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01-02-2023 | Mitarbeitermotivation | Schwerpunkt | Article

Auf die große Resignation folgt das Schweigen

Author: Andrea Amerland

3:30 min reading time

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"Ich behalte mein Wissen für mich". Das ist nach "The Great Resignation" der neue Negativtrend aus den USA, der nach Europa zu schwappen droht. Und er sagt viel über den aktuellen Zustand der Mitarbeiterbindung und -motivation aus.

"Quiet Constraint" heißt ein Phänomen, bei dem Mitarbeitende ihr Wissen bewusst zurückhalten, obwohl sie Kollegen damit weiterhelfen könnten. Nach "Quit Quitting", also der stillen inneren Kündigung, und "The Great Resignation", einer Kündigungswelle infolge der Corona-Pandemie, rollt damit das nächste Problem auf Unternehmen zu.

Denn Beschäftigte, die ihr Wissen lieber für sich behalten, sind weniger engagiert, fühlen sich dem Arbeitgeber nicht verbunden und schaden dadurch letztendlich Unternehmen. Offenbar ist dabei das männliche Geschlecht noch schweigsamer als die weiblichen Beschäftigten, zeigt der "Workplace Culture Report 2022" von Kahoot, einem globalen Unternehmen für Lern- und Engagementplattformen.

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Männer und Generation Z mauern mit Wissen

Laut der Online-Umfrage von August/September 2022 in US-Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten, bei der rund 1.635 Antworten eingingen, halten 63 Prozent der Männer Informationen bei der Arbeit bewusst zurück, während es bei den Frauen 57 Prozent sind (Gesamt: 58 Prozent). Bei einer Betrachtung nach Alter zeigt sich, dass insbesondere die Generation Z ein derart destruktives Verhalten an den Tag legt. 

Ein Grund, weswegen nützliche Informationen nicht artikuliert werden, sind fehlende Kanäle, über die Mitarbeitende ihr Wissen teilen können (23 Prozent). Aber 26 Prozent der Befragten haben auch das Gefühl, dass ihr Talent am Arbeitsplatz gar nicht gefragt ist, ja, sogar unterdrückt werde. Es fehlt also nicht nur an Tools für ein gezieltes Wissensmanagement, sondern auch an der nötigen Wertschätzung und einem motivierendem Umfeld. 

Im Online-Meeting schalten viele ab 

Zwar wären mehr als drei Viertel der Arbeitnehmenden dankbar, für die Know-how-Weitergabe im Team und 71 Prozent signalisieren durchaus ein starkes Interesse an ihrer Arbeit, doch 87 Prozent sind gelangweilt und schalten insbesondere bei Online-Meetings (32 Prozent bei Präsentationen, 31 Prozent bei Teamrunden) oder E-Learning (35 Prozent) ab.

Die Studienautoren machen dafür auch die virtuelle und hybride Arbeitsumgebung verantwortlich, die trotz eines hohen Homeoffice-Anteils noch immer nicht optimal auf Austausch, Kommunikation und Zusammenarbeit ausgerichtet sei. 

Wie "Wissensmanagement bei hybriden Arbeitsmodellen" gelingen kann, beschreiben Sibylle Minder Hochreutener und Heinz Bleiker. Die Springer-Autoren sind überzeugt, dass die Konzepte und Prozesse dafür an die aktuelle Arbeitssituation angepasst werden müssen, damit Wissensmanagement und Mitarbeiterengagement gefördert werden können. 

Wissensaustausch in der hybriden Arbeitswelt

Denn hybride Arbeitsmodelle sowie ein unstabiles Umfeld beeinflussen insbesondere Informationsflüsse und den Wissenstransfer. Sie formulieren folgende Handlungsempfehlungen, um eine vernetzungsfreundliche und vertrauensvolle Kultur für mehr Austausch zu schaffen (Seite 98):

  • Unternehmen brauchen Netzwerker als Vorbilder. Gleichzeitig sind Offenheit, Vertrauen, Ehrlichkeit und Wertschätzung gelebte Werte. Die Beteiligung von Arbeitnehmern sollte hoch sein. So werden auch Aufgaben wahr- und Verantwortung übernommen.
  • Inhalt geht vor Funktion beziehungsweise Hierarchie. Das muss als Prinzip auch in der Führung verankert werden. 
  • Personalentwicklungsmaßnahmen sollten auf individueller Ebene unterstützen und als Enabling betrieben werden, insbesondere für die Ressource Wissen. Dem lebenslangen Lernen kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu. Individuelle und kollektive Weiterbildungen sind ein Muss für alle.
  • Freiräume für die Pflege von informellen Netzwerken sind unbedingt nötig. Sie fördern den Wissenstransfer und steigern die Motivation. Diese Zeit sollte Beschäftigten zugestanden werden, auch wenn sie von außen nicht immer direkt als wertschöpfend erkennbar ist.
  • Statt Incentiveprogramme zu starten, um den Wissensaustausch zu verbessern, empfiehlt die Forschung, geplante und strukturierte Meetings zu nutzen, da diese eine effektivere Wirkung erzielen.
  • Büroräume müssen an die neue Arbeitswelt angepasst werden. Passen diese noch zum "Next Normal" hybrid arbeitender Teams? Gibt es genügend gemeinsame Räume für den Austausch und haben diese eine motivierende Atmosphäre? Das kann auch eine gut ausgestattete Büroküche ein, die informelle Begegnung ermöglicht. 

Und wie sehen die Beschäftigten das Problem? Auf die Frage, was sie brauchen, um sich mehr zu engagieren, nennen in der Kahoot-Umfrage 59 Prozent freundschaftlichen Wettbewerb, 51 Prozent ein Brainstorming mit Kollegen und 38 Prozent mehr interaktive Medien. Daher sollte die Förderung der sozialen Interaktion in hybriden Teams stärker in den Fokus rücken als bisher.

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