In der Pandemie ist die Bereitschaft, den Job zu wechseln, deutlich gestiegen. Insbesondere Jüngere und Frauen zieht es zu neuen Arbeitgebern. Jeder Vierte kündigt sogar, ohne eine neue Stelle zu haben.
Jobsicherheit ist für viele Beschäftigte in Krisen eigentlich ein wichtiger Faktor. Doch wie eine Studie ergibt, für die Xing E-Recruiting das Marktforschungsinstitut Forsa rund 2.500 Beschäftigte in der DACH-Region befragen ließ, ist die Mitarbeiterbindung unter deutschen Beschäftigten derzeit nicht besonders ausgeprägt.
So denken fast vier von zehn Erwerbstätigen der mehr als 1.000 in Deutschland Befragten über einen Jobwechsel nach oder sind sogar bereits aktiv geworden. Das sind zwölf Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Insbesondere Frauen sind auf dem Absprung und haben Interesse an einem neuen Job (38 Prozent). Aber noch größer ist der Wunsch nach einer neuen Stelle bei den jüngeren Angestellten. So ist von den 30- bis 39-Jährigen fast jeder Zweite (48 Prozent) bereit, zu einem anderen Arbeitgeber abzuwandern.
Corona ist Katalysator für Mitarbeiterfluktuation
Der Motor für diese Entwicklung ist laut Studie Corona. 31 Prozent der befragten Frauen bejahen, dass die Pandemie ihren Wechselwillen beeinflusst hat, bei den Männern sind es 22 Prozent. Insgesamt nennen also ein Viertel die Pandemie als Grund für ihren Wunsch, den jetzigen Arbeitgeber zu verlassen. Die Unzufriedenheit mancher Beschäftigter ist offenbar so groß, das jeder vierte Stellenwechsler gekündigt hat, ohne eine neue Position in Aussicht zu haben.
"Der Arbeitsmarkt wandelt sich vom Anbieter- zum Nachfragemarkt. Daher ist es trotz Corona in vielen Branchen so einfach wie noch nie, einen neuen Job zu finden. Immer mehr Beschäftigte hinterfragen während der Pandemie ihre Arbeitssituation und prüfen sehr genau, ob ihr Arbeitgeber kulturell noch zu ihnen passt", sagt Xenia Meuser, Senior Vice President Attract & Retain, Brand & Marketing bei der New Work SE.
Auf der Suche nach mehr Gehalt, Führungsqualität und Sinn
Der Umfrage zufolge streben 42 Prozent der Jobwechsler nach einem höheren Gehalt, unter den Erwerbstätigen bis 29 Jahre ist das sogar für 79 Prozent der Hauptgrund. Als weitere Gründe nennen die Teilnehmer Unzufriedenheit mit der Geschäftsführung (38 Prozent), der direkten Führungskraft (30 Prozent) oder schlicht Interesse an einer anderen Tätigkeit (31 Prozent). Jeder Vierte (26 Prozent) fehlt im aktuellen Job die Sinnhaftigkeit.
Bei den Kündigern ist hingegen die Unternehmenskultur das Zünglein an der Waage. So ist neben der Führungsqualität (28 Prozent) die Work-Life-Balance (27 Prozent) oder die Tätigkeit an sich (24 Prozent) ausschlaggebend. Finanzielle Motive spielen mit 19 Prozent nur eine untergeordnete Rolle.
Insgesamt wird aus der Studie ersichtlich, dass die Unternehmenskultur und das eigene Wohlbefinden für die Beschäftigten während der Pandemie an Bedeutung gewonnen haben. Der ideale Arbeitgeber sollte dementsprechend ein gutes Führungsverhalten bieten (59 Prozent) und flexible Arbeitszeiten (57 Prozent) ermöglichen. Ein höheres Gehalt erwarten 54 Prozent, Sinnerfüllung sowie die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, jeweils 52 Prozent.
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