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23-03-2020 | Mitarbeitermotivation | Schwerpunkt | Article

Seite an Seite mit Kollege Roboter

Author: Michaela Paefgen-Laß

3:30 min reading time

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Digitale Mitarbeiter haben ihren Platz in modernen Belegschaften eingenommen. Doch wie arbeiten die Beschäftigten mit Kollege Roboter zusammen? Wie Mensch und Maschine künftig interagieren, prognostiziert eine Studie.

Künstliche Intelligenz hält maßgeschneiderte Vorschläge im E-Commerce parat. Dafür wird sie im Alltag zunehmend geschätzt. Dringt sie aber in den Job ein, wendet sich das Blatt. Der Freund wird zum Feind. Roboter, IQ-Technologie und Intelligente Prozessautomatisierung verschwimmen zu einem einzigen Bedrohungsszenario das darauf aus ist, den Menschen von seinem Arbeitsplatz zu verdrängen. Die Chancen, die sich aus einer Zusammenarbeit ergeben, werden von Mitarbeitern kaum erkannt. Grund dafür ist fehlendes digitales Know-how.

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Digitalisierung im Mittelstand erfolgreich gestalten

Obwohl mittlerweile viele mittelständische Unternehmen die Relevanz der Digitalisierung erkannt haben, stehen die meisten bei der Umsetzung noch relativ am Anfang. Ursache hierfür sind die verschiedenen Herausforderungen, wie z. B. mangelnde Kompetenzen der Mitarbeiter oder das Fehlen einer strategischen Ausrichtung der Digitalisierung. 

In der "Mitte" ist Platz für Mensch-Maschine-Teams

Die Stelle, an der Mensch und Maschine bei der täglichen Arbeit zusammenwachsen und sich ergänzen sollen, bezeichnen die Wissenschafter Paul Dougherty und H. James Wilson als "fehlende Mitte". Gemeint ist damit ein fruchtbares Feld, das nach Ansicht der Springer-Autoren Martina Nieswandt, Roland Geschwill und Volker Zimmerman noch "weitgehend unbestellt ist" (Seite 158). Hier der Mensch, ausgestattet mit Wissen, Führungsanspruch, Empathie und Kreativität. Dort die Maschine, ausgerichtet auf das Erledigen sich wiederholender Arbeiten, anpassungsfähig und vorausschauend. In der fehlenden Mitte, so beschreiben die Autoren den Gedanken der US-Forscher im Buchkapitel "Wie Künstliche Intelligenz EdTech und das Lernen verändern wird", werden sie zu "symbiotischen Partnern", die voneinander Lernen und sich gegenseitig Antreiben. "Sie werden Zwillinge mit unterschiedlichen Kompetenzen und Aufgaben" (Seite 158).

KI unterstützt den Menschen bei Entscheidungen

Wie schnell sich die Mitte mit Leben füllen könnte, zeigt die Studie "Content Intelligence for the Future of Work". Im Auftrag des Technologieanbieters Abbyy befragten die Marktforscher von International Data Corporation (IDC) 500 Entscheider weltweit, ob und wie in ihren Unternehmen Content Intelligence- (IQ-) Technologien zur Verbesserung von Arbeitsabläufen genutzt werden. Künstliche Assistenten sind den Ergebnissen zufolge in der Intelligenten Prozessautomation (IPA) nicht länger auf das Erledigen repetitiver Arbeiten festgelegt. Zunehmend geht es darum, menschliche Fähigkeiten zu erweitern, um den Menschen in seiner Entscheidungsfindung zu unterstützen. In den kommenden beiden Jahren wird in der Mensch-Maschine-Kooperation der Anteil von Robotern:

  • bei der Auswertung von Informationen um 27 Prozent steigen
  • bei Argumentation und Entscheidungsfindung um 20 Prozent steigen
  • bei administrativen Aufgaben um 18 Prozent steigen

Die befragten Unternehmen schätzen, dass sich dadurch Mitarbeitermotivation und Kundenzufriedenheit um 40 Prozent verbessern lassen. Positive Effekte werden außerdem in den Segmenten Kundenbindung, Business Intelligence und Risikomanagement erwartet. Allerdings sind die wenigsten Mitarbeiter auf den Eintritt in die "fehlende Mitte" vorbereitet. Rund 75 Prozent der Befragten gaben an, dass es schwierig sei, Mitarbeiter zu finden, die über ausreichend digitales Know-how verfügen. Innerhalb bestehender Belegschaften mangelt es ebenfalls an digitaler Bildung, das gaben 20 Prozent an. 

Mitarbeiter-Know-how hinkt der Digitalisierung hinterher

Die Geschwindigkeit mit der die Digitalisierung Arbeitsplätze durchdringt verschiebt Kompetenzen. Das Haltbarkeitsdatum von in Studium und Ausbildung erworbenem Vorratswissen wird zunehmend kürzer. Mitarbeitende müssen sich darauf einstellen, in immer kürzeren Zyklen neues Wissen lernen und anwenden zu können. "Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor einer digitalen Bildungsrevolution", schreiben Martina Nieswandt, Roland Geschwill und Volker Zimmerman in "EdTech - Die Zukunft der Bildung in Unternehmen" (Seite 2). Sie empfehlen eine radikal neue Lernkultur. 

Education Technologies im Lernprozess

Education Technologies (EdTech) setzt digitale Technologien ein, mit denen das Lernverhalten verändert sowie nachhaltiges und anschlussfähiges Wissen erzeugt  werden soll. Dabei stehen Lernende als Individuum und ihre persönlichen Lernprozesse im Mittelpunkt. Der Einsatz von Learning Analytics hilft, Fortschritte zu messen und mit maßgeschneiderten Angeboten die Motivation zu stärken. Erfolgsformeln für die Einführung von EdTech in Unternehmen sind (Seite 94):

  • "Plattform is King": Auswahl der richtigen Plattform
  • "Content is God": passende Inhalte reduzieren Abbrecherquoten
  • Einfachheit und exzellente User Experience sind das A und O: weniger ist mehr
  • Soziale Tools und Betreuung: Menschen lernen am besten in der Gruppe
  • Kuratieren statt produzieren: fast alle Inhalte gibt es bereits im Netz
  • Offen für Neues mit Freude am Experimentieren und einem langen Atem: Entwicklungen ausprobieren und verbessern
  • Der erfolgreiche Selbstversuch als Entscheidungshilfe: Learning Manager sollten Lösungen so konzipieren, wie sie selbst lernen wollen

Dass Menschen der Digitalisierung durchaus offen, lern- und anwendungsbegeistert begegnen, beweisen sie im Privaten. Diese Motivation gilt es nun auf den Erwerb von Digitalkompetenz im Job zu übertragen. Dafür müssen Unternehmen, die Mensch und Maschine gemeinsam in die Mitte schicken wollen in neues Lernen investieren und sich von klassischer Präsenzschulung sowie Weiterbildung per Seminar trennen.

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