsch-Typ) der Lagerstätten Hohentauern/Sunk, Hochfilzen, Breitenau und Radenthein,
 
2.
Grobkristalliner Spat-(„Salinar-“)magnesit des Kaswassergrabens,
 
3.
Kryptokristalliner Magnesit aus dem Serpentinit von Kraubath (Kraubath-Typ).
 
Tab. 1 zeigt die δ26MgDSM-3-Werte und anderen für die Isotopendatenbank relevanten Daten der untersuchten österreichischen Proben. Zur Absteckung der Variation der δ26MgDSM-3-Werte im Magnesit wurden zusätzlich auch ausländische Lokalitäten mit zu österreichischen Lagerstätten/Vorkommen konträrem Magnesit-Bildungsmilieu untersucht (Tab. 2):
1.
Sedimentärer kryptokristalliner Magnesit aus Bela Stena/Serbien,
 
2.
Kryptokristalliner Magnesit aus dem Bushveld Komplex/Südafrika,
 
3.
Rezenter kryptokristalliner Magnesit aus Playas von Poldasht/NW Iran.
 
TABELLE 1
Lokalitäten und Isotopendaten (Mg, C, O) der für die Isotopendatenbank Österreichs untersuchten Magnesitlagerstätten/-vorkommen
 
Probe-Lokalität
Koord. Gauss Krüger
Min
RG
δ25Mg
δ26Mg
δ18O
δ13C
x
y
DSM-3
DSM-3
VPDB
VPDP
HOHENTAUERN/SUNK: Magnesitbezirk Veitscher Decke
H7-1
re Bachseite
Niv. XIV
5257426
85515
D
W
−0.34
−0.58
−16.18
0.21
H7-2
re Bachseite
Niv. XIV
5257426
85515
D
W
−0.28
−0.45
−15.75
0.74
H7-3M
li Bachseite
Niv. XV
5257439
85323
SM
I
−0.32
−0.64
H7-3MD
li Bachseite
Niv. XV
5257439
85323
SM
I
−0.48
−0.88
−17.82
0.36
H7-3MD
li Bachseite
Niv. XV
5257439
85323
SM
I
−0.48
−0.88
−17.82
0.36
H8
re Bachseite
Niv. XIV
5257426
85515
SM
I
−0.34
−0.62
−19.09
0.21
H8F
re Bachseite
Niv. XIV
5257426
85515
SM
I
−0.34
−0.64
−18.72
0.25
H9
re Bachseite
Niv. XIV
5257426
85515
SM
I
−0.30
−0.68
−18.75
0.30
H11
re Bachseite
Niv. XIV
5257426
85515
SM
I
−0.36
−0.63
−19.42
0.10
H14-1D
re Bachseite
Niv. XIV
5257426
85515
D
KD
−0.43
−0.75
−14.41
−0.15
H14-2D
re Bachseite
Niv. XIV
5257426
85515
D
KD
−0.37
−0.65
−13.82
0.78
HOCHFILZEN: Magnesitbez. Tir.-Nor. Deckensyt. Wildseeloder Einheit
hof-01
Weissenstein Etage 11
5254410
−57936
D
W
−0.67
−1.22
−6.07
0.28
hof-02
Weissenstein Etage 5
5254390
−57936
D
W
−0.38
−0.67
−9.67
8.32
hof-9
Bürgl Sohle 3
5254624
−55721
SM
I
−0.66
−1.26
−9.68
0.54
hof-10
Bürgl Sohle 1
5254619
−55495
SM
I
−0.55
−1.04
−10.51
1.36
hof-11M
Bürgl/Sohle 1 Bohrung
5254605
−55495
SM
I
0.62
−1.21
−12.77
1.32
hof-11D
Bürgl/Sohle 1 Bohrung
5254605
−55495
D
W
−0.69
−1.28
−10.84
2.12
hof-12M
Inschlagalm Tagebau
5254440
−50370
SM
I
−0.81
−1.54
−10.55
0.38
hof-12D
Inschlagalm Tagebau
5254440
−50370
D
W
−0.54
−0.97
−12.00
0.30
BREITENAU: Magnesitbez. Grazer Paläozoikum
P-Br1
Grube Horizont XII
5249700
−67600
SM
I
−0.48
−0.93
−14.66
1.04
P13
Grube Revier VI
5249700
−67600
SM
I
−0.48
−0.88
−15.11
1.39
P16M
Grube Revier VI
5249700
−67600
SM
I
−0.37
−0.72
−15.24
1.63
P16D
Grube Revier VI
5249700
−67600
D
W
−0.04
−0.05
−15.30
1.79
P22a
Grube Revier V
5249700
−67600
D
W
−0.03
0.05
−15.47
1.98
P24D
Grube Revier V
5249700
−67600
D
W
−0.09
−0.13
−15.55
2.28
RADENTHEIN/MILLSTÄTTER ALPE: Koralpe Wölz Deckensystem
R4-1
Grube S‑Feld, Sohle 7
5190000
23000
D
W
−1.08
−2.02
−8.22
1.97
R4-3
Grube S‑Feld, Sohle 7
5190000
23000
SM
I
−0.38
−0.84
−18.38
−1.07
P5-1
Grube S‑Feld, Sohle 8
5190000
23000
D
W
−0.67
−1.21
−15.54
0.23
R5-2.1
Grube S‑Feld, Sohle 8
5190000
23000
SM
I
−0.36
−0.70
R5-2.2
Grube S‑Feld, Sohle 8
5190000
23000
SM
I
−0.28
−0.49
−16.73
−1.26
R5-2.3
Grube S‑Feld, Sohle 8
5190000
23000
SM
I
−0.31
−0.58
−18.13
−1.57
KASWASSERGRABEN: Evaporitbez. Permoskyth Tir.-Nor., Bajuv. Juv. Deckensystem
Kas-1
ehem. Gipsabbau
5278300
102000
SM
I
−0.65
−1.27
−7.28
2.02
Kas-2
ehem. Gipsabbau
5278300
102000
SM
I
−0.74
−1.37
−6.29
2.11
KRAUBATH:Magnesit-Chromit-Asbestbez. Silvretta Seckau Deckensystem
Au5
Augraben
5239600
−105400
KM
I
−1.29
−2.53
Au 31 M
Augraben
5239600
−105400
KM
I
−0.99
−1.93
−4.03
13.98
Au 33
Augraben
5239600
−105400
KM
I
−1.00
−1.96
−4.70
−14.82
Au 45
Augraben
5239600
−105400
KM
I
−1.32
−2.54
Au 47
Augraben
5239600
−105400
KM
I
−1.45
−2.88
−3.50
−13.13
P-1
Augraben
5239600
−105400
KM
I
−1.32
−2.55
−3.06
−13.27
P-LU 2D
Augraben
5239600
−105400
KM
I
−1.11
−2.15
−5.76
−12.05
Min Mineral: D Dolomit, SM Spatmagnesit, KM Kryptokristalliner Magnesit; RG Rohstoffgruppe: W Wirtsgestein, I Industriemineral, KD kluftförmiger hydrothermaler Dolomit (Kokardendolomit).
TABELLE 2
Außerösterreichisches Vergleichsmaterial
Vorkommen
δ25MgDSM-3
δ26MgDSM-3
δ18OVPDB
δ13CVPDB
Bela Stena/Serbien
bs-1
−0.22
−0.42
4.67
−0.41
bs-2
−0.55
−1.07
5.25
2.67
bs-5
−0.34
−0.65
4.38
1.93
bs-6
−0.49
−0.90
5.34
2.65
Bushveld/Südafrika
Bushv-1
−0.95
−1.80
2.42
1.43
Poldasht/NW Iran
Pol-1
−0.21
−0.42
−6.15
−0.94
Pol-3
0.31
0.65
−5.00
1.51
Pol-4
0.51
1.01
n.b.
n.b.
Pol-5
−0.53
−1.04
−6.79
−0.14
Bei Untersuchung im Rasterelektronenmikroskop zeigt sich, dass weder beim Spatmagnesit in Karbonatgesteinen noch beim Kraubath-Typ Magnesit in Serpentiniten mit monomineralischen Proben zu rechnen ist. Im Spatmagnesit finden sich neben Resten des nicht umgewandelten Dolomits immer mehrere Generationen von syn- bis postmagnesitischem Dolomit (Abb. 2). Der Magnesit vom Kraubath-Typ führt reichlich Reste von nicht umgewandeltem Serpentin (Abb. 3). Die feinstkörnigen chemisch gefällten Magnesite vom Bela Stena- und Poldasht-Typ sind dagegen homogen und nur durch klastisch eingetragene Sedimentkomponenten verunreinigt.

3.1 Hohentauern/Sunk

Die Lagerstätte ist an karbone geringmetamorphe Karbonatgesteine gebunden. Bevorzugt tritt grobkörniger Pinolit- und Bändermagnesit auf, für den ein metasomatisches Bildungsmodell und durch Sm/Nd Datierungen ein oberkarbones bis unterpermisches Bildungsalter belegt ist. Dolomit in der Umhüllung des Magnesits, wie auch im Magnesit, entstammt unterschiedlichen Generationen [6].
Proben:
  • Magnesit: H8, H8F, H 11 (Pinolitmagnesit), H9 (Bändermagnesit)
  • Dolomit (H7-1 fossilführend, H7-2 grobkörnig) vom metasomatischen Kontakt zum Spatmagnesit (H7-3M, H7-3MD)
  • Kokardendolomit: Dolomitlage der Kokarde (H14-1D), laminierte Dolomitkluft (H14-2D).

3.2 Hochfilzen

Im Bereich Weissenstein-Bürglkopf liegt das Magnesitlager in bis zu 500 m mächtigem Dolomit (Obersilur – Unterdevon), dem pelagische Kalke vorausgegangen sind. Die Primärgefüge sind durch die metasomatische Magnesitbildung weitgehend verdrängt. Der unterschiedlich gefärbte Magnesit ist meist feinkörnig. Am Bürglkopf findet sich auch eine feinkörnige braune, „sandig“ anwitternde Varietät und auf der Inschlagalm ist zusätzlich typischer Spatmagnesit entwickelt [7, 8].
Proben:
  • Dolomit Weissenstein: hof-1, hof-2
  • Magnesit Bürgl: hof-9 (rot), hof-10 (hellgrau); Kontakt Dolomit (hof-11D) zu Magnesit (sandig, braun; hof-11M).
  • Magnesit Inschlagalm: hof-12M, Dolomit des Kontaktes (hof-12D).

3.3 Breitenau/Grazer Paläozoikum

Der grobkörnige Magnesit (darunter auch Bänder- und Pinolitmagnesit) ist an graue bis 200 m mächtige unterdevone Dolomite gebunden. Späte Dolomitbildungen sind Rosszahndolomit, Redolomitisierung entlang von Spaltrissen/Kristallgrenzen sowie pigmentreiche grobe Dolomitkristalle. Geochemie und Kontakte des Magnesits zum Wirtsgestein deuten auf eine metasomatische Magnesitbildung, die nach Sm/Nd-Datierungen in der Obertrias stattfand [9, 10].
Proben:
  • Magnesit: P-Br1 (Magnesitsonne), P3 (grobkristallin), P13 (Pinolitmagnesit), P16M (Pinolitmagnesit in Dolomit P16D).
  • Dolomit: P22a (grau), P16D (schwarz; darin aufsprossender Magnesit P16M)

3.4 Radenthein/Millstätter Alpe

Der 30–70 m mächtige Spatmagnesitkörper wird von Calcit- und Dolomitmarmoren begleitet, die zusammen in kretazisch geprägte Granatglimmerschiefer eingelagert sind. Vorherrschend ist neben grobkörnigem Pinolit- und Bändermagnesit auch weißer Spatmagnesit (Magnesitmarmor). Für ihre Genese werden metasomatische Modelle neben der Bildung in einem abgeschnürten Evaporitbecken angedacht [4, 11].
Proben:
  • Spatmagnesit: R4-3, R5-2.1, R5-2.2, R5-2.3; Dolomit: R4‑1, R5-1

3.5 Kaswassergraben

Das Vorkommen liegt in triassischen (Anis) Kalk‑/Dolomitgesteinen. Der gelblich bis hellbraun gefärbte Magnesit zeigt cm-große Kristalle und ist mit Fluorit, Bleiglanz und Zinkblende assoziiert [12]. Die Magnesitbildung erfolgte, abgeleitet aus Einschlussfluiden in den begleitenden Dolomiten, möglicherweise unter evaporitischer Beeinflussung („Salinarmagnesit“) [12, 13].
  • Magnesit (grobkristallin): Kas-1, Kas-2

3.6 Kraubath

Der kryptokristalline, reinweisse Magnesit ist an Gang- und Netzwerkstrukturen des Kraubather Serpentinitkörpers gebunden. Für seine Bildung waren Lösungs- und Anreicherungsprozesse durch deszendente CO2-reiche Wässer verantwortlich, die entlang von Störungszonen im Serpentinitkörper zirkulierten [14].
Proben:
  • Rein weisser, kryptokristalliner Magnesit (Au5, Au31M, Au33, Au45, Au47, P1, LU2D).

3.7 Außerösterreichisches Vergleichsmaterial (Tab. 2)

3.7.1 Bela Stena/Serbien

Die Proben stammen aus dem stillgelegten Tagebau Bela Stena (70 km S Kraljevo/Serbien), der im von Ophiolithgesteinen umrandeten miozänen Jarandolbecken liegt. Der feinstkörnige, weiße, lakustrine Fossilien führende Magnesit weist Sedimentstrukturen, wie Lamination, intraformationelle Brekzien und Trockenrisse auf, die auf episodisches Trockenfallen des Ablagerungsraums deuten. Die Magnesitbildung erfolgte im lakustrinen Milieu durch chemische Interaktion des Seewassers mit an Mg-angereicherten, aus dem Ophiolithbereich stammenden Wässern [15, 16].
Proben:
  • Dichter, reinweisser Magnesit: bs‑1, bs‑2, bs‑5, bs‑6.

3.7.2 Bushveld/Südafrika; aufgelassener Magnesitbergbau am Olifant River

Weißer, kyptokristalliner Magnesit vom „Kraubath-Typ“ tritt in Linsen, Gängen und Netzwerken im Harzburgit des altproterozoischen Bushveld-Komplexes auf. Genetisch wird er auf Reaktionen des Gesteins mit einem CO2-reichen Fluid bei niedrigen Temperaturen zurückgeführt (Exkursionsbericht 2016, MUL, Lehrst. Geol. Lagerstättenlehre).
Probe:
  • rein weisser. Kryptokristalliner Magnesit: Bushv-1.

3.7.3 Poldasht/NW-Iran

Der kryptokristalline, rein weiße, kreidig ausgebildete Magnesit ist rezenten und holozänen Alters. Die max. 15 m mächtigen Magnesitsedimente wurden/werden in evaporierenden Playabecken abgeschieden, die direkt quartären Basalten auflagern, von denen auch das für die Magnesitbildung erforderliche Mg bezogen wird [16, 17].
  • Magnesit: Pol‑1, Pol‑3, Pol‑4, Pol‑5

4 Ergebnisse und Diskussion

Die untersuchten Proben sind Beispiele aus global wichtigen Typen von Magnesitlagertstätten [15, 18]. Die δ26MgDSM-3-Werte (in ‰) dieser Magnesite (Tab. 1 und 2) bilden folgende für die einzelnen Lagerstättentypen charakteristischen Cluster (Abb. 4):
  • Kraubath-Typ: −2,88 ‰ bis −1,80 ‰
  • Veitsch-Typ: −1,54 ‰ bis −0,49 ‰
  • Bela Stena-Typ: −1,07 ‰ bis −0,42 ‰
  • Poldasht-Typ: −1,04 ‰ bis +1,01 ‰.
Die δ26MgDSM-3-Werte (−1,54 bis −0,49 ‰) der alpinen Spatmagnesite (Veitsch-Typ und Kaswassergraben) mit einer Schwankungsbreite von 1,05 ‰ entsprechen dem durch den chinesischen Spatmagnesit vorgegebenen Rahmen [2]. Die geringe Anzahl der untersuchten Proben lässt aber offen, ob für die einzelnen Lagerstätten, die unterschiedlichen Lagerstättenbezirken angehören, signifikantere Gruppierungen der δ26MgDSM-3-Werte erwartet werden können (Abb. 1). Unklar ist auch, ob unterschiedliche Temperaturen bei der Metasomatose zu Gruppenbildungen führen können. Eventuell sind dazu aber aus der Kombination der Untersuchungen der Mg-Isotopie mit der O, C‑Clumped Isotopie [19] wesentliche Erkenntnisse zu erwarten.
Generell lassen Prozesse der Metasomatose Gruppierungen der δ26MgDSM-3-Werte erwarten, die im isotopisch schweren Bereich diagnetisch gebildeter mariner Dolomite/Kalke ansetzen [2, 20] und darüber hinaus bis in Bereiche um −0,49 ‰ führen (Abb. 1 und 4). Ein interessantes Phänomen sind Mg-isotopisch schwere Dolomite, die vermutlich im Zuge der Metasomatose gebildet wurden (Abb. 5).
Kryptokristalliner Magnesit (Kraubath‑, Bela Stena- und Poldasht-Typ) zeigt individuelle Gruppierungen der δ26MgDSM-3-Werte, die entweder auf prozessbezogene Fraktionierungen bei der Mg-Mobilisation aus dem Umgebungsgestein oder bei der Magnesitausfällung zurückzuführen sind. Sichtbar wird das bei den untersuchten Proben des Kraubath- und Bela Stena-Typs (Abb. 4). Beide beziehen das Mg für die Magnesitbildung aus Serpentinit (δ26MgDSM-3-Werte um −0,20 ‰) [21]. Der beprobte Magnesit beider Lokalitäten liegt aber in zwei deutlich getrennten Bereichen (Abb. 4). Der Magnesit aus dem Bushveldkomplex liegt durchaus im Wertebereich des Kraubath Magnesits. Für die österreichische Isotopendatenbank zu untersuchen wäre, da noch unbekannt, außerdem die Mg-Isotopie im Magnesitbezirk des Gföhl Deckensystems – Dunkelsteiner Wald, wo der Magnesit in ultrabasischen Mantelschuppen in krustalen Gneisen situiert ist.
Die δ26MgDSM-3-Werte des Bela Stena-Typs überlappen in einem kleinen Bereich mit dem Poldasht-Typ. Letzterer zeigt bei einer relativ großen Streuung seiner δ26MgDSM-3-Werte (von −1,01 bis +1,04 ‰) ebenfalls nicht mehr die Isotopencharakteristik seines Mg-reichen, basaltischen Umgebungsgesteins. Dieses Ergebnis wird damit erklärt, dass es bei der fortschreitenden Evaporation hochmineralisierter alkalischer Wässer in Playa-Becken bei der Abscheidung des Magnesits zu einer Rayleigh-Isotopenfraktionierung kommen kann, bei der zuerst die leichten Mg-Isotope verbraucht und im Magnesit eingebaut werden und dadurch die schwereren Isotope im Playawasser relativ dazu angereichert werden. Folglich bildet sich im fortschreitenden Prozess der Magnesitbildung aus dem an schwereren Mg-Iosotopen angereicherten, verbleibenden Wasser Magnesit mit einer „schwereren“ Isotopie, die bis in den positiven δ26MgDSM-3-Wertebereich hineinreichen kann [17].
Die untersuchten Bespiele zeigen, dass Mg-Isotope hervorragend Einblicke in die Magnesit-Bildungsprozesse ermöglichen. Bei metasomatisch gebildetem Spatmagnesit sind aus der Kombination mit der O‑, C‑ „Clumped“ Isotopie [19] Informationen über die Bildungstemperaturen zu erwarten. Unbekannte und innovative Aspekte eröffnen auch die mit Spatmagnesit auftretenden Mg-isotopisch schweren Dolomite (Abb. 5).

Danksagung

Die Finanzierung des Projektes erfolgte im Rahmen der GBA Forschungspartnerschaft „Grundlagenorientierte Mineralrohstoffforschung“ in enger Synergie mit dem durch die Dr. Emil Suess Erbschaft der ÖAW geförderten Projekt „Magnesit im Verband mit Basalt“, in dem der Poldasht-Magnesit gemeinsam mit Masoud Ovissi (Arinzamin Research Institut/Teheran) bearbeitet wurde. Für die Laboruntersuchungen standen Einrichtungen der TU-Graz (NAWI Zentrallabor für Wasser, Gesteine und Minerale) und der MU Leoben (Department für Angewandte Geowissenschaften) zur Verfügung.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (http://​creativecommons.​org/​licenses/​by/​4.​0/​deed.​de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Literature
1.
go back to reference Rantitsch, G.; Russegger, B.: Statistische Auswertung und Visualisierung der Isotopendaten österreichischer Rohstoffvorkommen, unveröff. Ber., Wien, Geowiss. Zentrum ÖAW, 2009, 17 S Rantitsch, G.; Russegger, B.: Statistische Auswertung und Visualisierung der Isotopendaten österreichischer Rohstoffvorkommen, unveröff. Ber., Wien, Geowiss. Zentrum ÖAW, 2009, 17 S
2.
go back to reference Dong, A.; Zhu X.K.; Li, S.Z.; Kendall, B.; Wang, Y.; Goa, Z.: Genesis of a giant Paleoproterozoic strata-bound magnesite deposit: Constraints from Mg isotopes, Precambrian Research, 281 (2016), pp 673–683CrossRef Dong, A.; Zhu X.K.; Li, S.Z.; Kendall, B.; Wang, Y.; Goa, Z.: Genesis of a giant Paleoproterozoic strata-bound magnesite deposit: Constraints from Mg isotopes, Precambrian Research, 281 (2016), pp 673–683CrossRef
3.
go back to reference Wombacher, A.E.; Häusler, A.; Weyer, S.: Separation of Mg, Ca and Fe from geological reference materials for stable isotope ratio analyses by MC-ICP-MS and double-spike TIMS, Journal of Analytical Atomic Spectrometry, 24 (2009), pp 627–636CrossRef Wombacher, A.E.; Häusler, A.; Weyer, S.: Separation of Mg, Ca and Fe from geological reference materials for stable isotope ratio analyses by MC-ICP-MS and double-spike TIMS, Journal of Analytical Atomic Spectrometry, 24 (2009), pp 627–636CrossRef
4.
go back to reference Weber, L. (Hrsg.): Handbuch der Lagerstätten der Erze, Industrieminerale und Energierohstoffe Österreichs, Archiv für Lagerstättenforschung, 19 (1997) Weber, L. (Hrsg.): Handbuch der Lagerstätten der Erze, Industrieminerale und Energierohstoffe Österreichs, Archiv für Lagerstättenforschung, 19 (1997)
6.
go back to reference Azim-Zadeh, A.; Ebner, F.; Jiang, S.-Y: Mineralogical, geochemical, fluid inclusion and isotope study of Hohentauern/Sunk sparry magnesite deposit (Eastern Alps/Austria): implications for a metasomatic genetic model, Mineralogy and Petrology, 109 (2015), pp 555–575CrossRef Azim-Zadeh, A.; Ebner, F.; Jiang, S.-Y: Mineralogical, geochemical, fluid inclusion and isotope study of Hohentauern/Sunk sparry magnesite deposit (Eastern Alps/Austria): implications for a metasomatic genetic model, Mineralogy and Petrology, 109 (2015), pp 555–575CrossRef
7.
go back to reference Mavridis, A.; Mostler, H.: Zur Geologie der Umgebung des Spielberghorns mit einem Beitrag über die Magnesitvererzung, Innsbruck: Festband des Geologischen Institutes anlässlich der 300 Jahrfeier der Universität Innsbruck, 1970, S. 523–546 Mavridis, A.; Mostler, H.: Zur Geologie der Umgebung des Spielberghorns mit einem Beitrag über die Magnesitvererzung, Innsbruck: Festband des Geologischen Institutes anlässlich der 300 Jahrfeier der Universität Innsbruck, 1970, S. 523–546
8.
go back to reference Morteani, G.: Mg-metasomatic type sparry magnesites of Entachen Alm, Hochfilzen/Bürglkopf and Spießnägel (Austria), Monograph Series on Mineral Deposits, 28 (1989), S. 105–114 Morteani, G.: Mg-metasomatic type sparry magnesites of Entachen Alm, Hochfilzen/Bürglkopf and Spießnägel (Austria), Monograph Series on Mineral Deposits, 28 (1989), S. 105–114
9.
go back to reference Gallhofer, D.: Lithologische und geochemische Charakterisierung der Magnesitlagerstätte Breitenau (Grazer Paläozoikum/Ostalpen).- Masterarbeit, Leoben, Montanuniv., 2010 Gallhofer, D.: Lithologische und geochemische Charakterisierung der Magnesitlagerstätte Breitenau (Grazer Paläozoikum/Ostalpen).- Masterarbeit, Leoben, Montanuniv., 2010
10.
go back to reference Henjes-Kunst, F.; Prochaska, W.; Niedermayr, A.; Sullivan, N.; Baxter, E.: Sm–Nd dating of hydrothermal carbonate formation: An example from the Breitenau magnesite deposit (Styria, Austria), Chemical geology, 387 (2014), pp 184–201CrossRef Henjes-Kunst, F.; Prochaska, W.; Niedermayr, A.; Sullivan, N.; Baxter, E.: Sm–Nd dating of hydrothermal carbonate formation: An example from the Breitenau magnesite deposit (Styria, Austria), Chemical geology, 387 (2014), pp 184–201CrossRef
11.
go back to reference Tufar, W.: Magnesitlagerstätte Radenthein, in Weber, L. (Ed.): Handbuch der Lagerstätten der Erze, Industrieminerale und Energierohstoffe Österreichs, Archiv für Lagerstättenforschung, 19 (1997), S. 314 Tufar, W.: Magnesitlagerstätte Radenthein, in Weber, L. (Ed.): Handbuch der Lagerstätten der Erze, Industrieminerale und Energierohstoffe Österreichs, Archiv für Lagerstättenforschung, 19 (1997), S. 314
12.
go back to reference Prochaska, W.: Die Bedeutung der chemischen Zusammensetzung von Einschlussfluiden und laugbaren Salzen für die Genese von hydrothermalen und sedimentären Karbonatgesteinen der Ostalpen, Mitteilungen der Österreichischen Geologischen Gesellschaft, 90 (1999), S. 175–183 Prochaska, W.: Die Bedeutung der chemischen Zusammensetzung von Einschlussfluiden und laugbaren Salzen für die Genese von hydrothermalen und sedimentären Karbonatgesteinen der Ostalpen, Mitteilungen der Österreichischen Geologischen Gesellschaft, 90 (1999), S. 175–183
13.
go back to reference Götzinger, M.: Mineralisationen in den Gutensteiner Schichten (Anis) in Ostösterreich – Ein Überblick, Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt, 6 (1995), S. 183–192 Götzinger, M.: Mineralisationen in den Gutensteiner Schichten (Anis) in Ostösterreich – Ein Überblick, Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt, 6 (1995), S. 183–192
14.
go back to reference Thalhammer, O.R.; Ebner, F.; Horkel, K.; Mali, H.: Der Ultramafit-Komplex von Kraubath, Journal of Alpine Geology, 53 (2010), S. 137–158 Thalhammer, O.R.; Ebner, F.; Horkel, K.; Mali, H.: Der Ultramafit-Komplex von Kraubath, Journal of Alpine Geology, 53 (2010), S. 137–158
15.
go back to reference Pohl, W.L.: Economic Geology, Principles and Practice: Metals, Minerals, Coal and Hydrocarbons – an Introduction to Formation and Sustainable Exploitation of Mineral Deposits, Oxford: Wiley-Blackwell, 2015 Pohl, W.L.: Economic Geology, Principles and Practice: Metals, Minerals, Coal and Hydrocarbons – an Introduction to Formation and Sustainable Exploitation of Mineral Deposits, Oxford: Wiley-Blackwell, 2015
16.
go back to reference Ebner, F.; Dietzel, M.; Hippler, D.; Mali, H.: Mg-Isotopie in Magnesiten – eine Pilotstudie für den Lagerstätten-Isotopenkatalog Österreichs, unveröff. Bericht Grundlagenorientierte Mineralrohstoffforschung, Wien, GBA, 2018 Ebner, F.; Dietzel, M.; Hippler, D.; Mali, H.: Mg-Isotopie in Magnesiten – eine Pilotstudie für den Lagerstätten-Isotopenkatalog Österreichs, unveröff. Bericht Grundlagenorientierte Mineralrohstoffforschung, Wien, GBA, 2018
17.
go back to reference Ebner, F.; Mali, H.; Ovissi, M.; Ghorbani, M.; Hippler, D.; Dietzel, M.: The Poldasht magnesite (W Asserbaijan, NW Iran)—a new type of magnesite deposit, Geologica Balcanica, XXI. International Congress of the CBGA, Salzburg (Austria), Sept. 10–13, 2018, Abstracts (2018), p 267 Ebner, F.; Mali, H.; Ovissi, M.; Ghorbani, M.; Hippler, D.; Dietzel, M.: The Poldasht magnesite (W Asserbaijan, NW Iran)—a new type of magnesite deposit, Geologica Balcanica, XXI. International Congress of the CBGA, Salzburg (Austria), Sept. 10–13, 2018, Abstracts (2018), p 267
18.
go back to reference Ebner, F.; Wilson, I.: Magnesit – globales Potenzial und geologische Lagerstättencharakteristik, BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte, 151 (2006), S.164–174CrossRef Ebner, F.; Wilson, I.: Magnesit – globales Potenzial und geologische Lagerstättencharakteristik, BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte, 151 (2006), S.164–174CrossRef
19.
go back to reference Eiler, J.M.: „Clumped-isotope“ geochemistry—The study of naturally-occurring, multiply-substituted isotopologues, Earth and Planetary Science Letters, 262 (2007), pp. 309–327 Eiler, J.M.: „Clumped-isotope“ geochemistry—The study of naturally-occurring, multiply-substituted isotopologues, Earth and Planetary Science Letters, 262 (2007), pp. 309–327
20.
go back to reference Hoefs, J.: Stable Isotope Geochemistry, 7th ed., Heidelberg/London: Springer, 2015CrossRef Hoefs, J.: Stable Isotope Geochemistry, 7th ed., Heidelberg/London: Springer, 2015CrossRef
21.
go back to reference Teng, F.-Z.: Magnesium Isotope Geochemistry, Reviews in Mineralogy and Geochemistry, 82 (2017), pp 219–287CrossRef Teng, F.-Z.: Magnesium Isotope Geochemistry, Reviews in Mineralogy and Geochemistry, 82 (2017), pp 219–287CrossRef
Metadata
Title
Mg-Isotopie in Magnesiten – eine Pilotstudie für den Lagerstätten-Isotopenkatalog Österreichs
Authors
em. O. Univ.-Prof. Dr. Fritz Ebner
Dorothee Hippler
Martin Dietzel
Heinrich Mali
Publication date
10-01-2019
Publisher
Springer Vienna
Published in
BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte / Issue 2/2019
Print ISSN: 0005-8912
Electronic ISSN: 1613-7531
DOI
https://doi.org/10.1007/s00501-018-0817-6

Other articles of this Issue 2/2019

BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte 2/2019 Go to the issue

Neues von der Montanuniversität

Neues von der Montanuniversität

Premium Partners